Essen. . War da was? Dem „neuen“ Winterdienst steht die Bewährungsprobe erst noch bevor. Bislang sind im Stadtgebiet erst 739 Tonnen Salz gestreut worden. Nur 45 Einzeleinsätze wegen Glätte und Rohrbrüchen wurden gezählt. So bleiben die auf 6000 Tonnen aufgestockten Salzvorräte fast unangetastet.
Wer sagt denn, dass zu viel Salz ungesund ist? Bei Klaus Kunze, dem Chef der Essener Entsorgungsbetriebe EBE, war in diesem Winter jedenfalls eine ganz und gar ungewohnte blutdrucksenkende Wirkung zu verzeichnen: Keine wütenden Proteste über ungestreute Straßen, kein händeringendes Warten auf die nächste Lieferung, keine politischen Griffe ins Lenkrad, stattdessen: winterliche Friedfertigkeit.
Was neben einer deutlich verbesserten Vorratshaltung und neu überarbeiteten Winterdienst-Plänen vor allem einer Tatsache geschuldet war: Dieser Winter 2011/2012, der wohl spätestens am Donnerstag bei Frühlingssonne satt und Temperaturen um 15 Grad in Vergessenheit geraten dürfte, das war gar keiner.
Gerade mal 739 Tonnen Salz und rund 246.000 Liter Sole brachten die Entsorgungsbetriebe auf die Straßen der Stadt, was ein Klacks ist bei 3694 abzufahrenden Straßenkilometern der beiden Streupläne A und B.
Nur 45 Einzeleinsätze wegen Glätte und Rohrbrüchen wurden gezählt, dafür aber gut 34.000 Kilometer Kontrolltouren durchs ganze Stadtgebiet. Ja, räumt Kunze ein, da sei schon was dran, dass sich die Entsorgungsbetriebe im Allgemeinen und er im Besonderen keine Blöße mehr habe geben mögen, nicht nach den verbalen Schneebällen, die man ihm da im Winter zuvor an den Kopf geworfen hatte: „Wir wollten nicht noch einmal überrascht werden.“
Das Klima tat das Seine dazu, entspannend zu wirken: Wie gerne hätte man die neue Qualität des Winterdienstes und die Sinnhaftigkeit der ausgetüftelten Fahrtrouten auf den Prüfstand gestellt, aber dieser Diät-Winter ließ dergleichen einfach nicht zu.
Noch 6000 Tonnen Salzvorräte übrig
So bleiben die auf 6000 Tonnen aufgestockten Salzvorräte genauso unangetastet wie die Schneeabladeplätze, die man vom Tiefbauamt stadtweit ausgeguckt hat. Und auch die Zeitersparnis der neuen Silos auf dem Werdener Betriebshof an der Laupendahler Landstraße, die den Streuwagen den Weg zurück in die Stadtmitte erübrigen, steht erst mal nur auf dem Papier. Immerhin, so lässt sich in Ruhe die neue Salz-Lagerhalle an der Pferdebahnstraße bauen, die in diesen Tagen sicherheitshalber noch eine wasserundurchlässige Bodenbeschichtung bekommt.
Unter ihrer Kunststoffhaut (mit 15 Jahren Gewährleistung) warten künftig 4000 Tonnen Streusalz, die derzeit an der Stauderstraße zwischengelagert sind. Kunze will nicht noch mal erleben, dass er für teures Geld Salz aus Kroatien und sogar Ägypten heranschaffen muss, während zugesagte Lieferungen auf dem Weg durch Deutschland sozusagen von der Laderampe herunter an Kommunen im Süden der Republik meistbietend verkloppt werden.
Dieser Winter könnte preiswerter werden
Ob sich der Winter, der kein richtiger Winter war, auch im Portemonnaie all jener Bürger bemerkbar macht, die an den im Streuplan verzeichneten Straßen wohnen? Die Chancen stehen zumindest nicht schlecht, dennoch ist es für eine solche Prognose noch zu früh. Denn die 1,37 Millionen Euro Mehrkosten, die aus dem Jahrhundertwinter von 2010 in die Gebühren des Jahres 2012 einflossen, decken nur drei Viertel des damals betriebenen Mehraufwands. Mit etwa 458.000 Euro lastet ein weiteres Viertel schon jetzt auf der Kalkulation für 2013.
Aber bis dahin kommt womöglich nicht nur manche Berechnung ins Rutschen. Auch der April soll ja gelegentlich durchaus Schnee und Eis bringen. Und Streuverluste.