Essen. Futur2k aus Essen setzt auf flexible, wiederverwendbare Module. Wie sich die Mikro-Häuser den Bedürfnissen von Firmen und Privatleuten anpassen.
- Ein Essener Start-up setzt auf den Trend zu minimalistischem Wohnen.
- Das Unternehmen Futur2k plant flexible Modulhäuser.
- Erste Projekte in Essen sind bereits angedacht.
Modernen Wohnraum schaffen, dabei Klima und Ressourcen schonen und möglichst wenig Flächen versiegeln – das wollen die Gründer Bastian Michael und Lukas Reinhard. Sie sind mit ihrem Start-up Futur2k in Essen ansässig. Von dort aus wollen sie im kommenden Jahr Mikro-Häuser aus Holz bis zur Serienreife entwickeln. Projekte in Essen sind bereits geplant.
So könnten auf dem Gelände der alten Schule an der Kunstwerkerstraße in Bergerhausen Mikro-Häuser für inklusives Wohnen entstehen – wenn sich die Idee der Initiative „Emma und wir“ politisch durchsetzt. Mit den Modulen könne man Baulücken schließen und über die Aufstockung von bestehenden Gebäuden sind die Gründer nach eigenen Angaben schon mit der Stadt im Gespräch.
Essener Gründer planen Mikro-Häuser aus nachwachsenden Rohstoffen
Den Geschäftsführern des Start-ups Futur2k, das im März 2021 gegründet wurde und an der Kahrstraße 23 ansässig ist, geht es um umweltbewusstes Bauen, das Energie spart und Abfall vermeidet. Bastian Michael und Lukas Reinhard planen Module aus Holz, Lehm, Kork oder anderen nachwachsenden Rohstoffen, die einzeln als Tiny Houses oder – im Baukastensystem zusammengesetzt – als größere Einheiten stehen können. Den Sommer über war eines der Modul-Häuser im Rahmen von „Folkwang und die Stadt“ im Kreisverkehr am Berliner Platz zu sehen – und zu begehen.
In den kommenden Monaten werden die Gründer vor allem Entwicklungsarbeit leisten und Investoren suchen, die zu ihren Ideen passen. Bis Ende 2023 wollen sie die Mikro-Häuser mit einem Team von zehn bis 15 Leuten zur Serienreife bringen.
Eine inklusive Siedlung an der Kunstwerkerstraße zu planen, wäre für Bastian Michael ein Herzensprojekt. „Ich bin dort in der Ecke aufgewachsen, bin allerdings 20 Jahre weg gewesen. Ich wollte wieder zurück ins Ruhrgebiet, weil NRW günstige Rahmenbedingungen für zukunftsfähiges Bauen bietet“, betont der 41-jährige Neurowissenschaftler, der eigentlich aus dem Bereich Schauspiel und Regie kommt. Seinen Geschäftspartner Lukas Reinhard (43), Architekt und Immobilienökonom, lernte er in Berlin kennen.
„Wie bisher gebaut wurde, war früher in Ordnung, heute ist das nicht mehr zukunftsfähig. Man verliert dabei zu viel Energie und Rohstoffe, produziert zu viel Immissionen und Abfall“, findet Bastian Michael. Futur2k setze stattdessen auf Wiederverwertung, alle Materialien gelangten wieder in den Wertstoffkreislauf.
Die Module, mit denen die Geschäftspartner auf dem Markt Fuß fassen wollen, lassen sich vielfach kombinieren, nebeneinander und bis zu fünf Etagen hoch, als Wohn- oder Bürohaus, aber auch als Produktionshalle. „Deshalb mögen wir den Modebegriff Tiny House nicht so gern, weil man darunter ja ein kleines Einzelhaus versteht. Unsere Module lassen sich aber wie Lego-Bausteine flexibel zu größeren Objekten zusammensetzen“, erläutert Bastian Michael. Nehme man nur einen Block, sei das dann tatsächlich ein Tiny House.
„Bereits mit unserem Prototyp ist es gelungen, aufzuzeigen, dass in einem Gebäude mehr Carbon gespeichert werden kann, als CO2 im gesamten Produktionsprozess ausgestoßen wird“, erläutert Bastian Michael. Umnutzen statt Abreißen laute die Devise. „Unsere Gebäude sind am Ende des Lebenszyklus kein Müll oder gar Sondermüll, sondern eine Materialbank, auf der wertvolle Rohstoffe lagern, die wiederverwendet und beispielsweise an einer Art Börse wieder zu Geld gemacht werden können.“
Nachhaltigkeit und Funktionalität allein reiche aber nicht. Die Mikro-Häuser müssten den Menschen schließlich gefallen, sie sollen gern darin leben. „Ästhetik, Design und Wertigkeit sind deshalb wichtig“, betonen die Gründer. Und da die Geschmäcker halt verschieden seien, werde es vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten und verwendbare Materialien geben. Wie einfach oder luxuriös die Module ausgestattet werden sollen, wähle man anhand eines Katalogs aus. Bastian Michael und Lukas Reinhard wollen Bürogebäude und Privathäuser planen, deren Kosten pro Quadratmeter möglichst nicht über dem örtlichen Standard liegen.
Das Ursprungsmodul ist 22 Quadratmeter groß
Das Ursprungsmodul ist 22 Quadratmeter groß, darin könne man kleine Module für Bad und Küche integrieren. Damit könne man starten. Wenn man später mehr Geld und vielleicht eine Familie habe, nehme man weitere Einheiten dazu, die man wieder entfernen könne, wenn der Raumbedarf geringer werde, weil zum Beispiel die Kinder ausziehen. Gleiches gelte für Firmen, die klein starten, sich später vergrößern oder in Krisenzeiten auch wieder verkleinern möchten. Der Energiebedarf für Heizung und warmes Wasser soll aus regenerativen Energien gedeckt werden.
Die Module sollen in Produktionshallen gebaut und später vor Ort nur noch zusammengesetzt werden. „Damit ist man vom Wetter unabhängig. Die Serienproduktion verringert die Planungs- und Bauzeit und damit auch die Kosten“, so Lukas Reinhard, dem als Vater von zwei Kindern das Thema Nachhaltigkeit besonders wichtig ist. Die Module werden auf kurzen Stelzen installiert und mit Erdschrauben befestigt, um möglichst wenig Bodenfläche zu versiegeln. „Und wenn man umziehen will, löst man die Schrauben, verlädt das Modul und stellt es anderswo wieder auf.“ Voraussetzung ist natürlich, man hat ein geeignetes Grundstück.