Essen. Wer mit dem Taxi in Essen unterwegs ist, muss demnächst deutlich mehr zahlen. Beispielrechnungen zeigen, wie teuer das Taxi wird.

Taxifahrten in Essen werden demnächst deutlich teurer. Fahrgäste müssen dann je nach Strecke weit über 20 Prozent mehr fürs Taxi zahlen. Das geht aus einem Gutachtervorschlag hervor, dem der Verkehrsausschuss des Stadtrates am Donnerstag zugestimmt hat. Am 24. August wird der Stadtrat abschließend entscheiden. Eine Mehrheit für die neuen Taxipreise gilt jedoch als sicher.

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Demnach wird der Grundpreis von heute vier Euro um zehn Prozent auf 4,40 Euro angehoben. Bislang kostete jeder gefahrene Kilometer zwei Euro. Das wird künftig gestaffelt. Der erste und zweite Kilometer kosten künftig 2,70 Euro, der dritte und vierte 2,60 Euro und ab dem fünften Kilometer werden jeweils 2,40 Euro fällig. Der Zuschlag fürs Großraumtaxi steigt von fünf Euro auf 6,50 Euro.

Wie stark die Preise damit anziehen, zeigen folgende Beispielrechnungen: Fahrgäste, die mit dem Taxi zwei Kilometer zurücklegen, zahlen bisher acht Euro, künftig 9,80 Euro. Das sind rund 22 Prozent mehr. Vier Kilometer mit dem Taxi kosten dann 15 Euro statt bislang zwölf Euro (plus 25 Prozent) und bei zehn Kilometern werden heute 24 Euro fällig, der neue Preis beträgt 29,40 Euro (plus 22,5 Prozent).

Taxiunternehmen belastet vor allem der hohe Mindestlohn

Die Taxiverbände in der Stadt hatten sich für eine Erhöhung starkgemacht und entsprechende Anträge bei der Stadtverwaltung gestellt. Der daraufhin von der Stadt beauftragte Gutachter kommt damit nun ebenfalls zu dem Schluss, dass die Preise kräftig angepasst werden müssen.

Volker Lohmeier, Chef des Interessenverbandes der Mietwagen- und Taxiunternehmen (IVMT) in Essen.
Volker Lohmeier, Chef des Interessenverbandes der Mietwagen- und Taxiunternehmen (IVMT) in Essen. © Kerstin Bögeholz | Kerstin Bögeholz

Die Taxipreise in Essen sind zuletzt 2015 angehoben worden. Seitdem hätten sich die Kosten für die Branche aber deutlich erhöht, sagte Volker Lohmeier, Vorsitzender des Interessenverbandes der Mietwagen- und Taxiunternehmen (IVMT) in Essen. Sein Verband vertritt etwa 40 Prozent der Taxiunternehmen in der Stadt.

Neben den hohen Spritpreisen macht vor allem der stark steigende Mindestlohn den Unternehmen zu schaffen. Seit seiner Einführung 2015 ist er von damals 8,50 Euro brutto pro Stunde auf nunmehr 10,45 Euro gestiegen. Ab Oktober soll er zwölf Euro pro Stunde betragen. „Wir geben diese Kosten jetzt eins zu eins weiter“, sagte Lohmeier. Momentan würden die Einnahmen die Ausgaben oft nicht mehr abdecken.

Lohmeier hätte zwar gern die Taxitarifstruktur in Essen grundlegender verändert und einen Pauschalpreis von zehn Euro für Kurzstrecken in die Diskussion gebracht. Mit dem gefundenen Kompromiss, „können wir aber sehr gut leben“, meinte er.

Taxi Essen befürchtet, dass Kundschaft wegbleibt

Michael Rosmanek, Vorstandsvorsitzender der Taxi Genossenschaft Essen.
Michael Rosmanek, Vorstandsvorsitzender der Taxi Genossenschaft Essen. © FUNKE Foto Services | Martin Horn

Auch die größte Interessensvertretung der Branche in der Stadt, die Taxigenossenschaft Essen, hat dem Gutachtervorschlag zugestimmt. „Die Unternehmen brauchen bei den gestiegenen Kosten mehr Umsatz“, sagte der Vorstandsvorsitzende Michael Rosmanek. Allerdings sieht er die kräftige Erhöhung auch mit Bauchschmerzen. „Dass die Preise nun um über 20 Prozent steigen, heißt nicht, dass auch die Einnahmen der Taxen in gleichem Maße zunehmen“, warnt er vor zu hohen Erwartungen. Denn es werde Kunden geben, die sich angesichts allgemein steigender Preise dann nicht mehr das Taxi leisten können. Entscheidend werde auch sein, in welcher Form das 9-Euro-Ticket für den ÖPNV über den August hinaus verlängert werde.

Auch Lohmeier vermutet, dass die Taxibranche nach der Preiserhöhung weiter Kundschaft verlieren wird, glaubt aber, dass es keinen Einbruch geben wird. „Das Geld ist eigentlich jetzt schon nicht da.“ Trotz 9-Euro-Ticket seien die Fahrten im Sommer bislang nur marginal zurückgegangen.

Rosmanek befürchtet zudem, dass der Preissprung bei den Taxen der wachsenden Mietwagen-Konkurrenz weiter Vorschub leisten werde. „Wenn diese ihre Preise nur um zehn oder 15 Prozent anheben, sind die immer noch deutlich günstiger. Das ist für die wie Ostern und Weihnachten an einem Tag“, so Rosmanek.

Termin für die Erhöhung der Taxipreise steht noch nicht fest

Unterdessen ist noch unklar, ab wann die neuen Taxipreise in Essen gelten. Die Branche drängt darauf, dass sie zum 1. Oktober mit der Anhebung des Mindestlohns umgesetzt werden. Dahinter steht aber ein großes Fragezeichen. Da gerade die Taxitarife in vielen Städten steigen, kommt das Eichamt offenbar nicht so schnell hinterher. Es muss die Taxameter in den Fahrzeugen neu eichen. In Essen sind derzeit über 400 Taxen unterwegs. Die meisten nutzen das Eichamt in Duisburg.

In ihrer Mitteilung weist die Stadt schon auf die mögliche Verzögerung hin. Sie schreibt: „Aufgrund der Vielzahl der aktuell auch von anderen Städten geplanten Tarifanpassungen ist es dem Eichamt – vorbehaltlich der Zustimmung des Rates der Stadt Essen – nicht möglich, eine zeitnahe Realisierung der Tarifumstellung durchzuführen.“ Voraussichtlich werde dies erst im Oktober oder November erfolgen können.

Lohmeier fordert jedoch dringend zeitnahe Termine beim Eichamt. Sollten die Taxitarife nicht zum 1. Oktober mit dem Mindestlohn angehoben werden, „dann ist das tödlich für die Unternehmen“, warnte er.