Essen. Essener Ermittler haben im vergangenen Jahr insgesamt 1118 Wohnungseinbruchdiebstähle erfasst. Das war ein Anstieg um fast 25 Prozent.
Gelegenheit macht Diebe - und Einbrecher. Nach dem Ende der Corona-Pandemie waren sie wieder häufiger in der Stadt unterwegs: Vor allem professionelle Banden, die verstärkt verlassene Wohnungen und Häuser auskundschafteten, während ihre Bewohner aus dem Homeoffice an ihren regulären Arbeitsplatz zurückkehrten oder ihre wiedergewonnene Freiheit in der Freizeit genossen, machten die Quartiere unsicher. Gestiegene Preise und wirtschaftlicher Druck könnten ihr Übriges dazu getan haben, dass die Zahl der von der Polizei Essen registrierten Eigentumsdelikte im vergangenen Jahr deutlich zugelegt hat.
Das gilt insbesondere für die Wohnungseinbrüche: In Essen haben sie in 2023 den höchsten Stand der vergangenen sechs Jahre erreicht, geht aus der jüngst veröffentlichten Kriminalitätsstatistik hervor. Die Entwicklung sei beunruhigend und das Sicherheitsgefühl werde beeinträchtigt, auch wenn es in fast der Hälfte der Fälle bei Einbruchsversuchen geblieben ist, mahnt die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Die Behörden benötigten mehr Personal, um den Tätern einen Riegel vorschieben zu können. Nur etwa jede zehnte dieser Taten wurde aufgeklärt.
Im Jahr 2015 gingen die Einbrüche durch die Decke
Die Essener Ermittler haben im vergangenen Jahr insgesamt 1118 sogenannte Wohnungseinbruchdiebstähle erfasst. Das war ein Anstieg um 218 Fälle oder 24,2 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Etwa 500 Einbrüche mehr hatte es zuletzt im Jahr 2017 gegeben, der höchste Stand datiert aus 2015, als die Delikte durch die Decke gingen: 3029 waren es damals am Jahresende.
Zuletzt blieben 521 der Taten unvollendet, weil die Einbrecher gestört wurden oder an gut gesicherten Fenstern und Türen scheiterten. 143 von ihnen konnten am Ende ermittelt werden, fast 90 Prozent der Täter kamen allerdings ungeschoren und oft mit jeder Menge Beute davon: Die Polizei Essen beziffert den Schaden durch die 597 vollendeten Delikte des vergangenen Jahres auf mehr als 3,5 Millionen Euro. Das war rund eine Million Euro mehr als im Jahr zuvor und entspricht einem Anteil von 6,2 Prozent an der Schadenssumme, die im vergangenen Jahr durch Kriminalität insgesamt in Essen verursacht worden ist.
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Pro Einbruch haben die Kriminellen in den allermeisten Fällen (177) 500 bis 2500 Euro abgezogen. 120 Mal waren es 5000 bis 25.000 Euro. Doch es waren auch 14 Coups darunter, bei denen die Einbrecher mit mehr als 50.000 Euro auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Fast jeder zweite der mutmaßlichen Täter war ein Ausländer. Bei Dreiviertel der Verdächtigen handelte es sich um Erwachsene, knapp 17 Prozent waren noch keine 18 Jahre alt, 21 waren Jugendliche, drei von ihnen noch Kinder unter 14 Jahren.
Dezente Markierungen mit Stöcken und Steinen
Erst im vergangenen Sommer hatte die Polizei vor einer neuen Masche mit „Gaunerzinken 2.0“ gewarnt: Anstatt auf Gehwegen und Hauswänden aufgemalte Strichcodes alter Machart zu verwenden, setzten die Kriminellen vermehrt auf dezentere Markierungen mit Stöcken, Steinen oder Blättern, um zu testen, ob Bewohner zu Hause sind. Spähtrupps, die potenzielle Einbruchsziele auskundschaften, klemmen zum Beispiel Zahnstocher oder Laub von Bäumen in Roll- und Fensterläden oder zwischen Zarge und Eingangstür. Auch in Papier eingewickelte Steine an Hauszugängen oder eine Cent-Münze auf der Treppe können ein Indiz dafür sein, dass Einbrecher ein Objekt auskundschaften.
Bleiben diese möglichst unauffällig drapierten Gegenstände wie auch verschobene Fußmatten oder Blumentöpfe längere Zeit an der ausgesuchten Stelle, könnte das ein Anzeichen für eine längere Abwesenheit der Bewohner sein. Den Einbrechern signalisiert das grünes Licht. Die Polizei rät deshalb zur Wachsamkeit, was solche verdächtigen Zeichen angeht und empfiehlt, Gegenstände, die nicht vor die eigene Haustüre gehören, sofort wegzuräumen. Bewohner sollten sich aber auch vorbeugend schützen. Wer in den Urlaub fährt, sollte den Nachbarn Bescheid sagen, sie bitten, Briefkästen regelmäßig zu leeren oder ihr Auto vor dem Haus zu parken. Außerdem ist es sinnvoll, über Zeitschaltuhren die Beleuchtung im Haus in unregelmäßigen Abständen ein- und auszuschalten.
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Die technische Sicherung bleibt das A und O
Das A und O aber ist und bleibt die technische Sicherung: Fenster und Türen sollten durch starke zusätzliche Schlösser verriegelt werden. Bei Nachrüstungen müssen nicht zwingend die bereits verbauten Elemente ausgetauscht werden, sondern auch durch den nachträglichen Einbau der Technik ist deutlich mehr Sicherheit zu erreichen – das können feste Verbindungen zwischen Fensterflügel und Rahmen sein oder Mechanikbänder an den Schließ-Seiten von Türen.
Nützliche Hinweise dazu finden sich in einer Online-Broschüre der Polizei. Kostenlose Tipps gibt es auch in der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle an der Bochumer Straße 20 in Essen-Steele. Sie ist dienstags von 8.30 bis 15.30 Uhr und jeden ersten Samstag im Monat zwischen 9 und 14 Uhr geöffnet. Termine zu einem Beratungsgespräch können telefonisch unter der Nummer 0201 829-4444 abgesprochen werden.
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