Ratingen. Ratingen-Hösel bis Essen-Kettwig: Bahnsperrung dauert noch mehrere Monate an. Alternativen für Heiligenhauser Pendler ab dem 4. März.

Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann ist von der aktuellen Streckensperrung der S-Bahn-Linie S6 selbst betroffen – wohnt er doch in Ratingen und pendelt von dort ins Büro nach Düsseldorf. Insofern kann er auch aus erster Hand davon berichten, wie gebeutelt die Linie – und damit auch die Nutzer – in den vergangenen Jahren war.

Das Problem: So landschaftlich schön die Strecke ist, so herausfordernd kann genau das werden. So erinnert Pohlmann an den Pfingststurm Ela, als zahlreiche umgestürzte Bäume die Strecke unpassierbar machten. Hinzu kamen Bergbauschäden im Bereich der Villa Hügel am Baldeneysee im Essener Süden, Tunnelsanierungen – und die Liste ließe sich noch fortsetzen.

Schäden an der S6-Strecke bei Ratingen-Hösel sind nicht alltäglich

Nun aber gibt es Schäden, die auch für die Verantwortlichen der Deutschen Bahn AG nicht alltäglich sind – und die dafür sorgen werden, dass die S6 noch mehrere Monate nicht regulär fahren wird.

Gut zu erkennen: Die unterschiedlichen Bodenschichten im Hang an der S-Bahn-Strecke bei Ratingen-Hösel. 
Gut zu erkennen: Die unterschiedlichen Bodenschichten im Hang an der S-Bahn-Strecke bei Ratingen-Hösel.  © Deutsche Bahn AG / DB | Deutsche Bahn AG / DB

Probleme beginnen am 20. Dezember mit einer „schlechten Gleislage“

Ausgangspunkt war eine am 20. Dezember 2023 festgestellte „schlechte Gleislage“, wie Timo Hewing, Anlagenverantwortlicher der DB InfraGO, in die Chronologie der Ereignisse einsteigt. Heißt: Die Schienen lagen nicht so, wie sie sollten. Das kommt durchaus vor – gerade an Hanglagen. Insofern wurden routinemäßig sogenannte Stopfarbeiten durchgeführt.

Auf dem steilen Hang, der entlang der Bahnstrecke bei Ratingen-Hösel verläuft, laufen die Arbeiten. 
Auf dem steilen Hang, der entlang der Bahnstrecke bei Ratingen-Hösel verläuft, laufen die Arbeiten.  © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Stopfarbeiten führen nicht zur erhofften Stabilisierung

Bereits wenige Tage später – am 2. Januar – wurde aber erneut eine schlechte Gleislage bemerkt. Und zwar in einem Ausmaß, dass der Verkehr eingestellt werden musste. Bei den anschließenden Inspektionsarbeiten wurden massive Schäden an der Entwässerungshalbschale im Boden festgestellt, die Schlimmstes befürchten ließen – nämlich deutliche Bewegungen im Untergrund.

Hangrutsch an der S6-Strecke bei Ratingen-Hösel. Die Arbeiten werden noch mehrere Monate andauern.
Hangrutsch an der S6-Strecke bei Ratingen-Hösel. Die Arbeiten werden noch mehrere Monate andauern. © DB Regio | DB Regio

Absackungs-Kante im steilen Hang oberhalb der Bahnstrecke

Im steilen Hang wurde dann eine zunächst rund 35 Zentimeter hohe Absackungs-Kante festgestellt, die sich täglich auf bis zu 85 Zentimeter vergrößerte. Ein klares Zeichen dafür, dass es in tieferliegenden Schichten zu einem Gesteinsbruch gekommen sein muss.

Als er die Fotos gesehen habe, sei das „ein Schock“ gewesen, räumt Bahn-Sprecher Pohlmann ein. Damit war klar: Es stehen umfangreiche, zeitintensive Sanierungsarbeiten an. Mit einer reinen Hangsicherung durch Stahldübel und Netze – wie anfangs gehofft – ist es nicht getan.

3000 Kubikmeter Boden und Gestein werden abgetragen und abtransportiert

Aktuell werden rund 3000 Kubikmeter Boden und Gestein abgetragen und per Bahn Richtung Hösel abtransportiert. Parallel finden Bohrungen bis 25 Meter Tiefe statt – um herauszufinden, welche Bodenschichten in welchem Ausmaß beschädigt sind. Erst dann kann über Möglichkeiten der Sanierung nachgedacht werden. „Insofern können wir jetzt auch seriös noch kein Datum nennen, wann dort wieder Züge fahren“, so Pohlmann. Es werde aber definitiv noch „mehrere Monate“ dauern.

Allein die bis jetzt entstandenen Schäden sind laut Hewing massiv: Gleise, Stützmauer und Oberleitungsmast liegen bzw. stehen nicht mehr richtig, eine Weichenanlage, die unterirdische Tiefentwässerung und die Verkabelung sind kaputt. Viel Arbeit also für die Deutsche Bahn.

Per Bahn wird das abgetragene Erdreich abtransportiert.
Per Bahn wird das abgetragene Erdreich abtransportiert. © Deutsche Bahn AG / DB | Deutsche Bahn AG / DB

Ab dem 4. März fahren Züge zumindest wieder bis Ratingen-Ost

Eine halbwegs gute Nachricht für die Heiligenhauser Pendler gibt es dennoch: Ab Montag, 4. März, wird bis auf Weiteres die Bahnstation Ratingen-Ost montags bis freitags in der Zeit von 4.30 Uhr bis 20 Uhr in Richtung Düsseldorf wieder bedient. Heißt: Züge verkehren zwischen Köln – via Düsseldorf Hbf – und Ratingen-Ost. Hierfür muss ein zusätzliches Stellwerk in Ratingen mit Personal besetzt werden. „Die entsprechenden Dienstpläne müssen geändert werden, zudem muss das Personal ortskundig sein“, erläutert Pohlmann, warum diese Maßnahme nicht direkt umgesetzt wird und sie nicht am späten Abend, nachts und an den Wochenenden gilt. In Hösel steht indes keine Weiche zum Wenden der Züge zur Verfügung, sodass bereits in Ratingen-Ost Endstation ist, obwohl der beschädigte Streckenabschnitt erst zwischen Hösel und Kettwig liegt.

Zwischen 20 und 4.30 Uhr sowie samstags und sonntags ganztägig bleibt der Ersatzfahrplan wie bisher: S-Bahnen aus Richtung Köln enden und beginnen dann in Düsseldorf-Rath Mitte, aus Richtung Essen in Kettwig. Ein Ersatzverkehr mit Bussen (SEV) ist zwischen Düsseldorf-Unterrath / Düsseldorf-Rath Mitte und Kettwig eingerichtet.

Brückenarbeiten im Essener Süden: Ersatzverkehr auch zwischen Kettwig und Essen Hbf

Einen Sonderfall gibt es vom 1. bis 4. März: Um den Pendelverkehr zwischen Kettwig und Essen Hbf zu stabilisieren, repariert die DB die Eisenbahnbrücke „Kronprinzenstraße“ in Essen-Süd. Nachdem ein Baustellenfahrzeug die Brücke angefahren hatte, musste die DB aus Sicherheitsgründen die dort zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 20 km/h herabsetzen. Daher werden in der Zeit vom 1. März, 2 Uhr bis 4. März, 2 Uhr die S-Bahnen zwischen Kettwig und Essen Hbf in beiden Fahrtrichtungen ebenfalls durch Busse ersetzt.