Bochum/Düsseldorf. . Eiertanz mit HipHop-Band: Triennale setzt das Young-Fathers-Konzert erst wegen Antisemitismus-Verdacht ab, dann wieder auf den Spielplan.

Es ist offenbar nicht einfach mit der schottischen HipHop-Band „Young Fathers“: Erst lud die Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp das Trio aus Edinburgh zu einem Konzert in die Bochumer Jahrhunderthalle ein. Dann erhob sich ein mehr oder minder lau(t)er Proteststurm dagegen, weil die Band sich an der anti-israelischen Boykott-Kampagne BDS beteiligt.

Diese Bewegung will mit Boykott, Desinvestitionen (Abzug von Geldern) und Sanktionen gegen Israel erreichen, dass das Land seine Palästinenser-Politik ändert. Die Kampagne, an der sich auch prominente Musiker wie Roger Waters oder Brian Eno beteiligen, steht im Ruch, antisemitisch zu sein – wobei genau dieser Verdacht den Befürwortern der israelischen Palästina-Politik auch dazu dienen könnte, die Kritik daran zu neutralisieren.

In dieses Dilemma scheint Stefanie Carp, die neue Intendantin der Ruhrtriennale geraten zu sein. Ende vergangener Woche hatte sie der Kritik am Konzert der „Young Fathers“ in der Jahrhunderthalle nachgegeben – gestern nun revidierte sie ihre Entscheidung und setzte das Konzert der „Young Fa­thers“ wieder wie geplant für den 18. August an. Sie wolle, so Carp in einer Erklärung, „nicht Teil einer Kampagne sein und schon gar nicht Geisel einer Kampagne.“ Sie sieht die Ruhrtriennale von zwei Seiten unter Druck gesetzt, von der BDS-Kampagne wie auch von deren Gegnern.

Carp plädiert nun für die Freiheit der Kunst: „Ich möchte mir die Haltung herausnehmen dürfen, eine Band wie die Young Fa­thers einzuladen wegen ihrer Musik und ihrer Texte und trotzdem die Boykottstrategie des BDS komplett abzulehnen.“ Nach vielen Gesprächen und Reflexionen wolle sie ihre Haltung korrigieren: „Ich bin der Meinung, dass wir die unterschiedlichen Perspektiven und Narrative zulassen müssen, da die Offenheit das dramaturgische Credo unseres Programms ist.“

„In Zeiten antisemitischer Straftaten nicht akzeptabel“

Kritik an dieser Entscheidung kam umgehend aus dem NRW-Kulturministerium in Düsseldorf, das über die Kultur Ruhr GmbH entscheidende Anteile an der Ruhrtriennale hält. Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) ließ verlauten, dass sie Carps Entscheidung „bedauere“.

Für sie ist entscheidend, dass die BDS-Bewegung „das Existenzrecht Israels in Frage stellt und zu einem umfassenden Boykott Israels auffordert“, was angesichts der deutschen Geschichte nicht akzeptabel sei: „Es ist nicht auszuschließen, dass durch die Entscheidung die BDS-Kampagne eine Plattform auf der Ruhrtriennale erhält. Dies ist in Zeiten zunehmender antisemitischer Straftaten ein falsches Signal.“