Essen. Die Uniklinik Essen forscht, wie Krebspatienten bis zuletzt selbstbestimmt leben können. Die Brost-Stiftung fördert die Studie mit 600.000 Euro.

Menschen heilen, das ist Aufgabe und Auftrag der Medizin. Wo das nicht mehr möglich ist, soll das Leiden der Patienten gelindert, die „Menschenwürde bis zum letzten Atemzug“ gewahrt werden. So steht es nun über einer Forschungsstudie der Uniklinik Essen, die von der Brost-Stiftung mit 600.000 Euro gefördert wird. Sie will Erkenntnisse gewinnen, wie man schwer krebskranken Menschen ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen kann, auch in der letzten Krankheitsphase.

Herzschwäche als Folge der Krebsbehandlung

Krebstherapien seien in den zurückliegenden Jahren immer besser geworden, immer mehr Betroffene könnten ihre Krankheit langfristig überwinden, betont Prof. Tienush Rassaf, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Uniklinikum. Die Studie richte den Blick jedoch auf jene Patienten, für die es keine Heilung gibt, die also palliativ behandelt werden. Viele von ihnen litten in Folge der Krebsbehandlung auch an einer Herzschwäche oder Einschränkung des Herz-Kreislaufsystems.

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Mit fallgenau dosierten Medikamenten wolle man ihre Herz-Kreislauf-Funktionen so stabilisieren, dass sie sich auch im Endstadium der Krankheit weitgehend selbst versorgen können. „So können wir hoffentlich erreichen, dass den Menschen nicht nur die Schmerzen genommen werden, sondern wir ihnen auch ein Stück Lebensqualität und Würde erhalten können“, betont Rassaf.

Im Rahmen der Studie möchten die Mediziner 72 Krebspatienten begleiten, die über 60 Jahre alt sind und noch eine Lebenserwartung von zwei Monaten bis zu einem halben Jahr haben. Sie sollten aus dem Ruhrgebiet stammen, da sie nicht nur stationär im Uniklinikum behandelt werden, sondern möglichst auch zeitweilig nach Hause entlassen und dort weiter betreut werden sollen. Möglichst alle zwei Tage möchte das Ärzteteam, zu dem Kardiologen, Onkologen und Palliativmediziner gehören, die Patienten sehen.

Lebensqualität in der letzten Phase verbessern

Thienush Rassaf und sein Team gehen davon aus, dass eine abgestimmte medikamentöse Behandlung ihnen helfen kann, alltägliche Dinge wie das Ankleiden selbstständig zu bewältigen und so ihre Lebensqualität in den letzten Wochen und Tagen verbessert. „Wir wollen dazu belastbare Daten gewinnen, die über unser medizinisches Bauchgefühl hinausgehen“, sagt Rassaf. Die Studie ist auf eine Kernzeit von neun bis zwölf Monaten angelegt; fällt die Auswertung positiv aus, solle die Behandlung ausgerollt werden, um so möglichst vielen Krebspatienten zugute zukommen.

Minister verlor als Jugendlicher seine Mutter an den Krebs

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst ist zwar qua Amt nicht mit Gesundheit befasst, hat aber einen persönlichen Bezug zum Thema. Als Kuratoriumsmitglied der Brost-Stiftung war es ihm deshalb ein Herzensanliegen, das Forschungsprojekt zu fördern. Wüst hat vor 26 Jahren seine Mutter verloren und als damals 19-Jähriger miterlebt, wie sie auf Bestrahlung und Chemotherapie setzte, um ihr Leben kämpfte – und schließlich spürte, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnte. „Am Ende war nicht mehr zu erkennen, ob sie am Krebs oder an den Folgen der Krebsbehandlung gestorben ist. Diese Zusammenhänge zu erforschen, ist eine Aufgabe, die vielen Menschen helfen wird.“

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