Essen-Altendorf. Der Wochenmarkt in Essen-Altendorf besteht nur noch aus zwei Ständen. Die beiden verblieben Händler fällen ein hartes Urteil.

Dem Wochenmarkt in Altendorf haben in den vergangenen fünf Jahren viele Händler den Rücken gekehrt, übrig geblieben sind noch zwei. Und an den verbliebenen beiden Ständen auf dem Ehrenzeller Platz ist nur vereinzelt Kundschaft zu sehen.

„Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis hier alles vorbei ist. Im Internet steht noch, dass hier mittwochs und samstags Markt ist. Die Zeiten sind aber lange vorbei. Mittwochs ist niemand mehr hier“, erzählt Harald Thomanek. Er verkauft gemeinsam mit einem Mitarbeiter an seinem Marktstand Kartoffeln, Eier, Obst und Gemüse. Vor fünf Jahren habe es noch sieben Stände auf diesem Markt gegeben, davon seien nun nur noch seiner und ein weiterer übrig. Neben Harald Thomanek steht René Wieck mit seinem Marktstand, er verkauft Wurst, Käse und Sonderposten. „Ich bin nun seit 32 Jahren hier und es ist traurig mit anzusehen, wie alles bergab geht. Dieser Markt ist einfach nicht mehr attraktiv für Kunden“, sagt der Marktverkäufer.

Nur noch eine kleine Stammkundschaft besucht den Wochenmarkt in Essen-Altendorf

Vor fünf Jahren sei der Marktplatz erneuert worden, dies habe jedoch die Händler nicht dazu bewegt, weiterhin ihre Stände auf dem Wochenmarkt in Altendorf aufzubauen. „Der Markt ist neu gemacht, ja. Aber die Toiletten wurden seit Jahren nicht mehr geputzt, im Winter mussten wir schon selbst Schnee schieben, sogar streuen und es gibt für uns keine Möglichkeit Müll zu entsorgen. Wir sind hier komplett auf uns allein gestellt“, erklärt René Wieck.

Der Ehrenzeller Platz in Essen-Altendorf ist groß – die beiden verbliebenen Marktstände wirken etwas verloren auf der Fläche.
Der Ehrenzeller Platz in Essen-Altendorf ist groß – die beiden verbliebenen Marktstände wirken etwas verloren auf der Fläche. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Die Kunden, die noch kommen, werden von den Händlern vertrauensvoll mit Namen begrüßt. Es seien fast ausschließlich Stammkunden, die seit vielen Jahren hier einkaufen. Vorwiegend ältere Leute steuern an diesem Samstagmorgen auf die beiden letzten hinterbliebenen Marktstände zu. So auch Renate Stahlhut: „Ich kaufe seit 50 Jahren jeden Samstag Kartoffeln und Eier auf diesem Markt. Früher war hier noch richtig was los, es war wunderschön, lebendig und es gab eine gute Auswahl. Heute ist nichts mehr los und ich fürchte, dass hier bald alles vorbei sein wird“, sagt sie.

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„Wenn René mal nicht mehr kommen sollte, dann werde ich hier auch aufgeben“, so Harald Thomanek, der auch auf anderen Essener Wochenmärkten steht. Auch wirtschaftlich lohne sich der Wochenmarkt in Altendorf für die Händler kaum noch.

„Im Einkauf werden die Lebensmittel deutlich teurer. Wenn ich diese Preiserhöhungen aber an die Kunden weitergebe, dann kommt niemand mehr. Also versuche ich, die Preise so gut es geht zu halten, was für mich natürlich auch ein Nachteil ist. Aber was soll man machen? Gerade die alten Leute haben ja oft wenig Geld“, sagt Wieck, während er einem älteren Herrn Käse verkauft. Ist der Wochenmarkt noch zu retten? Die beiden Händler glauben das nicht. Dafür sei der Markt in den letzten Jahren einfach zu unattraktiv für neue Kunden geworden.

Der Altendorfer Wochenmarkt im Überblick

Markttage, Erreichbarkeit und Parkplätze: Der Altendorfer Wochenmarkt ist samstags von 8 bis 13 Uhr geöffnet. Kostenlose Parkplätze stehen rund um den Ehrenzeller Platz zur Verfügung. Die Linien 101 und 106 halten an der Helenenstraße, von dort aus sind es noch rund 900 Meter Fußweg bis zum Ehrenzeller Platz.

Vielfalt des Angebots: Das Angebot an den zwei Ständen ist übersichtlich: Kartoffeln, Eier, etwas Obst, ein bisschen Gemüse, verpackte Wurst und Käse.

Andere Einkaufsmöglichkeiten: Rund um den Markt stehen die meisten Ladenlokale leer, so auch der Kiosk, der sich am Rande des Marktplatzes befindet. Vom Ehrenzeller Platz bis zum nahe gelegenen Globus-Markt an der Haedenkampstraße sind es zu Fuß rund 13 Minuten.

Snacks und Aufenthaltsqualität: Snacks sind nicht zu finden, jedoch sind die beiden übrig gebliebenen Händler immer zu einem netten Gespräch bereit. Ansonsten wirkt der Ehrenzeller Platz eher wenig idyllisch und lädt nicht dazu ein, länger zu verweilen.

Toiletten und Sauberkeit: Es gibt Toiletten am leerstehenden Kiosk. „Den Schlüssel dafür haben wir, aber die Toiletten wurden seit Jahren nicht mehr geputzt, da geht keiner freiwillig drauf“, so René Wieck. Es gibt viele Mülleimer am Rande des Marktplatzes, die aber offensichtlich nicht wirklich genutzt werden.

Preise: Die Preise sind fair und das Preisleistungsverhältnis stimmt. Die Waren sind teilweise sogar günstiger als im Supermarkt.

Ambiente und Sozialstruktur: Die Kunden sind fast ausschließlich ältere Stammkunden, junge Leute sieht man nur sehr wenige an den beiden Marktständen. Die, die hier einkaufen, legen Wert auf Qualität und auf die netten, persönlichen Gespräche mit den beiden übrig gebliebenen Händlern.

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