Essen. Thomas Krupa inszeniert die Uraufführung von Noah Haidles „Skin Deep Song“ mit Tanz und tröstlicher Musik. Gespielt wird das Stück in einer ehemaligen Tanzschule in der Maxstraße.

Thomas Krupa sitzt an einem verlassenen Ort, wie er in „Skin Deep Song“ zu finden ist. Über ihm eine hier und da geöffnete Decke aus Kunststoffplatten, unter ihm alter Parkettboden, an der Seite ein befleckter Spiegel. Wo früher zu Mambo und Lambada die Hüften geschwungen wurden, inszeniert er mit Überbleibseln der ehemaligen Tanzschule an der Maxstraße Noah Haidles schwarze Komödie.

Der gebürtige Bonner, der mit amerikanischer Ehefrau und Baby in Berlin lebt, hat bisher eher schwere Stoffe im Grillo-Theater auf die Bühne gebracht. Dazu gehörten die Zukunftsrevue „25 Sad Songs“, die Shakespeare-Tragödie „Coriolanus“ und das sperrige Mammutprojekt „Die Ästhetik des Widerstands“. Doch das ist nur ein kleiner Teil seiner Arbeiten. „Ich habe 100 Inszenierungen gemacht“, sagt Krupa, der sich im Schauspiel ebenso versiert bewegt wie im Opernfach.

Becketts Geist ist spürbar

In Essen assistierte er einst bei Hansgünther Heyme, inszenierte unter anderem in Berlin, Karlsruhe, Düsseldorf, Frankfurt, München, Dortmund, Bonn und New York, wobei das Theater Freiburg nach längerer fester Verpflichtung sein Stammhaus blieb. Im klassischen Repertoire fühlt er sich ebenso zu Hause wie bei den Zeitgenossen. Shakespeare ist für ihn so etwas wie ein Hausgott, er schätzt aber auch Sarah Kane. Seit er 2009 mit dem Missbrauchsdrama „Mr. Marmalade“ erstmals ein Stück von Noah Haidle realisierte, entstand eine Arbeitsbeziehung zwischen dem Rheinländer und dem Amerikaner, der, wie in „Skin Deep Song“ deutlich spürbar, Beckett sehr verehrt.

„Es geht um eine Welt, die sich entleert hat. Alles, was ist, ist nicht mehr“, so der Regisseur. Es herrscht Krieg. Zwei Schwestern versuchen, sich am Leben zu erhalten. Sie füllen die Leere mit Witzen, Rollenspielen und Erinnerungen an die Toten. An die Mutter, die ihnen die Angst vor der Dunkelheit mit einem Wiegenlied nahm und an den skrupellosen Vater.

"Hommage an das Leben"

Eine „Hommage an das Leben“ nennt Thomas Krupa das surreale Stück, das auf mehreren Ebenen angesiedelt ist. Ein Spiel im Spiel, bei dem es „absolute Slapstick-Momente gibt, aber immer auf der Folie grundsätzlicher Fragen nach Heimat und nach Familie. Berührend wird es, wenn die Regeln des Spiels verletzt werden“.

Für die Geschichte, deren punktgenauen Dialoge er schätzt, schafft er einen Rahmen mit Musik. Stockhausen-Schüler Mark Polscher hat sie inklusive des Titelsongs komponiert. Songs von den Rolling Stones, Rod Stewart oder Marvin Gaye spiegeln „die inneren Zustände der Figuren“. Und die Schauspieler schwingen dazu ihre Hüften. Unter der Führung von Thomas Krupa. „Ich habe mich viel mit Tanztheater beschäftigt“, sagt er und füllt einen verlassenen Ort mit Tanz, Spaß und Hoffnung.