PCB-Alarm im Landgericht: Mit Luftreinigungsgeräten, Wischen und Lüften versucht die Justiz die Belastung im Saaltrakt durch das Umweltgift zu verringern. „Eine Gesundheitsgefahr besteht nicht“, versichert Armin Lövenich vom landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB), dem das Gebäude an der Zweigertstraße in Rüttenscheid gehört.
Vielleicht steigen durch den Giftalarm ja die Chancen auf den schon oft angekündigten Neubau des Saaltraktes an der Kortumstraße. Denn den verschob das Land in den vergangenen Jahren in trauriger Regelmäßigkeit.
28 Millionen Euro soll das Gebäude, in dem auch Platz fürs benachbarte Arbeitsgericht geschaffen werden soll, nach Angaben des BLB kosten. Eine stolze Summe, aber der Altbau ist auch kein Sparwunder. „Er ist marode“, sagt Armin Lövenich, „ein Neubau ist immobilienwirtschaftlich sinnvoller“.
Rund 50 Jahre alt ist der Betonbau hinter dem repräsentativen Landgerichtsgebäude. Zur damaligen Zeit steckte PCB in vielen Baustoffen als Weichmacher. 2001 wurde der Stoff weltweit verboten.
Gutachter prüftregelmäßig die Werte
Regelmäßig lässt das BLB durch Gutachter seitdem die Werte in der Raumluft messen, um zu prüfen, ob das Umweltgift noch fest durch andere Baustoffe eingeschlossen ist oder schon abstrahlt. Erhöhte Werte seien jetzt erstmals gemessen worden.
Als eine der Gegenmaßnahme stehen seit neuestem in der Kantine, wo die Werte am höchsten waren, Luftreinigungsgeräte.
Die Anweisung, in den Sälen zu lüften, ist schon problematischer. „Vor Jahren wurden aus Sicherheitsgründen, damit inhaftierte Angeklagte oder Zeugen nicht durchs Fenster flüchten, alle Griffe abmontiert“, bestätigt Gerichtssprecher Wolfgang Schmidt. Sie sollten zwar sicher in jedem Saal deponiert werden, aber irgendwie sind viele verschwunden. Jetzt werden sie in einer Gefängnisschlosserei neu gefertigt.
Laufend wird geprüft, ob die Maßnahmen etwas bringen. Erfolgreiches Gebäudemanagement sieht anders aus. „Wir wollen den Neubau“, sagt BLB-Mann Lövenich, „aber das Ok muss das Landesjustizministerium geben“. Dessen Sprecher Detlef Feige verweist auf die nach wie vor schlechte Finanzlage.
Das Essener Projekt genieße allerdings hohe Priorität und zeitnah solle entschieden werden, zu welchem Zeitpunkt gebaut werden soll. Feige räumt ein: „Irgendwann ist das mit dem alten Saaltrakt nicht mehr machbar.“