Essen. Wo kriselt es? Was tut sich in der Innenstadt? Wer legt sein Amt nieder, wer ist neu? Ein erster Blick in das Essener Wirtschaftsjahr.
Krisen, Chancen, Veränderungen: Ein Überblick darüber, was das Jahr 2024 im Essener Wirtschaftsleben bringen wird.
Galeria Karstadt Kaufhof: Der kriselnde Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof wird auch in diesem Jahr eines der bestimmenden Themen in Essen werden. Die Pleite des Mutterkonzerns Signa dürfte weitreichende Folgen haben. Signa will den Essener Warenhausriesen verkaufen. Gleichzeitig mehren sich derzeit die Anzeichen, dass Galeria Karstadt Kaufhof schon in wenigen Tagen ein drittes Mal Insolvenz binnen nur vier Jahren anmelden könnte.
Damit steht auch hinter der Zukunft des Warenhauses im Limbecker Platz erneut ein großes Fragezeichen. Schon in den beiden Insolvenzen davor stand das Haus eigentlich auf der Schließungsliste. Zweimal wurde es in letzter Minute doch noch gerettet. Nun erleben die über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum dritten Mal bange Monate.
In der aktuellen Krise von Galeria Karstadt Kaufhof steht offenbar auch die Zentrale in Bredeney mit noch rund 1000 Beschäftigten auf dem Prüfstand. Die Immobilie gehört zwar der Galeria-Mutter Signa selbst. Doch die Miete, die Signa von Galeria verlangt, soll hoch sein. Um Kosten zu senken, ist ein Wegzug von der Theodor-Althoff-Straße 2 nicht ausgeschlossen. Karstadt hat dort seinen Sitz seit 1969. Wird diese Ära nach 55 Jahren 2024 enden? Unabhängig davon rechnet der Betriebsrat mit einem erneuten Jobabbau in der Zentrale.
Ein Opfer der Galeria-Krise in Essen steht bereits fest: Das Warenlager in Vogelheim, das das Essener Unternehmen zusammen mit dem Logistiker Fiege betreibt, wird zum 30. Juni geschlossen. Der Betrieb selbst soll schon einige Wochen vorher enden. Derzeit sind dort noch rund 380 Beschäftigte an Bord, die spätestens Mitte des Jahres ihren Job verlieren.
Wandel in der Essener Innenstadt
Der neue Königshof: Ein Kapitel der jüngeren Galeria-Geschichte ist dagegen positiv ausgegangen: Aus dem ehemaligen Kaufhof am Willy-Brandt-Platz ist der Königshof geworden. Die Koerfer-Gruppe aus Köln hat das Warenhaus, das schon mit der ersten Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof 2020 schließen musste, komplett entkernt und zu einem Gebäude entwickelt, mit einem Mix aus Büros und Einzelhandel. Nach über drei Jahren Bauzeit wird der Königshof nach den Sommerferien 2024 eröffnet. Unter anderem werden dort eine Zahnklinik, ein Aldi, eine Markthalle mit über 40 Ständen sowie der türkische Supermarkt „Erdemli“ einziehen. Weitere Flächen sind vermietet, Koerfer will die Namen der Mieter jedoch erst Ende Januar bekannt geben.
Willy-Brandt-Platz: Direkt vor der Haustür des neuen Königshofs wird in diesem Jahr ein Reallabor starten. Für mehrere Monate wollen die Stadtplaner testen, wie der Willy-Brandt-Platz künftig gestaltet werden soll. Der Entwurf dafür, über den die Essener bereits 2022 abstimmen konnten, ist jedoch nicht unumstritten.
Rathaus-Galerie: Nach der Schließung des Real-Marktes in der Rathaus-Galerie werden in diesem Jahr Rewe und Woolworth auf der leerstehenden Fläche neue Läden eröffnen. Ein genauer Termin steht offiziell noch nicht fest. Der skandinavische Discountmarkt Rusta war bereits im vergangenen Jahr in einen Teil des ehemaligen Real-Marktes eingezogen.
Laden-Schließungen: Bereits bekannt ist, dass sich der Edelchocolatier Lindt auf der Limbecker Straße im Frühjahr zurückziehen wird. Auch die Kettwiger Straße verliert einen wertigen Laden, der dort 15 Jahre beheimatet war: Das Bekleidungsgeschäft Peter Hahn schließt.
Innenstadt-Wandel: Weniger Einzelhandel, mehr Büros - wie sich die City verändert, ist derzeit gut bei Peek & Cloppenburg zu beobachten. Der Eigentümer des markanten Gebäudes auf der Kettwiger Straße 37, die James Cloppenburg Holding KG, baut das Haus um. P&C hat Flächen in den oberen Etagen abgegeben, die man ohnehin schon lange nicht mehr genutzt hat. Dort entstanden ein Lichthof und auf 6000 Quadratmetern neue Büros. Auch eine Terrasse ist auf dem Gebäude geplant.
Neue Büroräume und ein Umzug nach Essen
Opta data: Wegen der aktuellen Baukrise drehen sich in der Stadt derzeit nur wenige Kräne. Vor allem der Bürobau liegt am Boden. Ungeachtet dessen hat der Abrechnungs-Dienstleister im Gesundheitswesen, Opta data, den Bau seines Campus am Berthold-Beitz-Boulevard vorangetrieben und wird 2024 den zweiten Abschnitt seiner neuen Firmenzentrale beziehen.
BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung: Ein Umzug auf die andere Straßenseite steht der BGZ bevor. Das Unternehmen, das für die Atommülllager in Deutschland zuständig ist, wird ab April seinen Sitz im neuen Bürogebäude „Max“ an der Frohnhauser Straße/Ecke Hans-Böckler-Straße haben. Damit ist der Bau der zwei neuen Büroimmobilien „Max und Moritz“ in der Weststadt abgeschlossen.
Agathon: Aus der Nachbarstadt Bottrop verlegt das Unternehmen Agathon mit 170 Mitarbeitern seine Zentrale nach Essen ins Gewerbegebiet Carnaperhof. Der Name Agathon mag öffentlich wenig bekannt sein. Die Firma ist jedoch ein sogenannter Hidden Champion als weltweit führender Hersteller von Schokoladenformen. Unter anderem produziert Agathon für Ferrero die passenden Schokoförmchen.
Ära beim Essener Unternehmensverband geht zu Ende
Essener Unternehmensverband (EUV): Beim EUV geht dieses Jahr eine Ära zu Ende. Nach 27 Jahren im Vorstand wird sich Henner Puppel nicht mehr zur Wahl stellen. Der frühere Chef der National-Bank war 24 Jahre lang als Vorsitzender das Gesicht des Verbandes. Bis Mitte Mai muss sich der EUV einen neuen Kopf an der Spitze suchen.
Neue Chefs: Gleich in zwei großen kommunal beherrschten Unternehmen hat es zu Jahresbeginn einen Führungswechsel gegeben: Bei der Sparkasse übernahm Bernd Jung den Vorstandsvorsitz von Helmut Schiffer. Frank Pieper, der von der Wuppertaler Netzgesellschaft WSW kommt, löste Peter Schäfer als Vorstandsvorsitzender bei den Stadtwerken ab.
Neuer Mietspiegel: Die Mieten in Essen sind zuletzt deutlich angestiegen. Und auch in diesem Jahr werden sie wohl weiter anziehen. Verantwortlich dafür dürfte unter anderem der neue Mietspiegel sein, der in diesem Jahr erscheint. Zuletzt waren im Mietspiegel die ortsüblichen Vergleichsmieten um 5,9 Prozent angehoben worden. Um den Mietspiegel für 2024 zu erstellen, wird die Stadt eine umfangreiche Befragung von Vermietern organisieren.
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