Essen. Die Stadt Dortmund kann auf Entlastung hoffen: Nachdem die Erstaufnahmestelle für Asylbewerber zuletzt wegen Überfüllung geschlossen werden musste, hat Köln angekündigt, 200 Flüchtlinge aufzunehmen. Zudem hat die Landesregierung Essen und Düsseldorf darum gebeten, Asylbewerber aufzunehmen.
Das Land NRW will Flüchtlinge in Essen und Düsseldorf unterbringen, um die überfüllte Erstaufnahmestelle für Asylbewerber in Dortmund zu entlasten. Die Landesregierung habe formale Amtshilfeersuchen an beide Städte gerichtet, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums am Nachmittag. Man rechne allerdings damit, dass Essen und Düsseldorf erst in der kommenden Woche Schlafplätze für Asylbewerber bereitstellen könnten.
Bereits im Laufe des Donnerstagabends sollen Flüchtlinge aus Dortmund nach Köln gebracht werden. Die Domstadt hat am Nachmittag nach Angaben des Innenministerium zugesagt, eine Turnhalle zur Verfügung zu stellen, die 200 Flüchtlingen Platz bietet. Zudem sollen weitere Flüchtlinge auf die Zentralen Unterbringungseinrichtungen des Landes in Hemer und Schöppingen (Kreis Borken) aufgeteilt werden. Am Wochenende sollen zudem Schlafplätze in der Landesstelle Unna-Massen zur Verfügung stehen.
Landesregierung braucht Hilfe der Städte
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"Mit den formalen Ersuchen zeigen wir den Städten: Das ist für uns eine Sondersituation. Wir brauchen Hilfe", sagte eine Sprecherin des Innenministeriums. In Dortmund waren in den vergangenen Tagen hunderte Flüchtlinge mehr angekommen als Stadt und Land erwartet hatten. Die Erstaufnahmestelle, die grundsätzlich Platz für 300 Menschen bietet, musste spontan über tausend Flüchtlinge versorgen.
Dortmunder Kommunalpolitiker äußerten sich deshalb enttäuscht über das Land, von dem sie sich mehr Unterstützung versprochen hatten. "Keiner steht uns bei", sagt Stadtrat Wilhelm Steitz (Grüne). "Andere Städte sind genauso gut organisiert und ausgestattet, die könnten das auch", sagt Steitz mit Blick auf die Landeshauptstadt, die sich bislang nicht dazu geäußert hat, ob sie Flüchtlinge aufnimmt.
Dortmunder Kommunalpolitiker machen Düsseldorf Druck
Stadtrat Jürgen Eigenbrod sagte, er erwarte von der Landesregierung, dass sie Druck auf die Stadt Düsseldorf ausübe. Dort sei man froh, dass bislang andere "die Doofen spielen". Dortmund fühle sich von der Landesregierung alleingelassen. Mit dem formellen Amtshilfeersuchen dürfte die Regierung dieser Forderung nachgekommen sein.
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In den vergangenen Monaten ist die Zahl der Flüchtlinge, die nach NRW gekommen sind, sprunghaft angestiegen. Die Erstaufnahmestellen in Dortmund und Bielefeld sind überfüllt. Die Stadt Dortmund sah sich deshalb genötigt, einen Aufnahemstopp zu verhängen.
Asylbewerber sollen in ehemaligem Krankenhaus in Neuss untergebracht werden
Das Land NRW prüft deshalb nun, wo eine weitere Einrichtung eröffnet werden soll. Im Gespräch ist ein ehemaliges Krankenhaus in Neuss. Eine erste Begehung hat dem Betreiber zufolge gezeigt, dass das Gebäude grundsätzlich geeignet ist, um Asylbewerber zeitweilig zu beherbergen.
Allerdings zeigte sich der Betreiber in einer Pressemitteilung wenig erfreut darüber, erst wenige Stunden vor Veröffentlichung des ersten Medienberichts von den Plänen erfahren zu haben. Der Provinzrat der Alexianerbrüder als Eigentümer des betreffenden Krankenhauses hat deshalb Eckdaten aufgestellt, die der Nutzungsvertrag enthalten soll. Darin heißt es unter anderem, nicht mehr als 150 Asylbewerber sollten in das Krankenhaus einziehen. Zuvor hatte es geheißen, die Räumlichkeiten würden Platz für 500 Flüchtlinge bieten.
Alexianerbrüder wollen im Neusser Krankenhaus nur Asylbewerber aus Kriegsgebieten
Zudem sprechen sich die Alexianerbrüder dafür aus, lediglich Asylbewerber aus Kriegsgebieten aufzunehmen, angeblich um "diesen in einem adäquaten Umfeld den Abbau ihrer Traumatisierungen zu ermöglichen". Diese Bedingungen würde allerdings im Umkehrschluss bedeuten, dass in dem Krankenhaus keine Roma aus Serbien und Mazedonien untergebracht werden könnten. Diese hatten zuletzt einen immer größeren Anteil unter den Asylbewerbern in NRW ausgemacht.
Die meisten Flüchtlinge stammen aus Afghanistan, Irak und Syrien. Doch seit einigen Jahren verzeichnet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auch einen starken Anstieg von Anträgen von Serben und Mazedoniern. Dabei handelt es sich laut der Behörde überwiegend um Roma, die behaupten, in ihrer Heimat diskriminiert zu werden. Abgesehen von Einzelfällen würden diese Anträge aber meist abgelehnt, heißt es.