Essen-Kettwig. Familie Laatz aus Essen muss außer der Sorge um die schwerbehinderte Tochter jetzt noch einen Einbruch verkraften. Das ist passiert.
Ein Einbruch hinterlässt Spuren. Nicht nur die am Tatort, sondern auch gravierende psychische. „Jedes Geräusch lässt mich inzwischen aufschrecken. Man fühlt sich einfach nicht mehr sicher“, sagt Yvonne Laatz und ergänzt: „Du fragst dich ständig: Warum musste das jetzt auch noch passieren?“
Eigentlich ist die Kettwigerin (43) eine lebensfrohe Frau, auch wenn sie und ihr Mann André (53) durch die sehr schwere Erkrankung ihrer Tochter Alina in den vergangenen Jahren immer wieder leidgeprüft sind. Allein fünfmal lag Alina 2023 auf der Intensivstation, bangten die Eltern um ihr Überleben.
Alina musste ihren 7. Geburtstag im Krankenhaus feiern
Das Mädchen wurde mit dem sehr seltenen Gen-Defekt CDKL 5 geboren, der u.a. zu Epilepsie, schweren Entwicklungsverzögerungen und Sehbehinderungen führt. Alina kann nicht sehen, nicht sprechen, nicht laufen, nicht mal alleine sitzen. Jede Infektion belastet den sowieso schon eingeschränkt funktionierenden Körper zusätzlich, zuletzt sei es eine Covid-Variante gewesen, erzählt Mutter Yvonne Laatz. Alinas siebten Geburtstag habe die vierköpfige Familie deshalb auch im Krankenhaus gefeiert.
„Meine Mutter hatte kurze Zeit später ebenfalls Geburtstag. Um ein bisschen Kraft zu schöpfen nach dieser sehr schweren Zeit, sind wir alle zu ihr gefahren.“ Neben der dreijährigen Celina (sie kam gesund zur Welt) durfte auch die genesene Alina kurz vor Karneval ihre Oma besuchen. „Dann ging es Alina plötzlich wieder schlecht. Deshalb sind wir früher nach Hause gefahren“, berichtet Yvonne Laatz.
Die Einbrecher kamen über den Garten und brachen die Glastür auf
Nichtsahnend öffnete André Laatz die Tür des Hauses in Kettwig auf der Höhe. Der nächste Satz, den die 43-Jährige hörte, war: „Yvonne, hast Du vergessen, die Balkontür abzuschließen?“
Die Tür zur Terrasse stand offen, das Glas war gesprungen, sichtbare Aufbruchsspuren am Türrahmen und ein leeres Schmuckkästchen am Boden waren untrügliche Zeichen, dass ungebetene Gäste im Haus gewesen waren. „Der Einbruch muss erst kurz vor unserer Rückkehr stattgefunden haben, das Haus war nämlich noch gar nicht ausgekühlt“, vermutet Yvonne Laatz.
Etliche Erinnerungsstücke der Essener sind unwiederbringlich verloren
Die Polizei habe zwar Spuren gesichert, „doch die Chancen, dass jemand erwischt wird, sind gering“. Das Paar habe aber alles richtig gemacht, alle möglichen Sicherungssysteme am Haus installiert, selbst eine Videoüberwachungsanlage. „Aber die deckt eben nur den vorderen Bereich ab.“ Künftig soll nun eine weitere Kamera auch den hinteren Garten im Blick haben.
Derzeit werde an der Terrasse und der Zuwegung gearbeitet, um von dort aus Alina bald barrierefrei ins Haus bringen zu können. „Selbst den Bauarbeitern gegenüber bin ich jetzt sehr misstrauisch. Das ist eigentlich gar nicht meine Art.“ Aber nach dem Einbruch sei sie sehr vorsichtig geworden.
„Man ist erst mal geschockt, steht unter Strom und funktioniert nur. Und dann ist es einfach ein schlimmes Gefühl, wenn man weiß, dass jemand Fremdes in der Wäsche herumgewühlt hat, dass alle Schubladen durchsucht wurden.“ Der Verlust der Sachwerte sei schon schwerwiegend, darüber hinaus schmerze, dass auch etliche Erinnerungsstücke, wie etwa die Eheringe ihrer verstorbenen Großeltern, unwiederbringlich verloren seien.
Die Diebe nahmen selbst die Spardosen der Kinder mit
Selbst vor den Spardosen der Kinder hätten die Einbrecher im Übrigen nicht Halt gemacht, schüttelt Yvonne Laatz den Kopf. „Bei der ganzen Aktion sind auch Hilfsmittel für Alina zu Bruch gegangen, die sie für die Beatmung braucht.“ Das ersetzt zu bekommen, dauere seine Zeit und bedeute „wieder Papierkram mit der Krankenkasse“.
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Apropos Papierkram: „Ich kann jedem nur empfehlen, das Kleingedruckte in den Versicherungspolicen genau zu studieren. Es ist vieles ausgeschlossen. Man bekommt nie alles ersetzt“, sagt Yvonne Laatz, die im Vorstand des Vereins „Mobil mit Behinderung“ aktiv ist, aus eigener bitterer Erfahrung.
Ihren Mut will sich die Kettwigerin durch den Einbruch nicht nehmen lassen. „Die Hauptsache ist, dass es uns gut geht und Alina bald wieder so fit ist, dass sie zur Schule kann. Das tut ihr nämlich richtig gut.“
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