Essen.. Sicherheitsbedenken und bessere Wirtschaftlichkeit machten die Ursprungspläne an der Hafenstraße zur Makulatur. Nun will die Grundstücksverwaltung Essen (GVE) jetzt mit einer eilig zusammen geschriebenen Ratsvorlage die Politik über die strittige Kapitalerhöhung und ihre Gründe in Kenntnis setzen.
Das Kind ist in den Brunnen gefallen, nun laufen hektische Versuche, es dort irgendwie wieder herauszuholen: Beim Stadion-Neubau will die Grundstücksverwaltung Essen GmbH (GVE) jetzt mit einer eilig zusammen geschriebenen Ratsvorlage die Politik über die strittige Kapitalerhöhung und ihre Gründe in Kenntnis setzen, die unmittelbar dem Projekt zugute kommt. Zwar war die Kapitalerhöhung bereits im November 2011 im Rat mit großer Mehrheit von SPD, CDU, FDP, EBB und Grünen beschlossen worden, damals war aber der Verwendungszweck unklar geblieben. Das wiederum hatte den Linken die Gelegenheit geboten, das Verfahren als intransparent zu kritisieren. Insgesamt geht es um 3,9 Millionen Euro.
„Im Nachhinein ist man immer schlauer, wir haben da alle draus gelernt“, gab sich CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Kufen am Freitag einsichtig. Den Linken sei nicht vorzuwerfen, dass sie stutzig geworden seien. Nun aber neigten sich nach Ansicht Kufens dazu, einen Popanz aufzubauen. Es habe gute Gründe für die Entscheidung von Stadion-Bauherr GVE gegeben, die Gästetribüne und den Business-Bereich anders als ursprünglich geplant in einem Zug zu Ende zu bauen. Kufen: „Man muss bei einem solchen Bauprojekt auch die Möglichkeit haben, zu reagieren.“
Höhere Zuschauerzahlen
Die GVE macht in der Vorlage vor allem die gegenüber der Ursprungsannahme erheblich höheren Zuschauerzahlen geltend, die RWE erfreulicherweisse verzeichnen könne. Im Schnitt sei im neuen, erheblich komfortableren Stadion von etwa 10 000 Besuchern auszugehen. „Unter Sicherheitsgesichtspunkten lässt sich der zunächst geplante reduzierte Ausbau der Kopftribüne mit dem Gästefanblock nicht mehr länger aufrechterhalten“, heißt es in der Ratsvorlage. Es bestehe die Gefahr, dass vor allem bei Spitzenspielen nicht alle ins Stadion dürften, die wollten.
Hafenstraße im Wandel
Der Eindruck einer exorbitanten Kostensteigerung von 31 auf 43 Millionen Euro entstand aber auch dadurch, dass bestimmte stadtintern anfallende Kosten bisher nicht offiziell kommuniziert wurden. So muss die Stadttochter GVE an die Stadt beispielsweise rund 3 Millionen Euro für den Erwerb des Stadionsgrundstücks zahlen und 570 000 Euro für Baugenehmigungsgebühren an das zuständige Stadtamt 61. Dieses Geld bleibt aber gewissermaßen in der Familie. Dennoch zeigte sich Amtsleiter Thomas Franke gestern pikiert, dass die GVE diese Kosten bagatellisiert bzw. stillschweigend als verhandelbar angesehen habe.
GVE-Geschäftsführer Andreas Hillebrand wiederum ließ durchblicken, er habe so gehandelt wie es die übergroße, am Stadion-Neubau interessierte politische Mehrheit in Essen von ihm verlangt habe: nämlich möglichst geräuschlos und pünktlich eine neue Arena zu errichten, die vor allem Rot-Weiss Essen in den Stand versetzt, am Fußball-Markt wirtschaftlich zu agieren. Dazu seien komplett fertig gebaute Tribünen ebenso nötig wie Business-Bereiche. Anders als die Linken meinen, sei es niemals verbindlich festgelegt worden, dass solche Ausbauten erst in Angriff genommen würden, wenn RWE die zweite Bundesliga erreiche.