Essen. Die Schäden an der S-Bahnstrecke bei Hösel, verursacht durch einen Felsbruch Anfang des Jahres, sind größer als bisher angenommen.

Bahnpendler zwischen Essen und Düsseldorf müssen sich weiter in Geduld üben: Nach Angaben der Deutschen Bahn wird es noch zwei Jahre dauern, bis die S-Bahnstrecke der Linie S6 wieder befahrbar ist. Kritik an die Adresse der Bahn gibt es vonseiten der Politik.

Die Bahnstrecke ist bei Ratingen-Hösel gesperrt, nachdem dort Anfang des Jahres ein Felshang nach heftigen Regenfällen abrutschte und die Gleise auf einer Länge von 400 Metern verschob. Wie sich nun herausstellte, seien die Schäden weitaus größer als zunächst befürchtet, so die Bahn. Die enormen Kräfte, die der Felsbruch frei gesetzt hat, haben nicht nur den kompletten Oberbau, bestehend aus Schienen, Bahnschwellen und Schotter zerstört, sie richteten auch enorme Schäden unterhalb des Bahndamms an, so das Ergebnis eines Gutachtens. Die sogenannte Stützwand hat sich verschoben und muss erneuert werden.

Auf einer Länge von 100 Metern muss eine Stützwand komplett erneuert werden

Die neue Stützwand wird etwa 100 Meter lang. Sie soll mit Betonpfählen bis zu zehn Meter tief im Boden verankert werden. Der Felshang soll zudem mit Auffangnetzen gesichert werden. Nach Angaben der Deutschen Bahn kommen die Arbeiten einem Neubau des Streckenabschnitts gleich.

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Derzeit stimmt die Bahn nach eigenen Angaben die Detailplanung mit den zu beteiligenden Umwelt- und Naturschutzbehörden ab. Zeitgleich zur Vorbereitung des Genehmigungsverfahrens werde die Ausschreibung des Millionenprojektes vorbereitet. Sobald die Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes vorliegt, will die Bahn das Projekt öffentlich ausschreiben und vergeben. Die eigentliche Bauzeit dürfte sechs Monate betragen, heißt es. Alles in allem rechnet die Bahn damit, dass der S-Bahnverkehr nicht vor Ende des 1. Halbjahres 2026 wieder aufgenommen wird.

Auf der Linie S6 bleibt es vorerst beim Notbetrieb

Für Bahnpendler ist dies eine Hiobsbotschaft, denn auf der Linie bleibt es bei einem Notbetrieb. Das heißt: Die S6 pendelt zwischen Essen-Hauptbahnhof und Kettwig. Von dort geht es mit Bussen weiter bis Düsseldorf-Unterrath bzw. bis Ratingen-Ost, wo Fahrgäste wieder in Züge umsteigen können. Züge aus Köln und Düsseldorf enden werktags zwischen 6 und 21 Uhr in Ratingen-Ost, ansonsten bereits in Düsseldorf-Rath.

In einem Schreiben an die Deutsche Bahn drängen die Essener SPD-Landtagsabgeordneten Julia Kahle-Hausmann, Frank Müller und Thomas Kutschaty darauf, die aus der Sperrung resultierenden Belastung für Bahnpendler möglichst gering und kurz zuhalten. Die Parlamentarier fordern die Bahn auf, dafür Sorge zu tragen, dass der Bahnhof Ratingen-Ost durch die S6 auch außerhalb der Tageszeiten und an Wochenenden angefahren wird. Zudem weisen sie darauf hin, dass der zu sichernde Hang bei Hösel nicht das einzige Problem auf der Bahnstrecke sei. In den vergangenen Jahren sei die veraltete Stellwerktechnik häufig der Grund für Verspätungen gewesen. Die Bahn fordern sie auf, die Sperrung für notwendige Modernisierungen, etwa der veralteten und störanfälligen Stellwerke zu nutzen.

Alles in allem sei die Sperrung der S-Bahnstrecke ein Rückschlag im Bemühen, Pendler dazu zu bewegen, vom Auto auf die Bahn umzusteigen. „Wir brauchen eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur“, betont Julia Kahle-Hausmann, die vor diesem Hintergrund den Blick auf die Internationale Gartenausstellung 2027 richtet, die Gäste von nah und fern erwarten lasse. Marode Brücken, sanierungsbedürftige Zubringer, Arbeiten am Bahnnetz und kilometerlange Staus auf den Autobahnen ließen einen Verkehrsinfarkt befürchten. Land und Stadt seien in der Pflicht, ein solches Szenario zu vermeiden.

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