Der Mann hat kleine Katastrophen und Meilensteine der hiesigen Musikgeschichte erlebt. An ein Konzert, das wegen einer Grippewelle mit 30 Aushilfen gespielt wurde, erinnert sich Franz Weser noch gut oder an den Abbruch einer Oper wegen Stimmverlust. Aber auch an vier Generalmusikdirektoren, die Eröffnung des Aalto-Theaters und der Philharmonie. Dem Kontrabassisten selbst ist in 38 Jahren bei den Philharmonikern nie etwas zugestoßen. Und das soll im Ruhestand so bleiben. „Ich will Videofilme machen – ein großes Hobby von mir –, mich mit meinem Enkel beschäftigen und mal wieder Klavier spielen“, sagt er.
Das Orchester wählte Wallberg aus
Mit dem Tasteninstrument hatte alles begonnen. Er war sechs und schlug bei der Klavierlehrerin „ziemlich gut ein“. Dass er lieber Musik mit anderen machen wollte, entdeckte er als Jugendlicher, lernte Kontrabass, um die Lücke im Schulorchester zu füllen. „Es war und ist eine Hassliebe“, meint Weser, „allein wegen der Schlepperei. Aber wenn man eine Basslinie spielt und das Orchester baut darauf auf, das ist ein gutes Gefühl“.
Solche Gefühle hatte er noch oft. Beim Folkwang Kammerorchester, mit dem er auftrat während des diszipliniert absolvierten Studiums an der Folkwang-Hochschule, und ab 1974 bei den Essener Philharmonikern. Unter Gustav König trat der Bergisch Gladbacher noch die Stelle als stellvertretender Solo-Bassist an. Dann kam Heinz Wallberg. „Er war der einzige GMD, den sich das Orchester selbst ausgesucht hatte“, berichtet Franz Weser. Es herrschte Aufbruchstimmung, die auch Franz Weser erfasste: „Seine ersten acht Jahre waren die Zeit, in der ich am meisten Spaß hatte.“
Das größte Ereignis in seinem Musikerleben aber war wohl die Fertigstellung des Aalto-Theaters, „mehr noch als die der Philharmonie“. Hatte es doch 30 Jahre gedauert, bis das Opernhaus 1988 mit Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ eröffnet wurde. „Es war eine regelrechte Befreiung. Zuvor hatten wir bei 38 Grad in einem engen, tiefen Graben im Grillo-Theater gespielt. Und dann dieser Platz, diese Akustik, diese Atmosphäre.“
Musikalische Meilensteine waren für ihn„Der Ring des Nibelungen“ unter Wolf-Dieter Hauschild und „Die Frau ohne Schatten“ unter Stefan Soltesz. Sein letzter Chef war es, der „in seiner druckvollen Art“ das Orchester zu einem der besten gemacht habe. „Er hätte das auch anders erreicht. Aber der Erfolg gibt ihm Recht“, räumt Weser ein, der mit Soltesz immer gut auskam. Er zeigte Verständnis, als Weser 2005 in die Bassgruppe zurücktrat. „Man muss gehen, solange man noch gut ist“, meint er selbstkritisch. Deshalb sein früher Abschied mit 63.
„Ich bin ja noch gefragt“, sagt Franz Weser. Mit der Westdeutschen Sinfonia, die ihn schon nach München oder Madrid brachte, wird er weiter spielen. Demnächst die 7. Sinfonie von Bruckner.