Essen. Bislang sind Videokameras an Essener Schulen eine Ausnahme. Die Leiterin der Schulverwaltung regt jedoch an, über das Thema „neu nachzudenken“.
Nach dem Brand an der Gesamtschule Bockmühle im Stadtteil Altendorf gibt es eine neue Diskussion um Videoüberwachung an Schulen. Unbekannte waren am 3. Januar an der Bockmühle eingebrochen und hatten Feuer gelegt. Sechs Räume sind jetzt unbenutzbar. Die Schule startete ihren Betrieb nach den Weihnachtsferien einen Tag später als alle anderen, weil noch Ausweichquartiere gesucht werden müssen. Um möglichst großen Schaden anzurichten, hatten die Täter dem Vernehmen nach Stühle und Tische aus mehreren Räumen zusammengetragen und dann angezündet.
Erst 2017 gab es ein verheerendes Feuer an der Gesamtschule
„Einbrüche in unsere Schule werden meistens an einer bestimmten Gebäudeseite verübt, die von außen nicht gut einsehbar ist“, berichtet Julia Gajewski, die Leiterin der Gesamtschule Bockmühle. Deshalb habe sie schon häufig die Stadt gefragt, ob es nicht möglich sei, Videokameras zu installieren. Dies sei bislang immer abgelehnt worden. Erst im Sommer 2017 war in den Ferien an der Bockmühle Feuer gelegt worden – mit verheerenden Folgen: Gut ein Drittel der Klassenzimmer waren mehrere Monate nach dem Start des Schuljahres nicht benutzbar.
Pure Zerstörungswut
Schon lange wünschen sich viele Schulleiter in Essen umfangreiche Video-Kontrollen für ihre Gebäude als Schutz vor Einbruch und Vandalismus. Die Täter stehlen Beamer, Computer und was immer sie gerade finden – oder kommen aus purer Zerstörungswut: Reißen Unterrichtsmaterial aus den Regalen, setzen Räume unter Wasser, kippen Möbel um. Die Zahlen steigen: 28 Einbrüche in Schulen verzeichnete die Essener Polizei im Jahr 2017, im Jahr 2018 waren es schon 41. Für das Jahr 2019 liegen noch keine Statistik-Daten vor, doch schon Mitte letzten Jahres wurde eine „weiter steigende Tendenz“ beobachtet, hieß es seinerzeit. Wobei die Täter gerne die Schulferien nutzen.
Jeder Einbruch wirkt sich auf das Schulklima aus
Neubau für die Gesamtschule Bockmühle
Für die Gesamtschule Bockmühle in Altendorf gibt es konkrete Neubaupläne. Nach jahrelangen Diskussionen und stückwerkartigen Sanierungsarbeiten wurde im Herbst 2019 beschlossen, auf das weitläufige Gelände der Schule einen Neubau zu setzen.
Wann der 60 Millionen Euro teure Neubau kommt, ist offen. Fest steht, dass die Schule kleiner wird und von acht auf sechs Züge schrumpft.
„Auch in den jetzt abgelaufenen Weihnachtsferien gab es wieder mehrere Einbruchsversuche“, berichtet Regine Möllenbeck, die Leiterin der Essener Schulverwaltung. „Das Thema Videoüberwachung ist von uns als Stadtverwaltung viele Jahre lang nur zögerlich angegangen worden – wir sahen zu viele Fallstricke wegen des Datenschutzes.“ Doch das ändere sich langsam: „Ich habe den persönlichen Eindruck, dass wir an einem Punkt sind, an dem wir neu nachdenken sollten.“ Schließlich gehe es nicht nur um die Vermeidung von Sachschäden, sondern: „Ein Einbruch wirkt sich auf eine Schulgemeinschaft verstörend aus, das ist ähnlich wie einem Einbruch in eine Privatwohnung“, sagt Regine Möllenbeck.
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Drei Fälle in drei Wochen
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Als eine der ersten Schulen in Essen sind im Dezember nach jahrelangen Diskussionen Videokameras an der Astrid-Lindgren-Grundschule im Hörsterfeld (Stadtteil Horst) angebracht worden. Auch eine benachbarte Kindertagesstätte und ein Kinder- und Jugendzentrum wurden mit Überwachungsgeräten ausgestattet. Die Astrid-Lindgren-Grundschule zählt zu den Schulen in Essen, die besonders häufig betroffen sind. Allein im Frühjahr 2019 gab es drei Einbruchs-Delikte innerhalb von drei Wochen. Die Bilder aus der Überwachungskamera an der Astrid-Lindgren-Schule werden übermittelt ins Essener Systemhaus (ESH), das alle Gebäude der Stadt mit Informationstechnik versorgt. Große Warnschilder am Gebäude, die auf die Videokontrolle hinweisen, sollen abschreckend wirken. Die Kameras haben Bewegungs-Melder und springen von selbst an.
Ob’s nützt? Nach der Installation der Videokameras gab es erneut einen Vandalismus-Fall im Hörsterfeld – um Silvester wurde ein Fenster am Kinder- und Jugendhaus zerstört.