Essen. . Rot-Weiss klagt über allzu eifrige Andenkensammler im abbruchreifen Stadion. Von der NRZ befragt, verwiesen die kräftigen Männer, die die Wellenbrecher abmontierten, auf eine ausdrückliche Erlaubnis des Vereins, doch an die kann sich RWE-Chef Welling nicht erinnern, im Gegenteil: Er hatte aus den wuchtigen Gestängen Stehtische fürs neue Stadion machen wollen.
Das alte Stadion an der Hafenstraße geht seinem Abriss entgegen, das Misstrauen, sich mit dem neuen Rund im Sport-Etat finanziell womöglich zu verausgaben, aber bleibt. Im Rat forderte am Mittwoch Udo Bayer vom Essener Bürger Bündnis unwidersprochen, dass der Rat auf keinen Fall seine Entscheidungshoheit über die Frage verlieren dürfe, wer in welchem Umfang die mit aktuell 778.900 Euro bezifferten jährlichen Betriebskosten des neuen Stadions trägt.
Im März hatte der Rat beschlossen, dass der (Breiten-) Sport-Etat nicht über das bisherige Maß an den Betriebskosten des Stadions beteiligt wird, „darüber hinaus gehende Betriebskosten sind durch Erträge aus der Stadionvermarktung zu decken“, hieß es. Doch eine Zusage, dass die mehr als 200.000 Euro zusammenkommen, steht noch aus, die letzten Zahlen sollen bis zur Verabschiedung des Essener Haushalts im Dezember vorliegen.
Linken-Politiker wittert Trickserei bei der Finanzierung
Bayer mahnte an, man werde darauf achten, dass der Beschluss „auf Punkt und Komma eingehalten wird“. Vorher dürften keinerlei Verträge zu Lasten der Stadt geschlossen werden. Auch die FDP will mehr Details zu den Abmachungen mit dem Verein erfahren.
Dass nicht nur auf dem Rasen, sondern auch bei den Finanzen getrickst wird, mutmaßte Wolfgang Freye von den Linken, und hielt dem Rat eine EMG-Broschüre vor, die schon im Juni 2011 mit den VIP-Logen im Stadion als Tagungsort warb – obwohl zu diesem Zeitpunkt der Beschluss zum Ausbau noch gar nicht gefasst war. OB Reinhard Paß winkte dennoch ab: Ein Markttest, nichts weiter, er „habe da kein Störgefühl“.
Selbst das „Ballspielen verboten!“-Schild schnappte sich ein Fan
Das umtreibt in diesen Tagen eher all jene, die noch im alten Georg-Melches-Stadion zugange sind, denn das Fußballrund wird ärger gefleddert, als den Beteiligten lieb ist. RWE-Chef Michael Welling etwa hätte gern das an der Haupttribüne angebrachte kuriose „Ballspielen verboten!“-Schild gerettet, doch das schraubte sich – unter ausführlichen Beschimpfungen – ein beinharter Fan ab.
Adé Georg-Melches-Stadion
Die Sport- und Bäderbetriebe, von der GVE zur Eigentumssicherung aufgefordert, mussten abmontierte Duschköpfe wieder anmontieren, weil der Trainingsbetrieb Ende Juni schon wieder beginnt. Und noch mehr Körpereinsatz zeigte jenes Trio, das am Montagnachmittag auf den Tribünen die Wellenbrecher abmontierte, auf einen bereitstehenden Pritschen-Lkw hievte und sich auf diese Weise einen geschätzten Schrottwert von 4000 Euro unter den Nagel riss.
Metalldiebe verweisen auf ausdrückliche Erlaubnis
Von der NRZ befragt, verwiesen die kräftigen Männer auf eine ausdrückliche Erlaubnis des Vereins, doch an die kann sich Welling gar nicht erinnern, im Gegenteil: Er hatte aus den wuchtigen Gestängen Stehtische fürs neue Stadion machen wollen. Da wäre wiederum die GVE davor gewesen, die laut ihrem Chef Andreas Hillebrand den Metallschrott dem Abbruchunternehmer versprochen hatte. Nun lässt die GVE die Stadionbruchbude bewachen und hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet.
Täter behauptet, bei RWE Ordner zu sein
Warum der vermeintliche Dieb in aller Seelenruhe mit dem Lkw durchs geöffnete Tore aufs Stadionareal kam und bei schönstem Sonnenschein gar keine Anstalten machte, sich zu vermummen, ist genauso offen wie die Frage, ob die GVE womöglich nach dem Ärger um die Baukosten von über 40 Millionen Euro nun an 4000 Schrott-Euro ein Exempel statuieren will. Der „Täter“ behauptet übrigens, RWE-Ordner zu sein. Es ist eben immer gut, wenn man beim Fußball miteinander redet. Auf dem Rasen und auch daneben.