Essen. Taxi Essen will, dass Kunden künftig auch einen Festpreis für eine Taxifahrt vereinbaren dürfen. Vorbild dafür soll die Stadt München sein.
Im Taxi ist Zeit oft auch Geld – denn mit den Minuten, die die Fahrt wegen eines Staus länger dauert, steigt der Fahrpreis auf dem Taxameter. Einen Festpreis, wie bei einem Mietwagen, können Taxikunden nicht vereinbaren. Bislang jedenfalls. Die Taxibranche will, dass sich das in Essen ändert.
„Die Kunden wollen gerne schon vor Antritt der Fahrt wissen, was sie am Ende zahlen müssen. Die Möglichkeit aber, einen Festpreis zu vereinbaren, haben wir nicht“, sagt Dirk Heinrichsen, der Vorstandsvorsitzende von Taxi Essen, der größten Taxizentrale in der Stadt.
Um dem Wunsch der Kunden zu entsprechen, will Taxi Essen Gespräche mit der Stadt Essen aufnehmen. Gesetzlich sind solche Festpreise mittlerweile möglich. Sie müssen jedoch von der jeweiligen Stadt bzw. vom Stadtrat in das Tarifgefüge aufgenommen werden.
Taxi Essen: Festpreis muss bereits bei der Bestellung vereinbart werden
Bislang ist die Stadt München bundesweit Vorreiter. Dort gibt es seit September vergangenen Jahres die Möglichkeit, für Taxifahrten bei der Bestellung eine feste Summe zu vereinbaren, egal wie lange die Fahrt am Ende dauert. Für den Festpreis ist dabei ein Korridor festgelegt, der fünf Prozent nach unten und maximal 20 Prozent nach oben vom üblichen Taxitarif abweichen darf. Grundlage ist der Preis für die kürzeste Fahrtstrecke ohne Wartezeiten.
Der vorab vereinbarte Festpreis könnte sich, laut Heinrichsen, dann je nach Zeitpunkt der Fahrt unterscheiden. In verkehrsreichen Zeiten, wenn sich das Taxi von Ampel zu Ampel und durch den Stau quält, könnte es etwas teurer sein. Nachts dagegen günstiger. Das wirtschaftliche Risiko bei solchen Bummelfahrten trägt dann der Unternehmer und nicht mehr der Fahrgast. Genauso, wenn ein ortsunkundiger Fahrer am Steuer sitzt.
Taxigewerbe spricht im März mit der Stadt über Festpreise
Erste Gespräche mit der Stadt will Taxi Essen schon im März führen. Ein solcher Festpreis soll auch helfen, der wachsenden Konkurrenz durch Mietwagen etwas entgegenzusetzen. Seit Mitte 2021 ist auch in Essen das US-Unternehmen Uber am Start. Der Festpreis allein aber wird nicht ausreichen, auf Augenhöhe zu den Wettbewerbern zu kommen, sagt Heinrichsen. Denn das große Problem seien die Dumpingangebote, mit denen Mietwagen im Stadtgebiet auf Kundenjagd sind.
Wie diese aussehen, hat der Essener Taxifahrer Norbert Czwienk erst kürzlich erlebt. Gäste eines Restaurants hätten ihn gefragt, was sie für eine Fahrt von Kupferdreh zur Diskothek Delta auf der Frohnhauser Straße zahlen müssten. Laut Czwienk wären das ungefähr 38 bis 40 Euro gewesen. Einer der Gäste hätte sich jedoch zwischenzeitlich eine Mietwagenfahrt per App bei Uber bestellt. Kosten pauschal: 15 Euro.
Taxifahrer schimpfen gegen Dumpingpreise bei Mietwagen
Für die Kunden mag das ein Superpreis sein, doch Czwienk ist überzeugt: Das kann nicht wirtschaftlich sein, zumal für die Fahrt anders als bei Taxen die volle Mehrwertsteuer fällig werde und der Mietwagenfahrer auch noch eine Vermittlungspauschale an Uber zu entrichten habe. Wie man dann noch den gesetzlichen Mindestlohn zahlen wolle, fragt Czwienk.
Auch Taxi Essen beobachtet immer häufiger Uber-Mietwagen im Stadtgebiet. „Wir haben nichts gegen Konkurrenz. Aber sie muss zu gleichen Spielregeln stattfinden“, sagt Heinrichsen. Die Festpreismöglichkeit für Taxen sei dafür zwar ein richtiger Schritt. Gleichzeitig fordert er, dass die Stadt Essen einen Mindestpreis für Mietwagen einführen müsse. Schon bei den Gesprächen vor zwei Jahren mit der Stadt über höhere Taxitarife sei das Thema gewesen. Getan habe sich bislang allerdings nichts. Vergessen aber ist es nicht. Die Taxibranche will es im März wieder auf die Tagesordnung setzen.
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Gleichzeitig fordert sie die Stadt auf, die Mietwagen stärker zu kontrollieren. Eigentlich müssen diese nach einer Kundenfahrt zu ihrer Betriebsstätte unmittelbar zurückkehren, wenn sie keinen Anschlussauftrag haben. Stattdessen beobachten Heinrichsen wie auch Czwienk, wie Mietwagen der Konkurrenz im Stadtgebiet stehen und offenbar auf Kundschaft warten. „Da sieht man Kennzeichen aus Düsseldorf, Neuss oder Mettmann“, sagt Heinrichsen und behauptet: „Das ist mittlerweile gängige Praxis.“
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