Essen. Schon wieder hat es in der Nacht in der Gesamtschule Bockmühle in Essen gebrannt – zum zweiten Mal in Folge. Die Schule fällt am Donnerstag aus.

Die zweite Nacht in Folge hat es in der Städtischen Gesamtschule Bockmühle in Essen-Altendorf gebrannt. Wie die Feuerwehr am Donnerstagmorgen (20.10.) mitteilte, ist die Leitstelle kurz nach Mitternacht alarmiert worden. Die Schule muss geschlossen bleiben – der stellvertretende Schulleiter Sven-Oliver Freisenhaus ergänzt: „Kein Externer darf das Gebäude betreten.“ Die Brandstelle ist versiegelt. Es ist das vierte Feuer in fünf Jahren. Die Stadt hat inzwischen einen Sicherheitsdienst damit beauftragt, das Schulgebäude rund um die Uhr zu bewachen. Der Schulbetrieb wird auch am Freitag (21. Oktober) nicht wie üblich stattfinden können.

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Wie schon in der Nacht zuvor habe die automatische Brandmeldeanlage den Alarm ausgelöst, meldet die Feuerwehr. Von der Polizei heißt es, dass es in beiden Nächten jeweils in Klassenzimmern brannte, „wobei das zweite Feuer deutlich mehr Schaden anrichten konnte“.

Beim Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte am frühen Donnerstag hatten mehrere Melder ausgelöst, auf der Südseite des Gebäudes war bereits Feuerschein und eine starke Rauchentwicklung im ersten Obergeschoss erkennbar. „Sofort wurden durch den Einsatzleiter weitere Kräfte nachalarmiert“, berichtete Feuerwehrsprecher Christoph Riße am Morgen. Ein Klassenzimmer habe in voller Ausdehnung gebrannt.

Feuerwehr Essen: Schulbetrieb kann wegen des starken Brandrauchs nicht stattfinden

Sven Oliver Freisenhaus, stellv. Schulleiter:„Kein Externer darf das Gebäude betreten.“
Sven Oliver Freisenhaus, stellv. Schulleiter:„Kein Externer darf das Gebäude betreten.“ © Gerd Niewerth

Umgehend ging ein Trupp mit einem Strahlrohr zur Brandbekämpfung in das Gebäude vor, zeitgleich wurde die Drehleiter in Stellung gebracht. Ein weiterer Trupp kontrollierte das stark verrauchte Gebäude nach weiterer Brandausbreitung, und ob sich noch Personen im Innern befinden. Glücklicherweise hielt sich niemand in dem Komplex auf. Auch bei dem Brand in der Nacht auf Mittwoch war niemand verletzt worden.

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Nach den jüngsten Löscharbeiten wurde das Gebäude auf Brandnester kontrolliert und im Anschluss mit einem Hochleistungslüfter entraucht. Um 6.30 Uhr erfolgte eine Brandnachschau. Mitarbeiter der städtischen Immobilienwirtschaft trafen am Vormittag ein, Polizeibeamte nahmen die Brandstelle in Augenschein.

Feuer in der Gesamtschule Bockmühle: Vor dem Haupteingang des Gebäudes lagen am Morgen verbrannte Gegenstände, die von der Feuerwehr Essen in der Nacht mit einem Mülleimer offenbar ins Freie geschafft worden waren.
Feuer in der Gesamtschule Bockmühle: Vor dem Haupteingang des Gebäudes lagen am Morgen verbrannte Gegenstände, die von der Feuerwehr Essen in der Nacht mit einem Mülleimer offenbar ins Freie geschafft worden waren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Gesamtschule Bockmühle: Kein Unterricht am Donnerstag

Ein Schulbetrieb kann aufgrund der Beschädigung und Verunreinigung durch den Brandrauch erst einmal nicht stattfinden. Auf der Schulhomepage hieß es am Donnerstag: „Das Schulgebäude wurde für den heutigen Tag, 20.10.2022, vom Schulträger geschlossen.“ Schülerinnen und Schüler sollen demnach zu Hause bleiben. Ob der Unterricht am Freitag und den folgenden Tagen stattfinden kann, ist noch offen. Sobald bekannt sei, wie man den Schulbetrieb organisieren will, werde man das weitere Vorgehen bekanntgeben.

Schon zum zweiten Mal in Folge hat es in der Gesamtschule Bockmühle in Essen-Altendorf gebrannt. Die Polizei ermittelt wegen vorsätzlicher Brandstiftung.
Schon zum zweiten Mal in Folge hat es in der Gesamtschule Bockmühle in Essen-Altendorf gebrannt. Die Polizei ermittelt wegen vorsätzlicher Brandstiftung. © Feuerwehr Essen

Von den insgesamt 1462 Schülerinnen und Schülern sind am Donnerstagmorgen nur 150 zum Schulbeginn erschienen. „Die allermeisten wurden vorab informiert“, berichtete Schulleiterin Julia Gajewski am Donnerstagvormittag vor Ort im Gespräch mit unserer Redaktion. Für die Oberstufe startet ein Schultag gewöhnlich um 7.25 Uhr.

Fünft- und Sechstklässler, die vorab nicht über die Vorkommnisse informiert werden konnten, seien zunächst in einer Turnhalle untergekommen. Die Kinder und Jugendlichen wurden dann nach Hause geschickt oder ihre Eltern informiert, berichtet Gajewski. Die Schulleiterin ergänzt: „Es trifft immer die Falschen. Wir sind mit unserer Schule in einem Stadtteil, der ohnehin sehr benachteiligt ist.“ Über diese Situation hatte Gajewski erst kürzlich mit dieser Zeitung in einem Interview gesprochen (zum Video hier klicken – oder weiter unten direkt ansehen).

OB: „Die zwei kurz aufeinanderfolgenden Brände machen mich fassungslos“

Wie das städtische Presseamt am Donnerstagabend mitteilt, kann der Schulbetrieb auch an diesem Freitag (21. Oktober) nicht wie üblich stattfinden. Für die meisten Schülerinnen und Schüler werde es begleitete Angebote auf dem Außengelände der Schule geben. Der Fachbereich Schule unterstützt außerdem mit außerschulischen Angeboten. Die Option des Distanzunterrichts wird für einige Jahrgänge geprüft. Eltern und Schüler sollen noch am Donnerstag von der Schulleitung sowie dem Kollegium informiert werden. Darüber hinaus prüfe der Fachbereich Schule, ob in Schulen der Umgebung Räume zur Nutzung durch die Bockmühle freigezogen werden können.

„Die zwei kurz aufeinanderfolgenden Brände machen mich fassungslos“, sagte OB Thomas Kufen bei der Begehung des Brandortes. „Für die Schulgemeinschaft ist das erneut eine sehr schwierige Situation. Polizei und Schulverwaltung werden jetzt alles daran setzen, die Tat aufzuklären sowie die Schülerinnen und Schüler und das Lehrerkollegium zu unterstützen.“

Feuerwehr Essen mit zahlreichen Kräften im Einsatz

Tatort Gesamtschule Bockmühle: Der Alarm ist in der Nacht auf Donnerstag (20. Oktober) durch eine automatische Brandmeldeanlage ausgelöst worden. Am Morgen danach war die Wartungsfirma vor Ort.
Tatort Gesamtschule Bockmühle: Der Alarm ist in der Nacht auf Donnerstag (20. Oktober) durch eine automatische Brandmeldeanlage ausgelöst worden. Am Morgen danach war die Wartungsfirma vor Ort. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Zurück zum Einsatz in der Nacht: Die Feuerwehr Essen war mit zwei Löschzügen, einem Rettungswagen, einem Notarzteinsatzfahrzeug sowie der Freiwilligen Feuerwehr Essen-Borbeck für rund drei Stunden im Einsatz. Die Einsatzstelle Bockmühle wurde dann zur Brandursachenermittlung an die Polizei übergeben.

Diese hat Ermittlungen wegen vorsätzlicher Brandstiftung aufgenommen und bittet um Zeugenhinweise. Wer in der Nacht auf Donnerstag verdächtige Personen bemerkt hat, wird dringend gebeten sich bei der Polizei unter 0201 / 8290 zu melden. Ein Zusammenhang der beiden Brände im Schulgebäude innerhalb von zwei Nächten ist naheliegend, aber noch nicht bestätigt. Polizeisprecherin Sylvia Czapiewski sagte am Vormittag: „Wir versuchen, die Ereignisse zu rekonstruieren.“

Ebenso wird untersucht, ob ein Zusammenhang zu einem weiteren Feuer in der Nacht auf Donnerstag (1.44 Uhr) besteht. Wie die Polizei berichtet, hatte an der Ecke Nöggerathstraße/Herbrüggenstraße, also in der Nähe der Gesamtschule, Papier neben einem Altglas-Container gebrannt.

>>> INFO: Die Gesamtschule Bockmühle

  • 1436 Schülerinnen und Schüler gibt es – davon sind 80 bis 90 Prozent mit einer Hauptschulempfehlung gekommen, 70 bis 80 Prozent haben einen Migrationshintergrund. 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen leben in „prekären“ Familienverhältnissen, in Armut. Konflikte und Gewalt gehören auf dem Schulhof zum Alltag.
  • Das Gebäude ist marode. Die Bockmühle ist Essens älteste Gesamtschule. Der Gebäudekomplex wurde 1975 fertiggestellt, ab 2023 soll er Schritt für Schritt durch Neubauten ersetzt werden.
Schulleiterin in Essen berichtet über schwierigen Alltag

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