Essen. . Das Unterrichtsfach Spanisch tritt einen langsamen, aber unaufhaltsamen Siegeszug an - und verdrängt damit Französisch. Als zweites Gymnasium in der Stadt bietet die Goethe-Schule in Bredeney ab dem kommenden Schuljahr Spanisch ab Klasse sechs an

Die Fremdsprache Spanisch tritt langsam, aber sicher ihren Siegeszug durch die Schulen an. Als zweites Gymnasium in der Stadt bietet die Goethe-Schule in Bredeney ab dem kommenden Schuljahr Spanisch ab Klasse sechs an und verdrängt damit Französisch. Das Viktoria-Gymnasium im Südostviertel hatte bereits im Jahr 2009 Spanisch als zweite Fremdsprache eingeführt – mit Erfolg, wie Klaus Wilting jetzt berichtet, der Leiter des Viktoria-Gymnasiums: „Spanisch wird stabil gewählt. Etwa ein Drittel eines Jahrgangs wählt Spanisch anstelle von Französisch oder Latein.“

Damit zeichnet sich in Essen ein Trend ab, der bundesweit zu beobachten ist: „Shakira schlägt Jacques Brel“, schrieb das Magazin „Spiegel“ erst im September. „Deutsche Schüler wollen lieber Spanisch als Französisch lernen.“

Am Goethe-Gymnasium fragen Eltern seit Jahren: „Warum gibt es kein Spanisch ab der sechsten Klasse?“ Das berichtet Vera Bittner, die Leiterin des Goethe-Gymnasiums. Die nach dem Krieg jahrzehntelang bundespolitisch gepflegte deutsch-französische Freundschaft hatte dem Französischen in den Schulen einen festen Platz als zweite Fremdsprache nach dem Englischen gesichert – doch das ändert sich allmählich, auch wenn längst noch nicht alle Schulen Spanisch im Programm haben.

„Spanisch ist am Anfang leichter zu lernen als Französisch“

„Junge Leute interessieren sich für spanische Musik und spanische Kultur“, sagt Thomas Brückner, der vier Sprachen am Goethe-Gymnasium unterrichtet. „Außerdem ist Spanisch am Anfang leichter zu lernen als Französisch.“ Hinzu kommt ein weiterer, nicht zu unterschätzender Attraktivitätsfaktor: Spanisch-Lehrer sind in der Regel jung.

Noch immer herrscht großer Mangel an entsprechenden Fachkräften an den Schulen. „Zurzeit ist die Situation bedingt durch die wenigen Lehrer noch etwas schwierig. Sobald mehr Lehrer zur Verfügung stehen, wird sich an den Schulen wahrscheinlich auch einiges tun“, berichtet eine Sprecherin der Düsseldorfer Bezirksregierung. Heißt: Wenn mehr Lehrer da sind, wird auch mehr Spanisch unterrichtet - und vor allem früher. „Die Zahl der Referendare im Bereich Spanisch wächst jedenfalls stetig.“

Am Goethe-Gymnasium ging der Entscheidung, künftig Spanisch ab Klasse sechs anzubieten, eine einjährige Diskussion voraus. Französisch gibt es künftig ab Klasse acht – oder, wahlweise, „Englisch bilingual“. Also Fächer wie Geschichte, Erdkunde oder Politik, die in englischer Sprache abgehalten werden.

„Latein ab Klasse fünf ist kontinuierlich stark gefragt“

Weiter bestehen bleibt das Angebot des Goethe-Gymnasiums, Latein ab Klasse fünf zu lernen. Damit zählt Goethe – neben dem Burggymnasium und dem Mädchengymnasium B.M.V. – zu den wenigen Schulen in Essen, die diese altphilologische Tradition pflegen. „Latein ab Klasse fünf ist kontinuierlich stark gefragt“, sagt Schulleiterin Vera Bittner: Pro Jahrgang gibt es zwischen 30 und 50 Schüler, die mit Latein – und einem Englisch-AG-Angebot – starten.

Auch anderswo hat sich Spanisch längst etabliert – in Rüttenscheid bilden Helmholtz- und Maria-Wächtler-Gymnasium regelmäßig gemeinsame Spanisch-Leistungskurse, und auch Realschulen haben Spanisch im Programm: „Spanisch ist beliebt, es zählt zu den Weltsprachen, ist im Internet sehr verbreitet. Deshalb bieten wir Spanisch ab Klasse sieben an, das kommt unserem Profil als Europaschule sehr entgegen“, sagt Marc Steinhoff, der stellvertretende Leiter der Bertha-Krupp-Realschule in Frohnhausen.

Und in Holsterhausen entsteht derzeit eine der wenigen zweisprachigen Kitas im Stadtgebiet: Ab August 2012 können Kleinkinder in der Barthel-Bruyn-Straße Spanisch lernen.