Essen. . Wenn die Fußball-Nationalspielerinnen bei der in Kürze beginnenden WM fit und durchtrainiert auf dem Rasen stehen, hat daran auch die Essener Physiotherapeutin Cathrin Junker großen Anteil.
Wenn am 26. Juni in Berlin die Frauen-Fußballweltmeisterschaft beginnt, werden die Spielerinnen fit und durchtrainiert auf dem Platz stehen - trotz langer Saison, vieler Pflichtspiele mit Verein und Nationalmannschaft sowie diverser Lehrgänge des DFB.
Das ist unter anderem ein Verdienst von Cathrin Junker. Die Physiotherapeutin hat sich auf die Behandlung von Sportlern spezialisiert, betreut nicht nur das Bundesligateam des FCR Duisburg, sondern auch etliche DFB-Auswahlspielerinnen. Die geben sich zurzeit in der Praxis „Handarbeit“ im Kennedytower fast täglich die Klinke in die Hand.
Die Kickerinnen plagen neben muskulären oder anderen körperlichen Beschwerden oft auch ganz profane Sorgen. Wenn Alexandra Popp nach Ultraschall, Kniebehandlung, Lymphdrainage und Salbenverband hektisch von der Liege aufspringt und im Eiltempo die Praxis verlässt, kann das zweierlei bedeuten: Der nächste Termin steht an - oder der Parkschein läuft ab.
Massage, Fango-Packung und Elektro-Therapie
Ihr Platz im Behandlungszimmer ist ruck-zuck neu besetzt: Torfrau Christina Bellinghoven vertraut auf Cathrin Junkers Fingerfertigkeit und lässt sich den verspannten Rücken lockern. Nebenan trinkt Linda Bresonik noch schnell einen Kaffee, bevor auch sie sich in Cathrin Junkers Hände begibt. Die 32-jährige Physiotherapeutin hat ihren Traumjob gefunden. Nach zwölf Jahren Tätigkeit in ihrer Heimatstadt Düsseldorf kam sie vor drei Jahren nach Essen.
So ganz heimisch ist Cathrin Junker hier noch nicht geworden. Aber sie schätzt die Arbeitsbedingungen, die sie bei ihrem Auftraggeber, der Praxis „Handarbeit“, vorfindet. „Der Behandlungsraum ist optimal für Parallelbehandlungen geeignet“, erklärt sie und zeigt auf die drei nebeneinander stehenden Liegen. „So kurz vor dem großen Turnier sind die Mädchen natürlich im Stress, schauen fast jeden Tag rein. Da macht Doppel- oder Dreifachbelegung Sinn“, lacht Junker, die sich von der Hektik nicht anstecken lässt. Massage, Fango-Packung, Elektro-Therapie - das alles könne parallel laufen.
Das anstrengende Leben der Profis
Zu Cathrin Junkers Schützlingen gehören unter anderem die Fußball-Nationalspielerinnen Inka Grings, Ursula Holl, Linda Bresonik, Sonja Fuss, Annike Krahn, Simone Laudehr, Alexandra Popp, Lisa Weiß und Christina Bellinghoven. Das Leben der Profis - rund 70 Prozent von Junkers Patientinnen betreiben Sport als Hauptberuf - sei anstrengender, als mancher denke. Sechs Wochen Lehrgänge im Vorfeld der WM, oft mit zwölf Trainingseinheiten in sechs Tagen - da sei Pflege vonnöten. Während der DFB seine Kader-Athletinnen ganzjährig fördere, komme in einigen Vereinen noch ein einziger Physiotherapeut auf 24 Spielerinnen, sieht Junker Verbesserungsbedarf.
Entspannung braucht man nicht nur als Sportlerin, sondern gelegentlich auch als Therapeutin. Anfang Juni hat Cathrin Junker deshalb noch mal Urlaub geplant - quasi zwischen Liga-Ende und WM-Beginn. Freizeit muss die 32-Jährige schon genau planen, berufliche Reisen gehören für sie dagegen längst zum Alltag.
"Ich bin sehr viel unterwegs"
Nicht nur in Sachen Champions-League war Junker in den letzten Monaten in Kasachstan, Nordirland, Dänemark und so weiter. „Ich bin sehr viel unterwegs, das geht nur, weil ich freiberuflich tätig bin. Mit eigener Praxis oder Festanstellung wäre das gar nicht möglich“, sagt Junker, die auch für den Olympia-Stützpunkt Essen Rhein-Ruhr tätig ist und Schwimmer und Eishockey-Spieler betreut.
„Nein, Fußball habe ich nie gespielt“, lacht Cathrin Junker, die aber durchaus auf eine erfolgreiche Karriere als Sportlerin zurückblicken kann. Sieben Mal wurde die Inline-Hockey-Spielerin Europameisterin, nahm an Weltmeisterschaften teil. Erst vor zwei Jahren hängte sie die Skates an den Nagel. Dem Sport blieb sie beruflich verbunden - und freut sich jetzt auf die Weltmeisterschaft, bei der ihre „Mädchen“ das Unternehmen „Titelverteidigung“ in Angriff nehmen wollen.