Essen. Wie der Willy-Brandt-Platz künftig aussehen soll, ist Debattenthema in Essen. OB Thomas Kufen fremdelt mit dem Siegerentwurf für ein „Reallabor“.

Wie soll der Willy-Brandt-Platz künftig aussehen? Darüber streitet man aktuell in Essen. Bei der Antwort auf die Frage soll ein sogenanntes „Reallabor“ im Sommer helfen. Über drei Konzepte konnte online abgestimmt werden. Den Gewinner stellte die Stadtverwaltung Anfang der Woche vor.

Oberbürgermeister Thomas Kufen sagte jetzt im Gespräch mit unserer Redaktion zum Siegerentwurf des Düsseldorfer Büros MAP Markus Ambach Projekte: „Mein Geschmack ist das nicht.“ Und zum weiteren Vorgehen: „Da müssen wir alle gemeinsam noch mal dran.“

„Wunderkammer City-Nord“ ist der Siegerentwurf für das Reallabor

Nur wenige Tage nachdem die „Wunderkammer City-Nord“ als Sieger vorgestellt wurde, veröffentlichte die Stadt Essen am Freitag (27.1.) eine Stellungnahme. Diese nahm Bezug auf die Berichterstattung unserer Redaktion. Von der Verwaltung heißt es, dass der Siegerentwurf noch „feinkonzipiert“ wird – von Stadt und MAP gemeinsam.

Unsere Berichterstattung hatte in den vergangenen Tagen für einiges Aufsehen bei Essener Bürgerinnen und Bürgern gesorgt: Viele Leserbriefe und Kommentare erreichten uns. Der Tenor: Da wird am Willy-Brandt-Platz im Sommer etwas geplant, was man nicht versteht. Bemängelt wurde in Zuschriften auch die geringe Beteiligung an der Abstimmung. 514 Personen hatten an der Online-Umfrage teilgenommen, 55 Prozent davon kürten schlussendlich die „Wunderkammer City-Nord“ zum Sieger. Zum Vergleich: Es gibt 593.489 Essenerinnen und Essener (Stand: 31.12.22).

Essen OB Thomas Kufen: Nehmen Votum „sehr ernst“

Nach der Abstimmung steht jetzt erst einmal ganz nüchtern betrachtet ein Ergebnis unter dem Strich, auch wenn es ohne große Beteiligung zustande kam. „Natürlich nehmen wir das Votum der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst“, sagt Oberbürgermeister Thomas Kufen, „gleichwohl war zu keinem Zeitpunkt eine dauerhafte 1:1-Umsetzung des nun abgestimmten Vorschlags vorgesehen.“ Jetzt gehe es darum, „wesentliche Elemente zu beachten, wie beispielsweise zur Aufenthaltsqualität mit ansprechenden Sitzgelegenheiten, einer Grüngestaltung oder einem alternativen Wochenmarkt, die sich die meisten Bürgerinnen und Bürger für eine neue Platzgestaltung gewünscht haben“, so Kufen.

Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen, über das weitere Vorgehen: „Da müssen wir alle gemeinsam noch mal dran.“
Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen, über das weitere Vorgehen: „Da müssen wir alle gemeinsam noch mal dran.“ © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Was soll jetzt geschehen? Wie beschrieben, soll an dem Entwurf gefeilt werden. Dabei sollen auch Anregungen von Akteuren in der Innenstadt, etwa Anrainer, ansässiger Einzelhandel sowie Interessenvertretungen miteinbezogen werden, heißt es seitens der Stadt. Die überarbeitete und dann mit einem Update versehene „Wunderkammer“ soll dann – voraussichtlich im Sommer – für vier bis sechs Wochen auf dem Willy-Brandt-Platz umgesetzt werden.

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Elemente, die sich während dieser Zeit „besonders bewähren“, sollen in den dann folgenden finalen Planungen berücksichtigt werden. Die Stadt: „Ein finales Konzept für den Willy-Brandt-Platz unter Berücksichtigung aller Beteiligungsstufen wird dann in den politischen Gremien vorgestellt und beschlossen.“

„Wunderkammer City-Nord“: Reallabor in der südlichen Innenstadt

Zurück zum bisherigen Gewinnerentwurf „Wunderkammer City-Nord“: Die Macher von MAP nennen ihr Konzept für ein Reallabor so, weil dort die Akteure der nördlichen Innenstadt eine Bühne finden sollen – unabhängig davon, dass der Willy-Brandt-Platz nicht in der nördlichen, sondern in der südlichen Innenstadt liegt. Ebenfalls ein Punkt, den viele Menschen als irritierend empfinden, wie Rückmeldungen an unserer Redaktion nahelegen.

Der Gewinnerentwurf heißt „Wunderkammer City Nord“ und stammt vom Düsseldorfer Büro MAP.
Der Gewinnerentwurf heißt „Wunderkammer City Nord“ und stammt vom Düsseldorfer Büro MAP. © MAP

Konkret steht im Mittelpunkt des Entwurfes ein mit dünnen Stoffbahnen bespanntes Gerüst – fünf Meter breit, 20 Meter lang, drei Etagen hoch. Auf dem Dach soll es eine grüne Oase als Ort zum Verweilen geben, zum Eick-Haus hin, soll es eine Bühne für Veranstaltungen geben. Dies können beispielsweise Freilichtaufführungen vom Grillo-Theater, Open Air-Kino mit der Lichtburg, Konzerte oder Gottesdienste sein.

>>> INFO: Umbau soll 2026 umgesetzt werden

  • Mit der zeitlich befristeten Umsetzung des sogenannten Reallabores will die Stadt Erkenntnisse gewinnen, was die Menschen annehmen und was ihnen nicht gefällt.
  • Nach der Auswertung dieser Testphase soll über den tatsächlichen Umbau des Willy-Brandt-Platzes entschieden werden. Ziel ist es, dieses anspruchsvolle Projekt 2025 europaweit auszuschreiben und 2026 umzusetzen.

Hier finden Sie auch die anderen Konzeptideen, die sich in der Online-Abstimmung aber nicht durchsetzen konnten.

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