Essen. Mit einem Bilderbuch wendet sich das Elisabeth-Krankenhaus Essen an Kinder. Die sehen zuerst, dass Männer heilen – Frauen putzen und pflegen.
Im Wimmelbuch „Mein Elisabeth-Krankenhaus Essen“ wird auf der Einbandseite vorgestellt, wer für was im Haus zuständig ist. Da erfahren die Kinder, dass es einen Geschäftsführer gibt, der für dafür sorgt, dass alles reibungslos läuft. Außerdem heißt es, dass Chefärzte Spezialisten sind, „die sich besonders gut auskennen“. Gezeigt werden drei Männer. Wir fragen die Pressesprecherin des Krankenhauses, Dorothee Renzel, zu Bilderbuchwelt und Krankenhaus-Realität.
Frau Renzel: Gibt es im Elisabeth-Krankenhaus eigentlich keine Chefärztinnen?
Dorothee Renzel: Im Elisabeth-Krankenhaus gibt es nicht nur Chefärzte sondern auch Chefärztinnen. Die Klinik für Diabetologie leitet Dr. Anna Katharina Trocha, die Frauenklinik leitet Dr. Daniela Reitz im Team mit dem Kollegen Dr. Norbert Nosal.
Buch soll Kindern zeigen, wie viele verschiedene Menschen im Krankenhaus arbeiten
Der Einband des Kinderbuchs vermittelt einen anderen Eindruck: Da werden drei Chefärzte eingerahmt von Bildern, die Frauen zeigen: Zwei sollen Pflegekräfte, Physiotherapeutinnen oder Diabetesberaterinnen sein, die dritte Frau in der Reihe ist eine Reinigungskraft. Sie sei, heißt es im Text, dafür zuständig, dass alles „immer ordentlich und sauber“ ist. Vereinfacht heißt die Botschaft an die Kinder: Die Männer retten Leben, die Frauen putzen und pflegen?
Es ist schade, wenn es diese Botschaft ist, die bei den Kindern ankommt. Denn vielmehr möchten wir mit dem Buch deutlich machen, wie viele verschiedene Menschen in unserem Krankenhaus, gerade im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin in verschiedenen Funktionen und an vielen verschiedenen Stellen arbeiten. Und jeder einzelne ist wichtig, damit das Krankenhaus funktioniert. Die Kollegen und Kolleginnen haben sich gefreut, an diesem Projekt „Wimmelbuch“ beteiligt gewesen zu sein und als „Wimmelbild“ gefunden werden zu können. Die Kinder sowie die Erwachsenen, die das Buch ansehen, erkennen viele der Kollegen und Kolleginnen wieder, sei es der behandelnde Arzt, die behandelnde Ärztin, die Pflegekräfte oder Servicekräfte, oder, oder….
Die Ärztinnen sind am Essener Elisabeth-Krankenhaus schon in der Überzahl
Sie haben recht, anders als beim Schaubild auf dem Einband, finden sich im Buch selbst durchaus Ärztinnen. Allerdings sind sie auch hier in der Minderheit. Gibt das die Realität im Elisabeth-Krankenhaus wieder? Immerhin sind seit Jahren zwei Drittel der Studierenden im Fach Medizin Frauen.
Im Elisabeth-Krankenhaus sind Ärzte und Ärztinnen auf dem ersten Blick nicht unbedingt durch das Tragen eines weißen Kittels zu identifizieren. Auch sie tragen bei uns häufig – und besonders im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin – ausschließlich einen blauen Kasack. Diese Realität bildet sich auch im Wimmelbuch ab. Möglicherweise entsteht dadurch der Eindruck, dass es mehr männliche als weibliche Ärzte im Elisabeth-Krankenhaus gibt. Tatsächlich arbeiten bei uns insgesamt 296 Ärzte und Ärztinnen: Davon sind 165 Frauen und 131 Männer.
Also sind die Ärztinnen bereits in der Mehrheit. Wie sieht es bei den Spitzenpositionen aus?
In Führungspositionen – Chef- und Oberärzte – sind es 59 Männer und 41 Frauen. Im sogenannten Pflege- und Funktionsbereich arbeiten 750 Frauen und 160 Männer: Führungsaufgaben in diesem Bereich werden von 45 Frauen und 15 Männern übernommen.
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