Essen. Nach dem Fund von Altlasten kurz vor Weihnachten wurden die Bauarbeiten am Strandbad „Hesse“ umgehend eingestellt. Nun bestätigte Sportdezernent Andreas Bomheuer, dass es sich um den Giftstoff PCB handelt. Wann die Arbeiten wieder aufgenommen werden können, ist noch völlig unklar.

Der Umbau des Dellwiger Strandbades „Hesse“ steht unter keinem guten Stern. Wie Sportdezernent Andreas Bomheuer auf Anfrage dieser Zeitung erklärte, hat sich der Verdacht bestätigt, dass bei den Bauarbeiten PCB freigesetzt wurde.

Der Giftstoff wurde laut Bomheuer bei obligatorischen Proben jenes Quarzsandes nachgewiesen, mit dem im Dezember die Farbe des 50-Meter-Schwimmerbeckens entfernt worden war und nicht etwa in Fliesenkleber, wie es in einer ersten Stellungnahme der Verwaltung hieß. Bomheuer sprach gestern von „hohen PCB-Werten“ ohne weitere Details zu nennen. Die Bauarbeiten waren nach dem Fund kurz vor Weihnachten umgehend eingestellt worden, die Bezirksregierung ist eingeschaltet.

Gutachter wird sich ein Bild machen

Das belastete Material lagert in drei Baustellencontainern auf dem Gelände. Die Behälter sind abgedeckt, der betroffene Bereich des Bades ist abgesperrt. Am morgigen Freitag wird sich ein Gutachter ein Bild vor Ort machen. Erst dann ließen sich Aussagen zu den finanziellen Auswirkungen des Altlastenfundes machen, so Bomheuer. Im Raum steht die Frage, ob beim Sandstrahlen PCB-haltiger Staub jenseits des Schwimmbeckens niedergegangen ist. Wann die Arbeiten wieder aufgenommen werden können, ist laut Bomheuer noch nicht absehbar. Der Dezernent rechnet damit frühestens in zwei Wochen.

Ungeklärt ist, warum beim Anstrich des Beckens offenkundig PCB-haltige Farbe verwendet wurde. Möglicherweise rührt die Belastung von einem oder mehreren älteren „Farbgängen“. Laut Klaus Görtz vom Bad-Betreiber Ruwa Dellwig waren die Becken jedes Jahr mit einer eigens für Schwimmbäder vorgesehenen Kautschuk-Farbe neu gestrichen worden, ohne dass die alte Farbe zuvor entfernt worden wäre.

Material muss fachgerecht entsorgt werden

PCB gilt als krebserregend und ist deshalb seit 2001 verboten. Die Industrie nutzte PCB bis dahin unter anderem als Weichmacher in Lacken und Kunststoffen. Dass der Giftstoff ins Wasser des Strandbades gelangt sein könnte, sei nach Experten-Meinung allerdings ausgeschlossen, so Bomheuer.

Das belastete Material muss nun fachgerecht entsorgt werden. Das 50-Meter-Becken sollte bis zum Beginn der Badesaison umgebaut und auf 25 Meter verkleinert werden. Der Altlastenfall dürfte für die Sport- und Bäderbetriebe damit aber nicht erledigt sein. Bomheuer hält es für wahrscheinlich, dass PCB-haltige Farbe auch im Nichtschwimmerbecken zur Anwendung kam. Das Becken ist mit Wasser gefüllt und soll nach der Badesaison in einem zweiten Bauabschnitt von 2500 Quadratmeter Wasserfläche auf 820 Quadratmeter verkleinert werden.