Essen. Welche Lebensweise belastet das Herz? Wie kann ich schweren Herzerkrankungen vorbeugen? Solche Fragen beantwortet jetzt die Uniklinik Essen.
Wie kann man Herzprobleme behandeln, gehören sie zwangsläufig zum Altern dazu, was kann man vorbeugend tun? Diese und andere Fragen sollen am Mittwoch, 25. Oktober, um 16 Uhr im Rahmen der „Gesundheitswochen” der Universitätsmedizin Essen (UME) beantwortet werden. Prof. Dr. Tienush Rassaf, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie, und sein Team geben dann auch Tipps zur Herzgesundheit und beantworten persönliche Fragen. Im Interview skizziert Rassaf, worum es an diesem Nachmittag gehen soll.
Das alte Herz pumpt oft genauso gut wie ein junges
Prof. Rassaf, mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer Herzerkrankung. Ist es quasi schicksalhaft, dass spätestens ab Mitte 60 die Herzleistung nachlässt?
Rassaf: Keineswegs! Die eigentliche Herzleistung muss altersbedingt nicht unbedingt abnehmen. Das Herz kann noch so gut pumpen wie bei einem jüngeren Menschen. Allerdings werden die Herzwände im Alter steifer, dadurch können sich die Herzkammern nicht mehr mit so viel Blut füllen. Auch die Gefäße werden weniger elastisch, das Risiko für Bluthochdruck nimmt zu...
In der Folge können dann aber Herzprobleme auftreten?
Das stimmt, doch man kann vorbeugend viel tun, damit es dazu nicht kommt. Dass Alkohol, Rauchen, Übergewicht, Diabetes, erhöhte Blutfette und Bewegungsmangel schädlich sind, dürfte allgemein bekannt sein. Daneben spielen auch beruflicher Stress und chronischer Schlafmangel eine Rolle. Vielen Menschen ist aber nicht klar, dass sich die einzelnen Risikofaktoren nicht bloß addieren, sondern potenzieren. Bei jemandem mit drei Risikofaktoren ist die Gefahr eines Herzinfarktes etwa neunmal so hoch.
Herzexperten stellen neue Therapien vor
„Hör auf dein Herz – Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Herzgesundheit“ heißt die Veranstaltung der Universitätsmedizin Essen am Mittwoch, 25. Oktober, um 16 Uhr. Prof. Dr. Tienush Rassaf, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie, und sein Team stellen dann innovative Therapien vor und geben Tipps. Durch die Veranstaltung führt der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Prof. Dr. Jochen A. Werner.
Der kostenlose Info-Nachmittag findet im Hörsaal Audimax auf dem Uniklinikgelände, Hufelandstraße 55 in Holsterhausen, statt. Anmeldung telefonisch unter: 0201 723-3630 oder per Mail an: anmeldung@universitaetsmedizin.de
Hilft es noch, wenn ich meine ungesunde Lebensweise nach einem Herzinfarkt umstelle – oder ist es dann zu spät?
Es ist nie zu spät! Nach einem Herzinfarkt kann man seine Situation noch sehr deutlich verbessern und nicht nur die Lebenserwartung erhöhen, sondern auch die Lebensqualität. Auch mit über 70 Jahren kann ich noch sehr gute Prognosen erzielen. Begünstigt wird dies durch neu entwickelte Medikamente. Umgekehrt gilt: Wer nach dem Infarkt nichts ändert, entwickelt sehr wahrscheinlich eine Herzschwäche.
Der Begriff klingt fast harmlos, im Englischen spricht man dagegen von Heart Failure – Herzversagen.
Es wäre wünschenswert, dass wir hier auch einen anschaulicheren Begriff hätten. Die medizinische Bezeichnung Herzinsuffizienz verstehen viele Patienten nicht; und wenn wir von Herzschwäche sprechen, ist ihnen oft die Dramatik nicht klar. Manche fragen nach der Diagnose: „Kann ich dann jetzt nach Hause gehen?“
Geschwollene Beine und Atemnot sind Warnsignale
Dabei ist eine fortgeschrittene Herzschwäche tödlicher als viele Krebserkrankungen...
Wenn sie zu spät entdeckt wird, bleibt den Patienten tatsächlich zuletzt nur ein Kunstherzsystem oder eine Herztransplantation. Heilbar ist die Herzschwäche dann nicht. Wird sie früh entdeckt, gibt es jedoch gute Behandlungsoptionen. Auch bei der medikamentösen Therapie beobachten wir dramatische Fortschritte, so durch die Gabe der „Fantastic Four“ (Fantastische Vier), also von vier hochwirksamen Medikamenten.
Wieso bleibt eine Herzschwäche anfangs oft unerkannt?
Es gibt kein Screening, bei dem sie festgestellt werden könnte. Darum sollte man andere Warnhinweise umso ernster nehmen. Wenn man beim Treppensteigen außer Atem gerät oder die Beine anschwellen, sollte man das nicht einfach aufs Alter schieben. Eine Herzschwäche ist meist die Folge einer Herzkrankheit oder zum Beispiel eines unbehandelten Bluthochdrucks, der das Herz jahrelang belastet.
Risikopatienten sollten Blutdruck kontrollieren
Wenn der Blutdruck erst leicht erhöht ist, spürt man das ja noch nicht. Soll man sich schon mit 30 ein Blutdruckmessgerät zulegen?
Wenn man keine besonderen Risikofaktoren hat, sollte man ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig einen Check-up beim Hausarzt machen. Aber: Wenn Vater, Mutter oder Geschwister eine Herzerkrankung haben oder wenn man schon im Kindesalter adipös ist und sich wenig bewegt, kann ein solcher Arztbesuch schon mit 20 angezeigt sein. Und dann sollte man auf eine mögliche familiäre Vorbelastung hinweisen.
Herz-Kreislauferkrankungen sind seit vielen Jahren die Todesursache Nummer eins – welche guten Nachrichten haben Sie für die Betroffenen?
Die Entwicklungen im Bereich der Herzmedizin schreiten mit großen Schritten voran. Wir werden immer besser in der Diagnostik und der Therapie und dieses auch immer schonender. Wir werden am Mittwoch auch vorstellen, welche Fortschritte es bei der medikamentösen Behandlung von Herzerkrankungen gibt oder wie sich die Diagnostik etwa im Herzkatheterlabor verbessert hat. Außerdem erklären wir, wie die onkologische Kardiologie Tumorpatienten hilft, die – auch durch die belastende Krebstherapie – mit Herzbeschwerden zu kämpfen haben.
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