Essen. . Die Entsorgungsbetriebe Essen (Ebe) schulen 150 Mitarbeiter auf dem Streuwagen – mitten im Hochsommer bei 30 Grad. Die NRZ fuhr auf dem Fahrschul-Streuwagen mit. Im T-Shirt zieht es die Müllwagenfahrer an diesen Tagen in den Führerstand.

Ein Schneepflug auf dem Berthold-Beitz-Boulevard und das mitten im Hochsommer? Wer beim Anblick des Gefährts in Signalorange mit der markanten Aufschrift „Winterdienst“ bei Temperaturen von 30 Grad an seinen Augen zweifelt oder meint, er leide an einem fiesen Sonnenstich, darf getrost aufatmen. Denn die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) sind wirklich mit dem Streuwagen un­terwegs, jedoch ohne Salz. Das lagert in den Depots.

Streuwagen fahren im T-Shirt

Abwechselnd sausen Rolf Buse, Jürgen Sander und ein dritter Kollege über die Straßen, die im Streuplan A stehen – also vom Winterdienst bei Schneefall und Eisglätte geräumt und gestreut werden. Alleine sitzt aber niemand im Fahrerhaus, ein weiterer Insasse ist stets mit dabei – einer ihrer 150 Kollegen, die eigentlich auf Kehrmaschinen und Müllwagen für Sauberkeit sorgen. Und zur Fortbildung einmal pro Jahr in die „Streuwagen-Fahrschule“ müssen, um im Sommer nicht zu verlernen, wie das Streusalz auf die Straße kommt. Wolfgang Reinke ist einer von ihnen.

Die Fahrstunde beginnt im Führerhaus. Foto: Stefan Arend
Die Fahrstunde beginnt im Führerhaus. Foto: Stefan Arend © WAZ

Im T-Shirt zieht es den Müllwagenfahrer an diesem sommerlichen Morgen in den Führerstand. Am Steuer des Streuwagens hat Reinke schon ein ganzes Jahr nicht mehr gesessen, nicht zuletzt wegen des zu milden Winters. „Mal gucken, ob ich noch weiß, wie das alles funktioniert“, sagt Reinke, bevor er die Fahrzeugtür öffnet und einsteigt. Auf der rechten Seite wohlgemerkt, dort ist das Lenkrad. „Wär’ es anders, würden wir einen steifen Nacken bekommen“, so Sander. Denn beim Räumen würden sie stets auf den Bordstein der rechten Straßenseite schauen. „Außerdem ist es aus Sicherheitsgründen notwendig; nicht dass wir jemanden am Straßenrand übersehen.“

EBE kennen nur zwei Jahreszeiten

Nicht nur im Hochsommer schulen Buse und Jansen ihre Kollegen. Das würde rein rechnerisch gar nicht klappen – bei 150 Mitarbeitern, die je einen Tag die Streuwagensitzbank drücken müssen. „Außerdem kennen wir bei der EBE nur zwei Jahreszeiten“, so Buse. Winter beginne am 1. November und ende am 15. April, Sommer gehe vom 16. April bis zum 31. Oktober. „Das ist fast wie bei der Bundeswehr“, scherzt der Winterdienst-Experte, der im EBE-Sommer von seinen Kollegen auf dem Betriebshof Pferdebahnstraße oft nur neckisch „Fahrlehrer“ gerufen wird.

Da im Winter 24-Stunden-Bereitschaft herrscht, müssten die Kollegen wissen, wie Pflug und Salz an und in den Streuwagen kommen, der bei gutem Wetter als Großkehrmaschine im Einsatz ist. „Oft zeigt man uns den Scheibenwischer, wenn wir im Sommer mit dem Pflug durch die Stadt fahren“, erzählt Buse von seinen Fahrschul-Touren, während sein Kollege Sander Fahrschüler Reinke die Pflughydraulik am Wagen erklärt.

In wenigen Minuten ist das Schild montiert, dann geht es mit dem Wagen rüber zum Silo, wo Salzladen geübt wird – Plane runter, Salz rein, losfahren. Wie die Sole, ein selbst angesetztes Gemisch aus Wasser und Salz, in den Streuwagen kommt, rufen beide Fahrlehrer Reinke ebenfalls wieder ins Gedächtnis. „Ach ja, so war das“, erinnert er sich beim Anbringen des Schlauchs.

Unterwegs für die Bürger

Früher hat Buse immer in Gruppen von 25 Kollegen geschult, nicht besonders effektiv war das: „In der großen Gruppe traut sich keiner, seine Frage zu stellen, um sich nicht vor den Kollegen zu blamieren“, weiß Buse. In trauter Zweisamkeit ist das anders. „Da machen alle mit.“ Außerdem gehe es am Ende schließlich darum, beim Winterdienst auf den Straßen „einen guten Job zu machen, für die Bürger und für uns“, so Buse, „denn auch wir müssen früher oder später über gestreute Straßen wieder nach Hause“.

Fit für den Winterdienst

Der nächste Winter kommt

Foto: Stefan Arend / WAZ Fotopool
Foto: Stefan Arend / WAZ Fotopool © WAZ
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Die Depots und Silos an der Pferdebahnstraße, der Laupendahler Landstraße und der Elisenstraße sind gefüllt – für den bevorstehenden Winter. Insgesamt 5500 Tonnen Streusalz haben die Entsorgungsbetriebe (EBE) gebunkert, die maximale Menge, die in ihren Salzlagern Platz findet. 14 Großkehrmaschinen und zehn „Flitzer“, wie die Ebe ihre kleinen Transporter für die Straßenreinigung bezeichnen, stehen für den Winterdienst bereit. Drei Stunden benötigen EBE-Mitarbeiter, um eine Großkehrmaschine zu einem Streuwagen umzubauen – eine kleinteilige Aufgabe, die ihnen Sorgfalt und Feingefühl abverlangt.