Essen-Kettwig. Die S6 zwischen Kettwig und Hösel fährt wegen des Hangabrutsches nicht. Zeit für Reparaturen auch an anderen Stellen. Das ist geplant.

Kurz vor Eröffnung der Fußball-EM wird die Deutsche Bahn die Wiedereröffnung des Dortmunder Hauptbahnhofs feiern können. An anderer Stelle im Streckennetz müssen sich dagegen nicht nur Fußballfans, sondern vor allem Pendlerinnen und Pendler mit einer sehr langen Sperrung arrangieren: Bis Mitte 2026 muss die Strecke der S-Bahnlinie 6 zwischen Ratingen-Hösel und Essen-Kettwig nach einer Hangabsenkung komplett saniert werden.

Die beschädigten Stützmauern sollen durch Bohrpfahlwände ersetzt sowie eine Anker- und Netzsicherung zur Hangsicherung durchgeführt werden. Dies komme, so die Deutsche Bahn, „de facto einem Neubau der Strecke im betroffenen Bereich gleich“. In der Zwischenzeit gibt es Schienenersatzverkehr zwischen den Haltepunkten.

Politik fordert Ersatz der Stellwerke in Hösel und Ratingen-Ost

„Eine bittere Nachricht für die Pendlerinnen und Pendler und ein herber Rückschlag für die Bemühungen im Sinne einer Verkehrswende“, sagte der Kettwiger Ratsherr Daniel Behmenburg (SPD) nach Bekanntgabe dieser Nachricht. In einem Schreiben an die Deutsche Bahn mahnte er deshalb an, die Zeit der Streckensperrung sinnvoll zu nutzen – für Reparaturen und weiterführende Projekte.

Der barrierefreie Ausbau des Haltepunktes Kettwig-Stausee lässt weiter auf sich warten.
Der barrierefreie Ausbau des Haltepunktes Kettwig-Stausee lässt weiter auf sich warten. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Als Beispiele nannte er den Ersatz der Stellwerke in Hösel und Ratingen-Ost durch elektronische Stellwerke und die Sanierung des Haltepunktes Kettwig-Stausee (unter anderem Ausbesserung bzw. Erneuerung der Treppen, Erweiterung des Wetterschutzunterstandes und Erhöhung der Sitzplatzkapazitäten sowie Herstellung von Barrierefreiheit).

Deutsche Bahn verzichtet auf ein Planfeststellungsverfahren

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Ein ausführliches Antwortschreiben der Bahn liegt nun vor. „Ich freue mich sehr, dass einigen Anregungen gefolgt wird. Am Haltepunkt Kettwig-Stausee wird die Zeit der Sperrung unter anderem genutzt, um die Treppenaufgänge zu erneuern und weitere Wetterschutzhäuser auf dem Bahnsteig zu errichten. Außerdem wird mit neuem Personal ab August sukzessive eine Ausweitung der Bedienung des Bahnhofs Ratingen-Ost auch in den späten Abend- und Nachtstunden sowie am Wochenende erfolgen“, so Behmenburg.

Durch den Verzicht auf ein Planfeststellungsverfahren könnten die notwendigen Planungs- und Genehmigungsverfahren auf das gesetzlich mögliche Minimum reduziert werden, teilt die Deutsche Bahn mit. Darüber hinaus will die Bahn weitere Möglichkeiten prüfen, um die Baumaßnahme zu beschleunigen.

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Auch das Personal, das sich mit den aktuellen Maßnahmen befasse, belaufe sich mittlerweile auf 26 Personen. „So wird die Zeit der Sperrung vielleicht doch noch verkürzt werden können. Hier werden wir dran bleiben und in regelmäßigen Abständen nachfragen“, betont der Kettwiger Ratsherr und Vorsitzender der SPD in Kettwig.

Weiterhin kein barrierefreier Ausbau des Bahnhofs Kettwig-Stausee

Angeregt hatte Daniel Behmenburg aber auch, größere Maßnahmen vorzuziehen, die wieder zu langen Einschränkungen und Sperrungen führen werden. Dieses sei laut Bahn leider nicht möglich, da die Planungsprozesse sich in einem noch zu frühen Stadium befänden. „Auch wenn die vorgebrachten Maßnahmen positiv zu bewerten sind, bedauere ich es, dass der große Wurf ausbleibt. Auf den vorgetragenen notwendigen barrierefreien Ausbau von Kettwig-Stausee wird gar nicht eingegangen. Die Bahnsteigarbeiten am Haltepunkt Stausee sowie die Erneuerung des momentan mechanischen Stellwerks in Ratingen-Ost durch ein elektronisches Stellwerk werden während der aktuellen Sperrung nicht ausgeführt werden können.“

Es zeigt deutlich, dass Planungsprozesse in unserem Land einfach zu lange dauern und unflexibel sind, sodass eine Reaktion auf plötzliche Ereignisse nicht möglich ist.
Daniel Behmenburg, Kettwiger SPD-Ratsherr

Ein kleiner Lichtblick sei aber, dass die Modernisierung des Stellwerks für 2028 und damit früher als bisher kommuniziert geplant sei, konstatiert der Ratsherr. „Es zeigt aber deutlich, dass Planungsprozesse in unserem Land einfach zu lange dauern und unflexibel sind, sodass eine Reaktion auf plötzliche Ereignisse nicht möglich ist. Hier ist Politik auf allen Ebenen gefordert, die notwendigen Verfahren zu beschleunigen, zu entbürokratisieren und eine prioritäre Behandlung von Infrastrukturprojekten sicherzustellen“, so Behmenburg.

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