Essen/Mülheim. Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle ist aus dem Präsidium nach Steele gezogen. Ab sofort sind Besuche unter Corona-Bedingungen möglich.
Ein verschlossenes Standardfenster ohne Pilzkopfverriegelung, eben so eins, wie es in sieben von zehn handelsüblichen Rahmen hängt, dazu ein schlichter Holzkeil und kaum mehr als drei kräftige Hebelbewegungen - schon ist der Weg ins Innere eines Hauses frei: Thomas Hillebrand von der Polizei Essen/Mülheim braucht keine zehn Sekunden, um anschaulich zu zeigen, welch leichtes und fast geräuschloses Spiel halbwegs gewiefte Einbrecher mit herkömmlichen Fenstern oder Türen haben, an denen zusätzliche Sicherungen fehlen.
Livehaftig zu erleben ist das Ganze in einem neuen Schauraum der Behörde in Essen-Steele: Nach über einem Jahr der Renovierungs- und Umbauarbeiten ist die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle aus dem Präsidium an der Büscherstraße umgezogen in die vier Wände eines ehemaligen China-Schuhladens an der Bochumer Straße, mitten in der Fußgängerzone des Stadtteilzentrums.
Fünf Beamte beraten dort ab sofort kostenlos und markenneutral in allen Fragen der technischen Prävention an Dach und Fach, aber auch rund um die Mobile Sicherheit, wenn es darum geht, Fahr- oder Motorräder vor Langfingern oder Einbrechern zu schützen - etwa mit einem stabilen Wandhaken, der an die Keller- oder die Garagenwand montiert wird, oder durch ein elektronisches Schloss für die Bremsscheibe eines Motorrads, das bei leichter Berührung warnend piept, aber bei heftiger Misshandlung so lange durchdringend pfeift, bis der alarmierte Besitzer den Heuler per Smartphone-App zum Schweigen bringt und entsichert.
Das A und O ist nach wie vor eine gute mechanische Sicherung
Elektronische Schließsysteme rund ums Haus, Bewegungs- und Öffnungsmelder, die mittlerweile ohne eine aufwendige Kabelverlegung auskommen, sondern virtuell miteinander und auf Monitoren sichtbar kommunizieren, sind ein paar Schritte weiter zu erleben. Was früher ein schlichtes Schloss war, schimpft sich heutzutage „webbasierte Zutrittsverwaltung“ samt „Alarmanbindung“ und „Appsteuerung“. All das, heißt es, kann zusätzlich Sinn machen, das A und O aber ist nach wie vor eine gute mechanische Sicherung.
Welche Systeme sich für welche Immobilie eignen und was an welchem Standort in Sachen Sicherheit angezeigt ist, können Ratsuchende in direkten Gesprächen mit den Experten der Beratungsstelle vor Ort an der Bochumer Straße oder bei Hausbesuchen erfahren. Die Wartezeiten dafür halten sich durchaus im Rahmen, sagt Kriminalhauptkommissar Heinz Stiefken-Badin. Binnen ein bis zwei Wochen kommen die Treffen derzeit zustande.
Raumnot im Präsidium war der Hauptgrund für den Umzug
Zunehmende Raumnot im Polizeipräsidium in Essen-Rüttenscheid war der Hauptgrund für den Umzug der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in den Essener Osten, bestätigte Behördenleiter Frank Richter am Dienstag bei der offiziellen Eröffnung der neuen Räumlichkeiten. Das historische Gebäude an der Büscherstraße sei eben „nicht beliebig erweiterbar“. Aber, davon ist der Polizeipräsident überzeugt, „der Standort ist zweitrangig“. Im Zentrum von Steele habe man im Zweifel sogar mehr Laufpublikum, dort könne man nun auch viele technische Neuerungen präsentieren, was im Präsidium nicht möglich gewesen sei, und selbst Ratsuchende aus Mülheim haben durch die S-Bahn eine Direktverbindung in den Essener Stadtteil.
Mehr Aufklärung, aber auch mehr technische Prävention haben mit dazu beigetragen, dass die Deliktzahlen inzwischen auf einem „historischen Tiefstand“ sind, sagte Frank Richter. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres registrierte die Polizei, natürlich auch coronabedingt, in Essen 338 und in Mülheim 111 Wohnungseinbrüche. Im vergangenen Jahr waren es 403 beziehungsweise 160. Vor fünf Jahren lagen die Zahlen um ein Vielfaches höher. Doch Stiefken-Badin weiß: Denen, die zum Opfer werden, bringen solche Statistiken rein gar nichts, mögen sie auch noch so erfreulich sein. „Riegel vor“, und zwar rechtzeitig, hilft da schon mehr.
Die neue Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle an der Bochumer Straße 20 in Essen-Steele ist dienstags, mittwochs und donnerstags zwischen 10 und 15 Uhr geöffnet. Besuche sind zudem an jedem ersten Samstag im Monat von 10 bis 14 Uhr möglich. Die Polizei hat eine Bitte: „Wenn Sie zu uns kommen und eintreten, dann achten Sie bitte auf die Hygienemaßnahmen und halten Sie Abstand zu unseren Mitarbeitern.“ Terminanfragen für die technische Beratung sind unter 0201/829-4444 und auch per E-Mail möglich: kpoberatung.essen@polizei.nrw.de