Herne. Im Marienhospital Herne wird gelacht. Und zwar grundlos. Weil es gesund ist. Zu Gast im Lachyoga-Kurs.

Das berühmte Zwieback-Kind grinst von dem orangenen T-Shirt, das Martina Salinger-Rost trägt. Zusammen mit ihrem Mann Hubertus Salinger leitet sie den Lachyoga-Kurs. Es ist kurz vor sieben – und sieben Frauen stehen bereit. Ebenso wie ein Stuhlkreis und eine Kiste Mineralwaser. Eine Nachzüglerin kommt reingerauscht, grinst und fragt: „Habt ihr schon gelacht?”

Die Frauen verteilen sich auf die Stühle, die Salingers dimmen das Licht und öffnen das Fenster. „Frische Lust ist wichtig. Und nehmt euch was zu trinken.” Duzen ist lachfreundlicher, sagen sie. Ob das okay wäre, fragen sie. Alle nicken. Hubertus und Martina erklären: Dass Kardiologen die gesundheitsfördernden Effekte das Lachens bestätigen, dass Lachen die Durchblutung fördert, das Herz stärkt und das Wohlbefinden steigert. Dass der indische Arzt Dr. Madan Kataria das Lachyoga erfunden hat, dass es Lach- und Entspannungsübungen kombiniert. Dass das Ziel ist, grundlos zu lachen. „Der Körper unterscheidet grundloses nicht von echtem Lachen. Der Effekt ist der gleiche.”

Scheues Lachen

Dann geht's los. Alle sollen sich hinstellen. Martina turnt vor, die anderen turnen nach. Martina klatscht in die Hände. „1-2, 1-2-3. Mit der flachen Hand klatschen – wegen der Akkupressurpunkte!” Die erste Übung: „Ho-Ho, Ha-Ha-Ha”, dazu rhythmisch in die Hände klatschen, im Ententanz umhergehen und Blickkontakt mit den anderen aufnehmen. Die Frauen watscheln, klatschen, lachen. „Sehr gut-sehr gut, Yeah!”, lobt erst Martina, dann loben sich die Teilnehmerinnen selbst; auf „Yeah!” reißen sie die Arme in die Luft. „Wie'n Schimpanse”, kommentiert eine Teilnehmerin und ihr grundloses, wird zum echten Lachen.

Nächste Übung „scheues Lachen”: Blickkontakt aufnehmen, dann scheu wegsehen, die Hand vor den Mund nehmen und kichern. Nächste Übung „Begrüßungslachen”: Hand wie ein Telefon ans Ohr nehmen, kurz etwas brabbeln, dann herzlich loslachen. Es folgen das „Heiße-Suppe-Lachen” (imaginäre Suppe löffeln, Mund verbrennen, Luft zufächern, Ho-Ho-Lachen) und das erfrischende „Shake-Lachen” (imaginäres Getränk schütteln, trinken, wohliges Ha-Ha-Lachen). Nach einer kurzen Ruhepause mit Strecken und einem Schluck Wasser geht's weiter.

Beim „Altherren-Lachen”, inklusive Hohlkreuz und Bauchhalten, werden zwei Teilnehmerinnen von Lachanfällen ereilt. Das simulierte „Stress über den Kopf hinweg werfen” kommt super an: Ein Strahlen macht sich auf den Gesichtern breit. Es folgen das „Elektroschok-Lachen” (jemandem die Hand geben und so tun, als hätte man eine gewischt gekriegt), das „Lob-Lachen” (sich selbst umarmen und loben) und „Gibberisch” (laut etwas in einer Fantasiesprache erzählen).

Und jetzt alle "Auslachen"

Es ist keine halbe Stunde vergangen – und die Übungsphase ist vorbei. Die Gruppe setzt sich, zum „Auslachen” und „zur Ruhe kommen”. Hubertus kriegt einen Lachanfall – und steckt eine Teilnehmerin an. Sie lachen erschöpft, halten sich den Bauch. „Oh, der war heftig”, jappst er. „Jetzt sind die Bronchien frei”, sagt sie. Augen zu. Ein- und Ausatmen. Entspannen. „Wechselseitige Nasenatmung”, durch ein Nasenloch ein-, durch das andere Nasenloch aus. „Bei der Entspannung laufen mir immer die Tränen runter”, schluchzt eine Teilnehmerin.

„Wie fühlt ihr euch jetzt?”, fragt Martina. „Viel besser. Ich bin bis zu den Zehenspitzen ganz warm”, sagt eine. „Mein Nacken war so verspannt. Jetzt tut er gar nicht mehr weh”, eine andere. „Würdet ihr es denn wieder machen?”, fragt Hubertus noch. Und die schüchterste Teilnehmerin sagt: „Ich kam mir erst so albern vor. Aber ich würd's wieder machen. Man muss sich eben dran gewöhnen."