Essener Süden. Ein Hang an der S6 in Ratingen-Hösel war kürzlich abgerutscht, Pendler müssen auf Busse ausweichen. Ab März soll es aber besser werden.

Wer mit der S-Bahnlinie 6 fährt, ist Kummer gewohnt. Teilsperrungen sind in den vergangenen Jahren immer wieder vorgekommen – mal wegen Umbauarbeiten an den Stationen, mal wegen umgestürzter Bäume oder Gleisschäden. Insbesondere der Abschnitt zwischen Ratingen-Hösel und Essen-Kettwig ist oft betroffen (dort läuft die Strecke durch einen Tunnel nur einspurig).

Genau an diesem neuralgischen Punkt hakt es seit Januar erneut. Inzwischen ist klar: Pendlerinnen und Pendler müssen über mehrere Monate mit dem Schienenersatzverkehr leben. Die Schäden auf der Strecke sind gravierend. Aber zumindest ab März soll es eine Verbesserung geben, kündigt die Bahn an.

Geologische Untersuchungen im Hang und Untergrund laufen

Die Schäden betreffen die Schieneninfrastruktur, das heißt Gleise, Gleisbett, Oberleitungen und Kabelanlagen. Das haben erste geologische Untersuchungen gezeigt. Weitere Bohrungen laufen derzeit, um das weitere Vorgehen abzuklären.

Die Ursache: Nach den schweren und langanhaltenden Regenfällen in den letzten Wochen und Monaten hat es einen Felsbruch an der S-Bahnstrecke bei Hösel gegeben. Der reiche bis in die tieferen Schichten hinein, erklärt Timo Hewing, Anlagenverantwortlicher der DB InfraGO.

Innerhalb weniger Tage rutschte der Böschungsfuß noch weiter ab

Zunächst habe man am 20. Dezember 2023 und dann nochmals am 2. Januar sogenannte Stopfarbeiten an den Gleisen durchgeführt. Doch bereits zu Jahresbeginn habe sich gezeigt, dass der Untergrund zu feucht ist. „Durch Bodenbewegungen in der Böschung war die Tiefenentwässerung eingebrochen“, so Hewing. Innerhalb weniger Tage konnten die Baufachleute dann beobachten, dass der Böschungsfuß von 30 auf 85 Zentimeter abrutschte.

Es gab erhebliche Gleisverwerfungen, Schwellen wurden quasi aus dem Schotterbett herausgehoben.
Timo Hewing, Anlagenverantwortlicher der DB InfraGO

Die Krux: Die Bodenbewegungen im Untergrund sind oberirdisch kaum erkennbar. Hewing: „Es gab erhebliche Gleisverwerfungen, Schwellen wurden quasi aus dem Schotterbett herausgehoben.“ Der Streckenabschnitt wurde gesperrt. Seitdem gibt es umfangreiche Erkundungen.

Weitere Ergebnisse der Gutachter liegen voraussichtlich Mitte März vor

Baufachleute und Geologen der Deutschen Bahn und der beauftragten Firmen untersuchen jetzt aufwendig den Hang und den Untergrund. Dazu wurde der felsige und extrem steile Hang von Vegetation befreit. Mit tiefen Bohrungen ermitteln die Geologen, wie Gesteinsschichten verlaufen, ob es weitere Risse gibt und wie insgesamt die Beschaffenheit des Untergrundes ist. Dazu führen sie Kameras in die bis zu 25 Meter tiefen Bohrlöcher ein, um den Schichtverlauf zu erfassen. Mit Kernbohrungen werden die Gesteinsschichten zudem für weitere Analysen an die Oberfläche geholt.

Bewegungen in den unteren Bodenschichten führen im Hang zu erheblichen Verwerfungen.
Bewegungen in den unteren Bodenschichten führen im Hang zu erheblichen Verwerfungen. © Deutsche Bahn AG

Zusätzlich sondieren die Fachleute großflächig den Hang neben dem Felsbruch. Weitere Ergebnisse der Gutachter liegen voraussichtlich Mitte März vor. Erst dann kann die Deutsche Bahn die Planungen vertiefen und festlegen, mit welchen Bauverfahren und in welchem Umfang Sanierung und Sicherung der Strecke durchgeführt werden müssen und wie lange die notwendigen Baumaßnahmen dauern.

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Schon jetzt zeichneten sich aber umfangreiche Reparatur- und Sicherungsmaßnahmen ab, die durch die Lage in einem Naturschutzgebiet zusätzlich erschwert werden. „Deshalb können wir jetzt auch noch kein Datum nennen, wann dort wieder Züge fahren“, so Dirk Pohlmann, Bahn-Sprecher NRW. „Es wird aber definitiv noch mehrere Monate dauern.“

Verbesserungen für Bahnkunden ab dem 4. März angekündigt

Um die Erschwernisse für die Fahrgäste aus Düsseldorf und Ratingen zu verringern, wird die DB ab Montag. 4. März, bis auf weiteres die für Pendler wichtige Bahnstation Ratingen-Ost von montags bis freitags in der Zeit von 4.30 bis 20 Uhr wieder bedienen. Hierfür muss ein zusätzliches Stellwerk mit zusätzlichem Personal besetzt werden. Ab Ratingen-Ost steht ein Schienenersatzverkehr bis Kettwig bereit und ab Kettwig ein Pendelverkehr bis zum Hauptbahnhof Essen.

Durch den Hangrutsch wurden die Gleise aus dem Schotterbett gehoben. Die Reparatur wird noch mehrere Monate andauern.
Durch den Hangrutsch wurden die Gleise aus dem Schotterbett gehoben. Die Reparatur wird noch mehrere Monate andauern. © Deutsche Bahn AG

Während der übrigen Zeit (auch samstags und sonntags) gilt weiterhin folgendes Ersatzkonzept: Die S-Bahnen aus Richtung Köln enden und beginnen in Düsseldorf-Rath Mitte. Die Züge der Linie S6 fallen zwischen Düsseldorf-Rath Mitte und Kettwig aus. Ein Ersatzverkehr mit Bussen (SEV) ist zwischen Düsseldorf-Unterrath/Rath Mitte und Kettwig eingerichtet. In Düsseldorf-Unterrath besteht Anschluss von / zu den Zügen der Linien S1 und S11. Zwischen Düsseldorf Hbf und Essen Hbf stehen auch weiterhin die Züge der Linien RE1 (RRX), RE6 (RRX) und die S1 zur Verfügung.

Brücke Kronprinzenstraße in Essen-Süd muss repariert werden

Noch einmal Geduld aufbringen müssen ÖPNV-Kunden allerdings zwischen dem 1. und 4. März: Die durch einen Bagger im Dezember beschädigte Brücke Kronprinzenstraße in Essen-Süd muss repariert werden, damit die Bahn dort wieder schneller fahren kann. Daher werden in diesem Zeitraum die S-Bahnen zwischen Kettwig und Essen Hbf in beiden Fahrtrichtungen durch Busse ersetzt.

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