Essen. Songpoet Stephan Sulke ist auf Tournee: Im Mai gastiert er in Essen-Kettwig. Warum er die Kleinkunstbühne liebt und wer eigentlich „Uschi“ ist.

Stephan Sulke steht wieder auf der Bühne. „Bevor es zu spät ist“ ist der Titel seiner Tour, die ihn im April und Mai unter anderem nach Lübeck, Frankfurt am Main, Unna und Gummersbach führen wird. In Essen ist er am Samstag, 13. Mai, zu Gast – im Kulturzentrum Alter Bahnhof Kettwig.

Das ist ja ein eher kleiner Spielort. Per Zufall hatte der Barde ihn vor gut 20 Jahren schon mal für einen Auftritt entdeckt, 2016 kam er als Wiederholungstäter an die Ruhr. Das historische Bahnhofsgebäude hat sich zum Spielort für viele bekannte Künstlerinnen und Künstler – beispielsweise Ulla Meinecke, Katja Ebstein, Purple Schulz, Jürgen Becker, Lisa Feller, Christian Ehring, Thomas Freitag – gemausert und zieht Publikum aus der ganzen Region an.

Eine besonders intime Atmosphäre im Alten Bahnhof

Ein Charme, dem auch der Schweizer Songpoet, der in eher unregelmäßigen Abständen auf Tournee geht, wohl nur schwer widerstehen kann. „Es war ganz toll, weil es so eine intime Atmosphäre ist“, erinnert sich der inzwischen 79-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion an seinen zurückliegenden Auftritt. Es habe ihm Spaß gemacht, weil der Kontakt zum Publikum so unmittelbar gewesen sei. „Das Problem im Showbiz ist, dass man Dinge macht, die die Seele berühren sollen. Aber alles läuft so furchtbar kommerziell und distanziert ab.“ Im Kettwiger Kulturzentrum, so hoffe er, werde der Funke auf die Menschen vor der Bühne wieder überspringen.

„Bevor es zu spät ist“, hat Stephan Sulke den Essenern noch einiges zu sagen. Das aktuelle Programm sei eine Mischung von alten Hits und neuen Songs, kündigt er an. Im Laufe seiner 50-jährigen Karriere ist da einiges zusammengekommen: Lieder von Liebe und Leiden sowie humorvolle Seitenhiebe auf menschliche Schwächen, Zeitkritisches und auch Schlagerhaftes.

Ein alter Song zum aktuellen Thema Völkerverständigung

Dass sein Song „Mann aus Russland“, 1977 als Single erschienen, angesichts des Ukraine-Kriegs heute aktueller denn je ist, hätte der Komponist und Liedtexter auch nie gedacht. „Und der Mann aus Russland konnte lachen, fröhlich sein und Witze machen. War ein Mensch genau wie ich und du“, heißt es da im Refrain – ein Plädoyer für die Völkerverständigung. „Ich habe gerade eine neue Platte in Arbeit, das Lied wird sicher dabei sein“, berichtet Sulke.

VIP-Bereich direkt vor der Bühne

Der Auftritt von Stephan Sulke in Essen (ursprünglich für 2022 geplant) findet nun am Samstag, 13. Mai, um 19.30 Uhr im Kulturzentrum Alter Bahnhof Kettwig, Ruhrtalstraße 345, statt. Veranstalter ist die IG Bahnhof Kettwig e.V.

Tickets sind buchbar auf www.reservix.de oder können im Alten Bahnhof Kettwig erworben werden. Vorverkaufsstellen sind zudem die Buchhandlungen Decker und Folgner (beide Hauptstraße) in Essen-Kettwig.

Es gibt einen VIP-Bereich vor der Bühne mit eigenem Tisch und Freigetränk für 48 Euro. Alle anderen Tickets kosten 30 Euro bzw. 15 Euro ermäßigt.

Weitere Infos auf der Homepage www.bahnhof-kettwig.de oder unter 02054 93 93 39.

Auf Evergreens wie „Der Typ von nebenan“, „Bist wunderbar“, „Lotte“ und vor allem „Uschi“ können sich die Zuhörer beim Konzert im Mai ebenfalls freuen.

„Uschi mach kein Quatsch“ stürmte die ZDF-Hitparade

„Die Uschi gab es ja tatsächlich“, erzählt er lachend auf seinen ZDF-Hitparaden-Erfolg von 1982 angesprochen. „Sie war ein herrliches Weib, verheiratet mit einem Freund von mir. Eine Zicke, aber der absolute Hammer.“ Seine ironischen Zeilen über übertriebenen Feminismus hätten sich irgendwann verselbstständigt, sagt Sulke augenzwinkernd über das eigentlich als „Auffüllware“ für eine Lücke auf einer LP komponierte Lied.

Bei Stephan Sulke geht es viel um Menschliches, gar Zwischenmenschliches. Um Liebe und Sex, um Träume und Hingebung. „Ob sich künftige Generationen nicht ganz anders vermehren werden? Sind wir vielleicht schon selbst Roboter?“, fragt sich der Künstler im Hinblick auf die Diskussion um Künstliche Intelligenz und „Chat gpt“. Schließlich funktioniere die Natur schlechthin binär.

„Das wäre auch mal ein Thema für einen Song“, sinniert der 79-Jährige, der auch im Alter nicht müde wird, Geschichten zu erzählen, von Träumen zu singen und den Widrigkeiten des Alltags mit Humor zu begegnen. Auf seine lockere Performance am Klavier auf der Kleinkunst-Bühne in Essen darf man also gespannt sein.