Essen. Die Stadt lockte den Edelchocolatier mit Fördermitteln, was umstritten war. Die Hoffnung auf längerfristige Ansiedlung hat sich nicht erfüllt.

Der Edelchocolatier Lindt wirbt dieser Tage in den Auslagen auf der Limbecker Straße mit dem „perfekten Geschenk“ für Weihnachten. Es wird allerdings das letzte Adventsgeschäft des Unternehmens an dieser Stelle sein. Denn Lindt wird sich von der Limbecker Straße nun doch wieder zurückziehen. Weil auch Lindt zunächst von stark subventionierten Mieten profitierte, war die Ansiedlung von Beginn an umstritten und ein Politikum.

Wie eine Lindt-Sprecherin auf Nachfrage bestätigte, wird der Süßwarenhändler den auslaufenden Mietvertrag nicht verlängern. Weitere Angaben zum genauen Zeitpunkt der Schließung und den Gründen machte sie nicht. Nach Informationen dieser Redaktion wird Lindt aber wohl noch das Ostergeschäft im kommenden Jahr mitnehmen und danach die Zelte abbrechen.

Lindt verlässt Limbecker Straße in Essen nach zweieinhalb Jahren

Lindt verlässt die Limbecker Straße damit nach gerade einmal zweieinhalb Jahren. Dabei galt die Ansiedlung einigen als Beweis dafür, dass sich auf der von vielen Leerständen geprägten Einkaufsstraße nicht nur Telefonläden, Secondhandgeschäfte oder Lecker-Lecker-Konzepte ansiedeln lassen, sondern auch hochwertiger Einzelhandel. Die Hoffnung war groß, dass andere dem Beispiel folgen würden.

Aus diesem Grund hatte die Stadt Essen die Schweizer mit einem besonderen Bonbon angelockt: Sie mietete den leerstehenden Laden zunächst an und übergab ihn dann an Lindt für eine deutlich reduzierte Miete. Lindt zahlte so anderthalb Jahre lang gerade einmal 20 Prozent der Altmiete, einen großen Teil der Mietkosten steuerten das Land und die Stadt Essen bei, der Vermieter immerhin musste auch 30 Prozent der ursprünglichen Miete nachgeben.

Subventionen für Lindt wurden in Essen auch kritisch gesehen

Die Subventionierung eines milliardenschweren Konzerns hatte öffentlich zu heftigen Kontroversen bis in die Landespolitik hinein geführt. Die Essen Marketing (EMG), die die Anmietungen im Auftrag der Stadt umsetzt, verteidigt die Förderung auch trotz des angekündigten Rückzugs von Lindt weiterhin. „Das Förderprogramm war dafür gedacht, damit Unternehmen Standorte testen können“, sagte Svenja Krämer, Innenstadtmanagerin bei der EMG.

Dabei sah es zwischenzeitlich hoffnungsvoll aus: Als die Förderung im Frühjahr 2022 endete, verlängerte Lindt den Mietvertrag mit dem Eigentümer um ein Jahr. Der Besitzer der Immobilie soll den Schweizern nochmals deutlich bei der Miete entgegengekommen sein - offenbar aber kein Schritt, der längerfristig angedacht war. Seit einigen Tagen ist das Ladenlokal mit 180 Quadratmeter Verkaufsfläche wieder inseriert, für einen durchaus stolzen Mietpreis: 16.500 Euro im Monat.

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Die Ansiedlung von Lindt gehörte zum Programm zur „Stärkung der Innenstädte und Zentren in NRW“, das das Land NRW während der Corona-Pandemie 2020 ins Leben gerufen hatte. Bis Ende dieses Jahres siedelte die Stadt mit öffentlichen Geldern neben Lindt insgesamt zehn Konzepte auf der Limbecker Straße an.

Fünf werden nach Auslaufen der Förderung bleiben: der Dekoladen Mea Living, The Outleter, der Sozialladen der Diakonie, das Modegeschäft L´italiano sowie der Secondhand-Anbieter Think Twice. Allerdings laufen auch diese Mietverträge nach Informationen der Redaktion zum Teil zunächst nur weitere ein bis zwei Jahre.

Verabschiedet haben sich bereits Mykraut, Strike, „Pretty Flowers“, die Eisdiele „I am Love“ und demnächst nun auch Lindt.

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Ungeachtet dieses eher durchwachsenen Erfolges wird das Land das Innenstadt-Förderprogramm im kommenden Jahr neu auflegen. Der Stadt Essen stehen bis Ende 2026 insgesamt 950.000 Euro für weitere Anmietungen leerer Geschäfte in der Innenstadt zur Verfügung. Bislang lag ihr Schwerpunkt auf der Limbecker Straße und der nördlichen City. Nun wird der Kreis auf alle sogenannten 1A-Lagen ausgedehnt und damit auch auf die Kettwiger Straße. „Es macht Sinn, die Innenstadt weiter zu fördern“, sagt Svenja Krämer. So sei die Stadt nicht mehr allein auf die Immobilien-Eigentümer angewiesen, sondern sei selbst am Ruder, welche Konzepte angesiedelt werden sollen.

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