Vier Feuer in fünf Jahren – bis Jahresende bleibt die Gesamtschule Bockmühle rund um die Uhr bewacht. Welchen Stress die Schule derzeit erlebt.

Wegen zweier Feuer im Oktober muss die Gesamtschule Bockmühle mindestens bis Ende des Jahres rund um die Uhr bewacht werden. Der Eingangsbereich und andere Türen des großen Schulgebäudes in Essen-Altendorf werden permanent von Mitarbeitern des städtischen Sicherheitsdienstes RGE kontrolliert und gesichert. „Diese Maßnahme bringt sehr viel Ruhe in die Schule“, hat die Leiterin Julia Gajewski festgestellt.

Acht Räume sind seit dem Feuer am 20. Oktober nicht mehr benutzbar. Nur ein einziges wurde durch den Brand verwüstet, die anderen gerieten so stark in Mitleidenschaft durch Qualm und Löschwasser, dass auch dort kein Unterricht mehr möglich ist. „Da kommen Fachfirmen, um die Räume instandzusetzen“, berichtet die Schulleiterin. Die Schülerinnen und Schüler hätten derweil auf Fachräume ausweichen müssen.

So sah es nach dem Feuer im Januar 2020 aus: die Bockmühle wird immer wieder von Brandstiftern heimgesucht.
So sah es nach dem Feuer im Januar 2020 aus: die Bockmühle wird immer wieder von Brandstiftern heimgesucht. © Stadt Essen | Stadt Essen

Polizei: Keine neuen Erkenntnisse

Man ist sich ziemlich sicher, dass es sich auch beim letzten Feuer um Brandstiftung gehandelt hat, auch wenn es seitens der Polizei derzeit keine Neuigkeiten zum Sachverhalt gibt. „Es wäre gut für die Schule, wenn wir erführen, ob und wann jemand erwischt wurde“, sagt die Schulleiterin.

Im Oktober waren Unbekannte zunächst in der Nacht auf den 19. Oktober ins Schulgebäude eingedrungen, hatten versucht, ein Feuer zu legen. Doch es blieb bei etwas Rauch, es schlug sofort der Alarm an, die Glut konnte schnell gelöscht werden. Eine Nacht später dann waren die Brandstifter erfolgreicher. Es erwischte den Raum einer achten Klasse im Obergeschoss.

„Die Schüler haben dort alles verloren“, sagt Klassenlehrerin Stefanie Wölk. Hört sich das nicht ein wenig so an, als hätten die Jugendlichen dort gewohnt? „Das nicht“, sagt die Pädagogin. „Aber die Schüler bewahren ja viel Material in den Klassen auf, dazu die ganze Deko, Poster.“

Es war nicht ihre Klasse, die jetzt keinen Raum mehr hat, aber Stefanie Wölk kennt das Gefühl, das Klassenzimmer durch ein Feuer zu verlieren: Sie und ihre damalige Klasse waren im Januar 2020 betroffen. Damals, in den Weihnachtsferien, stiegen Unbekannte in die Schule ein, legten Feuer in einem Klassenzimmer. Danach waren fünf Räume längere Zeit nicht benutzbar.

Zweieinhalb Jahre zuvor wurde die Bockmühle erstmals Ziel einer Brandstiftung. Das war im Juli 2017. Die Brandstifter zündeten Regale und Möbel an, die in einem Flur gelagert waren; die Folgen waren verheerend. 14 von 51 Klassenzimmern waren nicht mehr zu benutzen. Auch damals waren Ferien. Die Sanierungsarbeiten dauerten so lange, dass der normale Unterricht nach den Ferien nicht sofort losgehen konnte.

Was ist mit den Tätern? Gesicherte Erkenntnisse gibt es nicht, viele Gerüchte, die, wie üblich an Schulen, schnell und unaufhörlich die Runde machen. „Man kann immer davon ausgehen“, sagt Julia Gajewski, „dass die Täter aus dem räumlichen Umfeld der Schule kommen.“ Und sich auskennen in der Gegend.

Ein Zaun wäre keine Lösung

Warum sperrt man das ganze Gelände nicht ab? „Probleme räumlich abzuschotten ist keine Lösung“, sagt Julia Gajewski. Ganz abgesehen davon, dass das Gelände der Bockmühle so offen gebaut ist, dass ein Zaun gar nicht möglich wäre. Ob es sich bei den Tätern um Schüler oder Ehemalige handelt, darüber kann und will die Pädagogin nicht spekulieren. Fest steht nur eins: „Auch dieses Feuer haben unsere Schüler erstaunlich cool weggesteckt.“ Zumindest äußerlich.

Tief bewegt ist die Schule von der Anteilnahme, die es Ende Oktober nach dem letzten Feuer gab. Die betroffenen Schüler wurden vom Kino Lichtburg eingeladen, in eine Vorstellung zu kommen. Die Stadt schenkte Eintrittskarten für den Grugapark. „Auch, dass der Oberbürgermeister und der Schuldezernent sofort vorbeischauen und fragen, wie es uns geht, empfinden wir als Geste der Wertschätzung“, sagt Julia Gajewski.

Schwer genervt von TikTok

Schwer genervt sind Lehrer und Schüler derzeit jedoch von einer Mode, die weltweit um sich greift: so genannten „TikTok-Challenges“. Das sind vermeintliche Mutproben, die Jugendliche in vielen Ländern bestehen wollen. Sie filmen sich mit ihrem Handy selbst bei irgendwelchem Unsinn und stellen die Filme dann ins populäre Internet-Netzwerk TikTok. Aktueller Trend: Fehlalarm an der Schule auslösen! Auch in der Bockmühle hat man damit schon Erfahrung. „Die meisten Jugendlichen sind genervt von denen, die das machen.“ Trotzdem hat ein Feueralarm an der Bockmühle irgendwie schon eine andere Bedeutung als an anderen Schulen. Vier Mal seit dem letzten wirklichen Feuer wurden die Beteiligten schon aus dem Unterrichtsalltag gerissen wegen einer solchen „TikTok-Challenge“.

Ob die Bewachung der Schule im kommenden Jahr fortgesetzt wird, ist derzeit offen. Klar ist, dass alle Beteiligten sich nach dem Tag sehnen, an dem endlich damit begonnen wird, den beschlossenen und lange geplanten Neubau zu errichten. Davon erhoffen sich alle einen neuen Schub. Wann die Arbeiten starten, ist ebenfalls nicht in Stein gemeißelt.