Essen. . Auch an der Goetheschule starten dieses Jahr die ersten Schüler schon in Klasse 6 mit Spanisch. Schulleiterin Vera Bittner erwartet ein großes Interesse an dem neuen Angebot. „Ich schätze, dass von den 60 Schülern etwa 40 Spanisch nehmen werden und 20 Latein.“ Französisch ist für sie erst in Klasse 8 wählbar.
Sprachlos zu sein, ist selten gut, auch im Urlaub nicht. Ob’s dieser Gedanke sein mag, der dem Spanischunterricht an den Schulen Auftrieb gibt? Vielleicht auch. Sicher ist: Die Wahl von Eltern und Kindern fällt heute öfter auf die Sprache Cervantes’. Spanisch wird vereinzelt bereits in Sekundarstufe I angeboten, mit der Goetheschule setzt diesen Sommer eine weitere Schule das Projekt Spanisch ab Klasse 6 um. Die jetzigen Fünftklässler, die mit Englisch begonnen haben, müssen bald entscheiden, ob sie im nächsten Schuljahr Latein hinzunehmen oder eben Spanisch.
Schulleiterin Vera Bittner erwartet ein großes Interesse an dem neuen Angebot. „Ich schätze, dass von den 60 Schülern etwa 40 Spanisch nehmen werden und 20 Latein.“ Französisch ist für sie erst in Klasse 8 wählbar. Bittner will die Entscheidung, Spanisch vor Französisch anzubieten, keinesfalls als Geringschätzung der Sprache des direkten europäischen Nachbarn verstanden wissen. „Wir sind einfach davon überzeugt, dass es leichter ist, mit Spanisch anzufangen. Es bleibt aber unser Ziel, dass möglichst viele Kinder Französisch lernen.“
Viktoriagymnasium legte vor
Auch am Viktoriagymnasium können Schüler bereits früh in ihrer Gymnasiallaufbahn Spanisch wählen statt erst in der Sekundarstufe II als so genannte „neu einsetzende Fremdsprache“. Die Schule im Südostviertel war die Essener Pionierin in Sachen Spanischunterricht ab Klasse 6. Ausschlaggebend war die Nachfrage, sagt Schulleiter Klaus Wilting. Inzwischen gibt es das Angebot im dritten Jahr. „Die Nachfrage hat sich auf eine Drittelparität eingependelt“, sagt Wilting, „etwa gleich viele Kinder wählen in Klasse 6 Spanisch, Französisch und Latein“.
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Im Fall des Viktoriagymnasiums wird das Interesse an dem neuen Angebot zusätzlich dadurch befördert, dass im Umfeld der Schule viele spanischstämmige Familien leben. Der spanische Elternverein hat in der Nähe seinen Sitz, nutzt regelmäßig die Aula. Von dieser Besonderheit mal abgesehen – welche Gründe vermuten die Schulleiter dafür, dass Spanisch auf dem Vormarsch ist? „Spanisch hat im Moment eine gewisse Attraktivität“, sagt Vera Bittner von der Goetheschule, „die Kinder kommen damit mehr in Berührung“. Nicht zuletzt „gilt es auch im Vergleich mit Französisch schlichtweg als einfacher“, so Klaus Wilting.
Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. In diesem Fall ist es das Französische, das leicht an Aufmerksamkeit verliert. Lernten in Essen im Jahr 2006 noch 13.524 Schüler Französisch, sind es heute rund 2000 weniger, wenngleich in diesem Zeitraum freilich auch die Gesamtzahl der Schüler zurückgegangen ist.
Klassiker Latein heute weniger angesagt
Auch der Klassiker Latein, der vor ein paar Jahren nochmal einen kleinen Boom verzeichnete, ist nach dem Eindruck vieler Schulleiter heute weniger angesagt. Am Burggymnasium etwa, wo Schüler Latein – kombiniert mit Englisch – als erste Fremdsprache wählen können, „liegt der Bedarf heute etwa bei einer halben Klasse“, so Schulleiterin Petra Schnell-Klöppel. Es gab schon mal ganze Lateinklassen.
Eine der Ursachen dafür, dass Eltern bei ihrer Entscheidung eher zu den modernen Fremdsprachen neigen, sieht Schnell-Klöppel in der Wahrnehmung der verkürzten Schulzeit als besondere Herausforderung für Kinder und Jugendliche. „Es wird viel über die Belastung durch G8 geschrieben. Manche Eltern haben vielleicht Sorge, dass sich diese Belastung durch Latein noch erhöht.“
Auch an der Goetheschule können Fünftklässler mit der Kombination Latein und Englisch einsteigen, die Nachfrage ist dort ebenfalls rückläufig. An dem Bredeneyer Gymnasium gibt es in diesem Zweig jetzt eine volle Klasse, wo es früher zwei gab. Schulleiterin Bittner wirbt dennoch für die Sprache des Altertums. Nicht nur, weil sie das Erlernen anderer Sprachen erleichtere. Bittner warnt auch vor der Annahme, das Latinum werde für ein Hochschulstudium kaum noch gefordert.