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Nur die Ruhe bewahren: Unterwegs mit dem Streuwagen der Entsorgungsbetriebe Essen durch den Berufsverkehr. Eins weiß EBE-Mitarbeiter Haluk Ekinci: „Nein, Schnee ist nichts für Essen.“

Kennen Sie die bestgestreute Straße der Stadt? Es ist die Zufahrt zum Betriebshof der Entsorgungsbetriebe an der Pferdebahn. Nicht, weil das kurze Stück Straße so steil wäre oder weil die Mitarbeiter sicher gehen wollen, dass EBE-Chef Kunze bloß nicht auf die Idee kommt, in seinem Büro zu übernachten bei diesem Wetter. Die Fahrer probieren auf dem abschüssigen Weg nur aus, ob alles glatt läuft mit der Technik, ob ihr Streuwagen das Salz auch schön gleichmäßig verteilt, wenn sie zum Winterdienst ausrücken. Fünf Tonnen hat Haluk Ekinci am Silo geladen. Für den 38-Jährigen ist es die zweite Tour an diesem Tag. „Wenn ich Pech habe, kommen noch drei oder vier dazu. Hängt ganz davon ab, wie ich durchkomme.“ Sieht so aus, als könnte es diesmal länger dauern.

„Petra“ ist angekommen in der Stadt. Die Dame trägt ein schneeweißes Kostüm. Vom Himmel fallen dichte Flocken. Offenbar hat Frau Holle ihr Bett länger nicht gemacht. Der Streuplan A schickt Haluk Ekinci nach Holsterhausen, Borbeck, Dellwig und zurück: 45 von 1001 Kilometern, die der Winterdienst abfährt, um wieder von vorne zu beginnen.

„Sobald Hektik dazu kommt, mischt sich der Teufel ein“

Ekinci biegt von der Pferdebahn ab in die Helenenstraße. Auf der Straße hat „Petra“ eine Schneedecke ausgebreitet. Autos schleichen die sanfte Steigung bis zur Altendorfer Straße hinauf, reihen sich ein in den Feierabendverkehr. Kriechtempo. Noch kommt die Blechschlange voran. Ekinci senkt den breiten Schneeschieber noch etwas tiefer ab. Das Kunststoffschild rumpelt über den Asphalt. Feuer frei. Der „Salzstreuer“ wirft seine Ladung acht Meter weit über die Fahrbahnen. Autos parken in der zweiten Reihe. Eine Handbreit pflügt der Schneeschieber daran vorbei. Ekinci hat die Ruhe weg. Im neunten Jahr macht er diesen Job. „Im Türkischen gibt es ein Sprichwort: Sobald Hektik dazu kommt, mischt sich der Teufel ein.“

Leider sind nicht alle, die auf den Straße unterwegs sind, so engelsgeduldig. Wüste Beschimpfungen hat sich Ekinci schon anhören müssen, und Autofahrer erlebt, die ihn am liebsten rechts überholen würden. Wie zum Beweis fädelt ein Audi-Fahrer sportlich direkt vor dem Schieber ein. Der Wagen kommt ins Schlingern. Noch mal Glück gehabt. „Nein, Schnee ist nichts für Essen“, sagt Ekinci. „Die einen fahren viel zu schnell, die anderen übervorsichtig. Und wenn nichts mehr geht, heißt es: Schuld ist nur die EBE!“ So wie am Montagabend. Auch da saß er auf dem Bock. „Das ging so schnell. In 30 Minuten war alles dicht. Da kannst Du nichts machen. Und wir können nicht überall sein.“

Eine Extra-Ladung Salz

Der Schneepflug schiebt sich durch die Straßen: Frohnhauser, Rüdesheimer, Leipziger Straße... Auf einem Monitor sieht Ekinci die Spur, die sein Wagen hinterlässt. Eine Kamera am Heck liefert Live-Bilder von der Asphaltpiste. Grau schimmert es durch eine milchig weiße Decke, auf die sich immer neue Flocken legen. Ekinci dreht. Auf dem Weg zurück sieht es so aus, als wäre dort nie ein Pflug entlang gefahren. „Wenn das die ganze Nacht so weiterschneit...“

Der erste Lkw macht auf der Martin-Luther-Straße vor der Auffahrt zur A 40 schlapp. Der Streuwagen ist schon auf Schneeketten unterwegs. Per Knopfdruck legt sich das Metall vor die Räder. Wie praktisch. Ekinci hält neben dem Lkw, kurbelt das Seitenfenster herunter. „Ich hau dir ne Ladung Salz drunter. Zehn Minuten warten. Dann müsstest Du wegkommen.“ Der Lkw-Fahrer bedankt sich mit einem sonnigen Lächeln. Nur die Ruhe. Wenn nicht, sollte es mit dem Teufel zugehen.