Essen. Die Ruhrbahn bringt in diesem Jahr mehr Sammeltaxis auf die Straße. Kritik daran kommt nicht nur aus der Essener Taxizentrale.

Essens Taxigenossenschaft war noch nie ein Freund von „Bussi“, dem Sammeltaxi der Ruhrbahn. Nun, da das kommunale Nahverkehrsunternehmen sein „On-Demand-Angebot“ weiter ausbauen wird, fällt die Reaktion aus der Taxizentrale entsprechend ernüchternd aus. Dirk Heinrichsen, seit Jahresbeginn neuer Chef von Taxi Essen e. G., spricht von Wettbewerbsverzerrung. Kritik kommt aber nicht nur aus der Taxibranche.

Aus Sicht der Ruhrbahn ist „Bussi“ nach einem coronabedingten holprigen Start im März 2021 inzwischen ins Rollen gekommen. Ab Herbst dieses Jahres soll das Bedienungsgebiet deshalb auf das gesamte Stadtgebiet ausgedehnt werden, nachdem die Sammeltaxen zunächst nur in den dicht bebauten Quartieren südlich des Hauptbahnhofs unterwegs waren. Die Zahl der Fahrzeuge wird von fünf auf zehn verdoppelt.

Die Ruhrbahn hält in Essen 41.000 Fahrten mit „Bussi“ pro Jahr für realistisch

Die schwarz-grüne Mehrheit im Rat der Stadt hat dafür grünes Licht gegeben. „Bussi“ sei eine Ergänzung zu Bus und Bahn. Das Ziel sei es, den Verkehrswert des Sammeltaxis zu erhöhen, betont Ulrich Beul, CDU-Ratsherr und Aufsichtsratsvorsitzender der Ruhrbahn. Dort hält man 41.000 Bussi-Fahrten pro Jahr für realistisch. Seit dem Start des Projektes wurden laut Ruhrbahn bis Juli dieses Jahres insgesamt 27.000 Fahrten gezählt. Die Betriebskosten für das vergrößerte Angebot belaufen sich laut Ruhrbahn auf 900.000 Euro pro Jahr.

Dirk Heinrichsen von Taxi Essen kann Sammeltaxen nach eigenen Worten vom Prinzip her sehr wohl etwas abgewinnen. Den Vorstand der Taxigenossenschaft stört an dem Angebot allerdings gewaltig, dass es von der Stadt subventioniert wird. Die Ruhrbahn war von einem Zuschuss pro Fahrt von 40 Euro ausgegangen bei Kosten in Höhe von 600.000 Euro und 15.000 Fahrten pro Jahr. Der Fahrpreis ist gestaffelt, für eine Strecke bis zwei Kilometer sind 5,15 Euro fällig, bis zu 20 Kilometer kosten 22,80 Euro. Abo-Kunden der Ruhrbahn bekommen 25 Prozent Rabatt.

Der Zuschussbedarf der Ruhrbahn liegt 2024 erstmals über 100 Millionen Euro

Aber nicht nur, dass öffentliches Geld in das Projekt fließt, stößt der Taxigenossenschaft übel auf. Während für Taxen eine Betriebspflicht gelte, picke die Ruhrbahn sich für „Bussi“ die attraktivsten Zeiten heraus, klagt Dirk Heinrichsen. Die Sammeltaxen sollen demnach von Sonntag bis Donnerstag von 19 bis 24 Uhr fahren und Freitag bis Samstag von 19 bis 3 Uhr – als Ergänzung zum Spät- und Nachtverkehr. Anders als gewöhnliche Taxen bringt „Bussi“ seine Fahrgäste nicht von Tür zu Tür, sondern zur nächsten Haltestelle.

Das Essener Bürgerbündnis (EBB) sieht die Ruhrbahn mit „Bussi“ auf Abwegen. Städtischer Auftrag des Nahverkehrsunternehmens sei nicht die Individual-, sondern die Massenbeförderung. Kritisch zu Wort meldet sich auch Hubert Gleixner. Der ehemalige Chef des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) beklagt eine „grenzenlose Ausgabenfreudigkeit“ seitens der Ruhrbahn. Diese stehe in krassem Widerspruch zu den Sparbemühungen des Stadtkämmerers.

Laut Haushaltsentwurf für 2024 liegt der Zuschussbedarf der Ruhrbahn erstmals jenseits der 100-Millionen-Marke, er steigt von 80 auf 105 Millionen Euro.

Die Ruhrbahn tritt bei „Bussi“ indes weiter aufs Gaspedal. Ab 2026/27 soll die Fahrzeugflotte abermals wachsen, dann auf 15 Sammeltaxen. Aber: „Einen Automatismus“, betont der Aufsichtsratsvorsitzende Ulrich Beul, „gibt es da nicht“.