Die größten Dramen im Theater spielen sich bekanntlich hinter der Bühne ab – aber auch die besten Komödien: Dies will die Komödie „Theater! Theater! oder Wer ermordete Lord T.?“ beweisen. Das Kleinen Theater am Gänsemarkt setzt bei seiner neuesten Produktion voll auf seine exzellent aufgelegte Darstellerriege.
Schon beim Einlass überrascht das Amateurensemble mit originellen Ideen. Techniker, Maskenbildnerin und Schauspieler wuseln nervös durchs kleine Foyer des Wohnzimmertheaters, wundern sich über so viel Publikum, wo dies doch nur die „Hauptprobe“ sei und suchen genervt nach einem der Hauptdarsteller. Dass dieser nicht auftaucht, entwickelt sich zum Dreh- und Angelpunkt der Komödie, die Sabine Misiorny und Tom Müller bereits vor rund 13 Jahren verfasst und in Düsseldorf uraufgeführt haben.
Somit steht die nahende Premiere des Krimis, mit dem sich Regisseur Falk Wagner für die große Bühne empfehlen will, unter keinem guten Stern. Doch auch die anwesenden Darsteller bringen ihn an den Rand der Verzweiflung: Diva Karin etwa braucht immer ein Stichwort, um sich an den Text zu erinnern, ihr Kollege Julius Brenner fühlt den Kommissar, den er spielen soll, nicht richtig und kümmert sich im Gegenzug nur wenig um die Regieanweisungen. Dafür buhlen die beiden Möchtegernstars mächtig um die Aufmerksamkeit des Regisseurs und zicken sich dabei gerne gegenseitig an. Als schließlich noch ein Zuschauer irrtümlich für den verschollenen Darsteller gehalten wird, scheint das Chaos perfekt.
Gut, man merkt schnell: Das Stück lässt kaum ein Klischee aus. Denn auch der Regisseur hat natürlich nur seine eigene Karriere im Kopf und hat mit jeder Darstellerin ein Verhältnis. Aber einer Boulevardkomödie, die nicht mehr will als gut unterhalten, tut dies ja keinen Abbruch – besonders nicht, wenn die Darsteller mit so viel Freude und Herzblut an die Sache gehen wie in diesem Fall: allen voran Ute Wollweber, die wunderbar in der Rolle der selbstverliebten Karin aufgeht. Auch Helmut Schmitt beweist Wandlungsfähigkeit, schaltet überzeugend zwischen tuntigem Schauspieler und dessen trocken-britischem Bühnen-Alter-Ego hin und her. Norbert Lauers Regisseur kommt zwar etwas langsam, dafür gewaltig in Fahrt, Michael Busseck ist als Zuschauer Schmidt da im Vergleich eher eindimensional, der vermeintliche Krimispezialist bleibt zu sehr Clown. Dennoch: Den exzellenten Schauspielern ist es zu verdanken, dass man gerne über einige Längen und dramaturgische Schwächen gerade im letzten Drittel in Ingo Scheuers Inszenierung hinwegsieht.