Essen. Einbrecher haben offenbar ihre Kommunikation untereinander verändert. Spähtrupps setzen auf unauffällige Markierungen an potenziellen Tatorten.

Kreidekritzeleien an Hauswänden und auf Gehwegen waren einmal. Kriminelle haben ihre Kommunikation verändert: „Gaunerzinken 2.0“ nennt die Polizei Essen die möglichst unauffälligen Zeichen einer neuen Zeit im Einbrechermilieu. Anstatt aufgemalte Strichcodes alter Machart zu verwenden, setzen die Gauner mittlerweile auf dezente Markierungen mit Stöcken, Steinen oder Blättern, um zu testen, ob Bewohner zu Hause sind.

Erste Fälle sind in Mülheim bekanntgeworden. „Aus Essen wurden der Polizei zwar noch keine ähnlichen Beobachtungen gemeldet. Dennoch schadet es auch hier nicht, wachsam zu sein“, warnt deren Sprecherin Sylvia Czapiewski schon mal vorsorglich.

Spähtrupps, die potenzielle Einbruchsziele auskundschaften, klemmen zum Beispiel Zahnstocher oder Blätter von Bäumen in Roll- und Fensterläden oder zwischen Zarge und Eingangstür. Auch in Papier eingewickelte Steine an Hauszugängen können ein Indiz dafür sein, dass Einbrecher ein Objekt auskundschaften.

Anzeichen für eine längere Abwesenheit

Bleiben diese möglichst unauffällig drapierten Gegenstände wie auch verschobene Fußmatten oder Blumentöpfe längere Zeit an der ausgesuchten Stelle liegen, könnte das ein Anzeichen für eine längere Abwesenheit der Bewohner sein, so Czapiewski. Den Einbrechern signalisiert das grünes Licht. Die Polizei rät deshalb zur Wachsamkeit, was solche verdächtigen Zeichen angeht und empfiehlt, Gegenstände, die nicht vor die eigene Haustüre gehören, sofort wegzuräumen.

Sylvia Czapiewski hat noch ein paar Tipps mehr: „Bitten Sie in Urlaubszeiten Nachbarn oder Freunde, regelmäßig nach Ihrer Wohnung zu sehen und kündigen Sie die eigene Abwesenheit nicht in sozialen Medien an. Melden Sie verdächtige Beobachtungen der Polizei.“

Die sogenannten Wohnungseinbruchdiebstähle haben zuletzt wieder zugelegt. Die Zahl der Straftaten ist nach Angaben der Polizei Essen im vergangenen Jahr um 145 auf 1271 gestiegen, was einen Zuwachs von rund 11,4 Prozent bedeuten. Demgegenüber ist die Aufklärungsquote im Bereich um 1,93 Prozentpunkte auf 8,73 Prozent gesunken. Fast jeder zweite Einbruchversuch scheiterte. Das liegt vor allem an der besseren technischen Sicherheitsausstattung von Häusern und Wohnungen.

Für das laufende Jahr nennt die Polizei Essen noch keine absoluten Deliktzahlen. „Wir rechnen aber mit einem weiteren kleinen Anstieg“, sagte Sylvia Czapiewski mit Blick auf die ersten sechs Monate.

Alle Türen und Fenster mechanisch sichern

Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Polizei neben einem sicherheitsbewussten Verhalten und einer aufmerksamen Nachbarschaft vor allem die mechanische Sicherung aller Fenster und Türen, damit ungebetene Gäste gar nicht erst hineinkommen. Die Abteilung Kriminalprävention der Behörde bietet dazu eine kostenlose und neutrale Beratung an.

Ein unauffällig unter einen Blendladen geklemmtes Blatt kann für Einbrecher der Hinweis sein: Hier ist seit längerem niemand zu Hause.
Ein unauffällig unter einen Blendladen geklemmtes Blatt kann für Einbrecher der Hinweis sein: Hier ist seit längerem niemand zu Hause. © Polizei Essen

Beleuchtung am und im Haus besser an als aus, ein Radio, das läuft, ein TV-Simulator, der flimmert wie ein Fernseher, bis hin zu sogenannten Smarthome-Systemen, die Auffälligkeiten in der Wohnung live aufs Handy senden können – es gibt inzwischen viele technische Möglichkeiten, die Einbrecher irritieren und womöglich auch von einer Tat abhalten können.

Für Präventionsexperten ist das A und O des Einbruchschutzes nach wie vor die richtige mechanische Sicherung von Türen und Fenstern. Denn modernste Elektronik wie „webbasierte Zutrittsverwaltung“ samt „Alarmanbindung“ und „App-Steuerung“ hin oder her: Nur mit widerstandsfähigen Riegeln, Sperren und Schlössern auf und in massiven Rahmen ist ein Einbrecher wirksam aufzuhalten. Alles andere ist allenfalls eine sinnvolle Ergänzung solider Mechanik.

Nachträglicher Einbau ist meist möglich

Bei technischen Nachrüstungen müssen nicht zwingend die bereits verbauten Türen und Fenster ausgetauscht werden, sondern auch durch den nachträglichen Einbau der Elemente ist deutlich mehr Sicherheit zu erreichen – das können feste Verbindungen zwischen Fensterflügel und Rahmen sein oder Mechanikbänder an den Schließ-Seiten von Türen.

Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle an der Bochumer Straße 20 in Essen-Steele ist dienstags, mittwochs und donnerstags zwischen 10 und 15 Uhr geöffnet. Besuche sind zudem an jedem ersten Samstag im Monat von 10 bis 14 Uhr möglich. Terminanfragen für die technische Beratung sind unter 0201/829-4444 und auch per E-Mail möglich: kpoberatung.essen@polizei.nrw.de

Nützliche Hinweise finden sich auch in einer Online-Broschüre der Polizei.