Essen. . Lachen als Therapie: Monika Schäfer übt das in Kursen, auch mit gestressten Managern oder depressiven Menschen. Seit acht Jahren gibt die Lachyoga-Therapeutin Kurse. Zu denen kommen Teilnehmer zwischen 35 und 92 Jahren, vor allem Frauen.

Hoho – hahahaha, Monika Schäfer läuft durch den Raum, schüttelt laut lachend Arme und Beine, bis „alle Zellen vibrieren“. Lachen macht frei und locker, es regt den Stoffwechsel an und baut Stresshormone ab, erklärt sie. Sie ist schon immer ein fröhlicher Mensch gewesen, sagt die 65-Jährige. Heute lacht sie auch beruflich.

Seit acht Jahren gibt die Lachyoga-Therapeutin Kurse. Lachen ist für alle gut, bislang habe es immer funktioniert. „Es ist Gymnastik für Körper und Geist“, sagt Monika Schäfer, die jetzt ihren ersten Kurs in ihrer neuen Heimat Essen anbietet. Zu denen kommen Teilnehmer zwischen 35 und 92 Jahren, vor allem Frauen. Die Therapeutin übt auch im Seniorenheim, mit krebskranken und depressiven Menschen oder Führungskräften mit Burn-Out-Syndrom. Beruflich seien alle Bereiche vertreten, von der Gewerkschaftssekretärin bis zum Manager. Auch Rentner lachen gern.

Lach-Landschaftsgärtnerin

Zu ihnen zählt Monika Schäfer mittlerweile. Doch vom Lachen kommt sie nicht los. Zum einen bessere sie ihre Rente mit den Lach-Kursen auf, und zum anderen mache es ihr so eine Freude, dass sie gar nicht aufhören will – oder kann? Tatsächlich habe ihr eine Kursteilnehmerin mal verraten, dass sie süchtig nach Lachen geworden sei. Das Schöne daran: „Jeder kann sich selbst bespaßen.“

„Manchmal lachen wir fast ekstatisch“, gesteht die Lach-Therapeutin. Zunächst beginnen sie mit dem Friedensgruß. Dann zeigt Monika Schäfer die Übungen pantomimisch, bei denen sie gehen oder stehen. Sie wird zum Beispiel zur Lach-Landschaftsgärtnerin. Alle stellen sich vor, dass sie einen Rasenmäher schieben, atmen tief ein, prusten erst ein heftiges Ha hinaus, dann ganz viele: Hahahaha... Sie lachen spielerisch zu allen Lebenssituationen, geraten in Freude, erklärt die Therapeutin. „So rücken Stress und Angst in den Hintergrund.“ Sie schließen das Denken aus: „Wer lacht, der denkt nicht.“ Das verleihe Leichtigkeit und Frische, die anhalte. „Lachen kann jeder.“ Geschadet habe es noch keinem, sagt Monika Schäfer.

Wie ein Bazillus

Ihr Leben hat es verändert. Die gelernte Kauffrau führt lange Jahre ihr eigenes Modegeschäft. Dann folgen Lebensbrüche, wie es die zweifache Mutter nennt. Die Scheidung und der Neuanfang. Sie bildet sich zur Psychologischen Beraterin fort und arbeitet in der tiefenpsychologischen Körpertherapie. 2004 lernt sie die Gründerin der ersten Lachschule in Köln kennen und wird Lachyoga-Therapeutin, erzählt Monika Schäfer, bevor sie ins zurückhaltende Hochhaus-Lachen fällt.

Still kichert sie in sich hinein, um nur keinen Nachbarn zu stören. Auch beim Steigerungslachen fängt sie ganz kleinlaut an, bewegt die Finger dazu bis sie sich „über den Daumen weglacht“ und so das offene Lachen demonstriert.

„Ja, es ist ein Stück weit antrainiert, aber wenn alle loslegen, dann ist das Lachen einfach da“, sagt Monika Schäfer. Es stecke an, „wie ein Bazillus, der nicht weggeht.“ Gleichzeitig sei es eine Achtsamkeitsübung, bei der sie inne halten. Auf ihren Füßen wippend unterbricht sie die Gruppe, klatscht zu einem Hoho – Hahahaha, bis alle einstimmen.

Motorradfahrer-Lachen

„Nach der Stunde fühlen sich viele fertig“, sagt die Therapeutin und vergleicht es mit dem Joggen, denn Lachen aktiviert bis zu 80 Muskeln. „Besonders das fröhliche Zwerchfell sowie der Bauch sind beteiligt.“ Es könne psychische Blockaden lösen und das Immunsystem stärken.

Beim Motorradfahrer-Lachen haken sich zwei unter, stampfen mit dem Bein zum kräftigen Ho auf und rasen anschließend lachend los. Dann tippen sie sich mit ihrem Lachfinger (=Zeigefinger) auf Beine, Bauch und Brust – lauthals lachend. Alles Übungen zum Mitnehmen, um sie mehrmals täglich nachzumachen.

Monika Schäfer zum Beispiel schreibt vormittags an ihrem zweiten Gedichte-Band. Steht sie auf, steigt sie immer erst für zehn Minuten aufs Trampolin und hüpft lachend. Was sie allen empfiehlt: Morgens gleich nach dem Aufstehen drei Minuten vor dem Spiegel lachen. Natürlich hat Traurigkeit ihren Sinn, Lachen aber auch, sagt Monika Schäfer: „Unser Lebensweg ist immer der gleiche“, sagt sie, „wir entscheiden allerdings, ob wir ihn lachend gehen.“