Für welche Fächer benötigen Studienanfänger heute eigentlich das Latinum? „Jedenfalls nicht für Medizin oder Jura, das ist ein verbreiteter Irrtum“, sagt Barbara Berkhuijsen, Leiterin des Akademischen Beratungszentrums der Uni Duisburg-Essen. Angehende Ärzte lernen nur noch in abgespeckter Form Latein, im Rahmen des Fachs „Medizinische Terminologie“. Grammatikkenntnisse sind nicht vonnöten.
In Essen nur beim Gymnasiallehramt
In anderen Studiengängen dagegen verlangt man weiterhin das volle Programm. „Für einige Lehramtsfächer an Gymnasien wird das Latinum zentral vom Bildungsministerium vorgeschrieben.“ Dazu zählen Englisch, Französisch, Spanisch, Geschichte, Philosophie sowie evangelische und katholische Religion. Das Latinum muss bei der Einschreibung noch nicht vorliegen, die Studenten können es nachholen. Berkhuijsen warnt jedoch davor, dieses Projekt auf die leichte Schulter zu nehmen. „Die Anforderungen sind genau so hoch wie in der Schule, aber dort hat man vier Jahre Zeit, hier nur drei Semester.“ Durchfallen dürfen Prüflinge nur ein Mal. Viele stellen sich trotzdem der Herausforderung. „Die Kurse sind gut gefüllt, sie müssen im Hörsaal stattfinden.“
Wer kein Gymnasiallehrer werden will, ist in Sachen Latinum nicht unbedingt aus dem Schneider: Was an der Uni Duisburg-Essen gilt, muss anderswo nicht genau so sein. Abgesehen von ministeriellen Vorgaben beim Lehramt entscheiden die Hochschulen selbst, ob sie Lateinkenntnisse fordern oder nicht. Die viel zitierte Vereinheitlichung durch die Bachelor- und Masterstudiengänge – sie hat auch in dieser Frage nicht stattgefunden. „Wer nach dem Bachelor die Uni wechseln will“, empfiehlt Berkhuijsen, „sollte das Kleingedruckte lesen“. (sib)