Duisburg/Düsseldorf. In München können Fahrgäste im Taxi seit kurzem Festpreise vereinbaren. Warum das System auch Fahrten im Ruhrgebiet billiger machen könnte.
Mit dem Taxi vom Rathaus zum Hauptbahnhof immer zum selben Preis, egal, ob Stau oder Baustellen die Fahrt behindern? Offiziell bisher unmöglich, weil illegal - in München seit Anfang des Monats zumindest teilweise erlaubt. Denn die bayerische Landeshauptstadt nutzt eine Änderung des Personenbeförderungsgesetzes und erlaubt ihren Taxiunternehmen ab sofort, unter bestimmten Bedingungen das Taxameter auszuschalten und zu Festpreisen zu fahren. Das macht die Fahrt mit dem Taxi in vielen Fällen günstiger. Interessant auch für das Ruhrgebiet? „Natürlich schauen wir da genau hin“, sagt Dirk Heinrichsen, Taxiunternehmer und Vorstandschef von Taxi Essen.
„Mit Uber können wir bisher nicht mithalten“
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Das machen alle Taxi-Vereinigungen im Revier. Denn so eine Regelung würde ihnen mehr Luft im Kampf gegen Mietwagenanbieter wie Uber oder Bolt verschaffen. „Bisher“, gibt Frank Wittig vom Vorstand der Taxi-Funktaxi-Zentrale Duisburg zu, „können wir mit Uber nicht mithalten.“
Vor allem Menschen, die sich mit ihrem Handy auskennen, rufen nämlich – wo verfügbar - am liebsten ein Uber oder ähnliche Anbieter. Ein paar Klicks auf der Handy-App und schon ist der Mietwagen samt Fahrer für die Wunschroute gebucht. Der Preis steht vorab fest und ist – weil frei kalkulierbar - oft deutlich günstiger als eine Fahrt mit tickendem Taxameter. „Man merkt Uber schon“, sagt Wittig. Und Dennis Klusmeier, Vorstandssprecher von Taxi NRW, spricht sogar von einem „Riesenproblem für unsere Branche“.
Pflichtfahrgebiet erstreckt sich über die ganze Stadt
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Warum es sich mit den bisher geltenden Regeln nicht lösen lässt, erklärt er auch. „Der Taxipreis ist ein verbindlich von der jeweiligen Stadt festgeschriebener Preis, der im sogenannten Pflichtfahrgebiet gilt.“ Und dieses Pflichtfahrgebiet ist groß. Es umfasst in der Regel den größten Teil des jeweiligen Stadtgebietes. In Düsseldorf ist es wegen des Flughafens sogar identisch mit dem gesamten Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. „Nur wenn es darüber hinausgeht, dürfen Taxifahrer einen Festpreis machen.“ Eine Festpreisregelung gilt in der Landeshauptstadt ansonsten auch auf der Strecke Airport zur Messe.
„Die neue Regelung war dringend notwendig, damit die Taxibranche konkurrenzfähig bleiben kann“, begründete Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). „Eine Lockerung dieser Regeln würde uns helfen“, ist auch Klusmeier überzeugt. „Festpreise sind gut“, sagt der Vorstandssprecher und spricht von „Transparenz und Preissicherheit“, die die selbst in der Landeshauptstadt zuletzt zurückhaltende oder zur Konkurrenz abgewanderte Kundschaft wieder ins Taxi locken könnte. „Man ist dann einfach entspannter.“
„Wir sind von einer Krise in die nächste geschlittert“
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Trotzdem will Klusmeier - wie die meisten Vorsitzenden der NRW-Taxivereinigungen - noch ein wenig warten, bis er mit der Stadt über Festpreise spricht. „Das muss ja nicht der Weisheit letzter Schluss sein.“ Zumal es selbst in München noch einige Einschränkungen gibt. Erlaubt sind Festpreise nur in einem bestimmten Tarifkorridor. Sie dürfen um bis zu 20 Prozent nach oben und fünf Prozent nach unten vom Taxitarif abweichen. Aber nur bei Fahrten, die vorher per App oder Telefon in der Leitstelle bestellt wurden. Wer sich also ein Taxi heranwinkt, zahlt weiter den Preis auf dem Taxameter – und trägt das Risiko, dass dieser bei Umleitungen wächst.
Beim Landesverband Bayerischer Taxi- und Mietwagen berichtet man mittlerweile von Anfragen aus ganz Deutschland. Für Frank Wittig nicht verwunderlich. Der Branche gehe es schon lange nicht gut, sagt der Duisburger. Corona, Krieg in der Ukraine, Inflation, „wir sind von einer Krise in die nächste geschlittert“. Dennoch habe die Stadt Duisburg erst jüngst 25 neue Konzessionen erteilt. Mittlerweile gibt es 300 Taxen in der Stadt. „Das macht die Stücke des Kuchens, der zu verteilen ist, noch kleiner.“ Ein Problem, das die Düsseldorfer Taxifahrer nur zu gut kennen. 1280 Wagen fahren dort. „Das sind mehr als in Köln, dabei ist Düsseldorf ja kleiner“, sagt Klusmeier und spricht von einer enorm hohen Taxidichte.
Michael Oppermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Taxi und Mietwagen fordert deshalb nicht nur Fest- sondern auch Mindestpreise für Mietwagen. Nur so gebe es einen „fairen Wettbewerb“. Eine Forderung, die sich zumindest in Düsseldorf bald erfüllen könnte. Dort überlegt die Stadt, wie sie in Zukunft mit Taxis und Fahrdiensten wie Uber umgehen will. Auch Mindesttarife, heißt es, würden „ergebnisoffen geprüft“.