Essen. Essener Museum kündigt die Zusammenarbeit mit dem Autor und Künstler Anaïs Duplan wegen Parteinahme für das israelfeindliche Bündnis BDS auf.
Im Essener Museum Folkwang geht es ab der kommenden Woche um die künstlerische Reflexion vom „idealen Zusammenleben“. Dass die Zeit für Visionen neuer Gemeinschaften angesichts der weltweiten Kriegs- und Krisenlagen derzeit extrem schwierig ist, bezeugt nun auch eine Personalie im Vorfeld der Ausstellung „Wir ist Zukunft“. Der als Gastkurator eingeladene Anaïs Duplan hatte in den vergangenen Wochen eine Reihe von israelfeindlichen Postings auf Instagram veröffentlicht. Folkwang-Direktor Peter Gorschlüter hat die Zusammenarbeit daraufhin aufgekündigt.
Der gebürtige Haitianer Duplan hat sich auf seinem Instagram-Kanal zuletzt mehrfach im Zusammenhang mit dem blutigen Terrorangriff der Hamas auf Israel geäußert und zur Unterstützung des israelfeindlichen Netzwerkes BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) aufgerufen. Das Essener Museum hat daraufhin umgehend reagiert und die Zusammenarbeit beendet. Die kurzfristige Ausladung des Museum Folkwang mache ihn nach einem Jahr Vorarbeit komplett sprachlos, schreibt Duplan nun in einem seiner letzten Posts.
Anaïs Duplan ruft auf Instagram zur Unterstützung des Netzwerkes BDS auf
In einem Statement begründet Folkwang-Chef Peter Gorschlüter die Entscheidung wie folgt: „Das Museum Folkwang hat im Herbst 2022 Anaïs Duplan eingeladen, für die Ausstellung ,Wir ist Zukunft. Visionen neuer Gemeinschaften’ ein Kapitel über den ,Afrofuturismus’ zu kuratieren. Der in den USA lebende Kurator, Autor und Professor für Literatur verfügt in diesem Themenkomplex über eine anerkannte Expertise.“
Seit dem 18. Oktober 2023 seien auf dem Instagram-Kanal @an.duplan des Künstlers verschiedene Posts geteilt und kommentiert worden, die auf die aktuelle Lage in Israel und Gaza Bezug nehmen. „Am 10. November ist auf diesem Account ein Post erschienen, der zur Unterstützung des Netzwerks BDS aufruft. Der Deutsche Bundestag hat dieses Netzwerk als antisemitisch eingestuft“, so Gorschlüter.
Das Museum Folkwang habe deshalb entschieden, die Zusammenarbeit mit Anaïs Duplan zu beenden. „Dies ist weder aus künstlerisch-kuratorischen Gründen noch aufgrund des Themas der Ausstellung erfolgt, sondern ausschließlich aus Gründen der persönlichen Parteinahme des Kurators für die Kampagne des BDS, die das Existenzrecht Israels in Frage stellt.“ Das Museum Folkwang betrachte „die Entwicklungen in Israel und Gaza und das Leid der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten mit großer Sorge“. Die Stadt Essen und das Museum Folkwang stünden ein für Frieden und den Dialog der Kulturen.
Der Künstler hatte das Kündigungsschreiben als Screenshot auf Instagram veröffentlicht und dabei bewusst oder unbewusst auch die Kontaktdaten Gorschlüters veröffentlicht. Oft ist damit die unausgesprochene Aufforderung an Sympathisanten verbunden, den Betreffenden mit Mails und Anrufen unter Druck zu setzen.
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In Essen hatte die als antisemitisch eingestufte Bewegung BDS für einige kontroverse Debatten gesorgt. Im Jahr 2019 hatte sich die katholische Pax-Christi-Organisation im Diözesanverband Essen gegen den fraktionsübergreifenden Beschluss ausgesprochen, städtische Räumlichkeiten für BDS-Veranstaltungen zu sperren. Die Parteinahme von Pax Christi hatte bei vielen Essener Politikern für Unverständnis gesorgt.
Im Jahr 2020 hatte Stefan Hilterhaus, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des städtischen Tanztheaters Pact Zollverein, die heftig debattierte „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ mit seiner Unterschrift unterstützt. Diese wandte sich dagegen, öffentliche Gebäude für BDS-Veranstaltungen zu sperren. Der BDS will dem jüdischen Staat vor allem über das Mittel des umfassenden Boykotts schaden, radikale Vertreter des Netzwerks sympathisieren sogar mit der Vernichtung des Staates Israel. BDS hat vor allem in Künstlerkreisen viele Anhänger.
Bei der Ruhrtriennale hatte die Einladung der BDS-nahen Hip-Hop-Band „Young Fathers“ der Intendantin Stefanie Carp 2018 ebenfalls heftige Negativschlagzeilen eingebracht. Die Band wurde daraufhin zunächst aus- und dann doch wieder eingeladen, nicht nur aus dem NRW-Kulturministerium gab es dafür ernste Kritik. Und nicht zuletzt der Antisemismus-Skandal bei der diesjährigen Documenta 15 in Kassel dürfte dafür gesorgt haben, dass im Museum Folkwang alle Warnlichter angegangen sind.
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