Essen. Steigende Zinsen, Inflation und Energiekrise schlagen auf den Immobilienmarkt durch. Das erwartet das Immobiliencenter der Sparkasse:

Auch auf dem Essener Immobilienmarkt herrschte in den vergangenen Jahren eine Art Goldgräberstimmung. Die Zinsen waren niedrig, Preise und Umsätze hoch. Dieser „Hype“ sei nun vorbei, sagt Georg Meintrup, Geschäftsführer der Immobilien GmbH der Sparkasse Essen. Inflation, steigende Zinsen und nicht zuletzt die Energiekrise schlagen auch auf den hiesigen Immobilienmarkt voll durch.

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Noch seien die Experten uneins, wohin die Reise geht, sagt Georg Meintrup im Gespräch mit der Redaktion. Die Verunsicherung ist groß angesichts der jüngsten Entwicklungen, auch bei Käufern und Verkäufern, gibt Meintrup seinen Eindruck wieder.

Auch Kapitalanleger rechnen spitz, ob sich die Investition im Verhältnis zur Miete lohnt

Es gebe weniger Interessenten, die ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchten. „Die Zahl der Anfragen geht zurück“, berichtet Georg Meintrup aus dem Immobiliencenter der Sparkasse. Offenbar sagten sich viele Leute: „Das kann ich mir nicht mehr leisten.“

Auch Kapitalanleger, die eine Immobilie zum Teil über Kredite finanzieren wollen, rechneten spitz, ob sich die Investition im Verhältnis zur erwarteten Nettokaltmiete tatsächlich lohnt.

Es sei nicht lange her, dass die Makler 30 Besichtigungstermine für ein Mehrfamilienhaus vereinbaren konnten – innerhalb von zwei Stunden, nachdem das Angebot am Markt platziert worden war, berichtet Meintrup. „Das kommt so nicht mehr vor.“

Noch bis Februar dieses Jahres verzeichnete die Sparkasse Essen steigende Preise

Die vergangenen Zinssprünge machen sich bemerkbar. Aktuell bewegt sich das Zinsniveau bei etwa dreieinhalb Prozent bei einer zehnjährigen Laufzeit. Das ist weit entfernt von längst vergangenen Hochzinszeiten mit zweistelligen Prozentzahlen, aber eben deutlich mehr als Geldinstitute für eine Baufinanzierung noch vor Kurzem verlangten.

Auch wer sein Haus oder seine Wohnung verkaufen will, bekommt das zu spüren. Noch bis Februar verzeichnete das Immobiliencenter der Sparkasse steigende Preise. Das sei aktuell nicht mehr so. Dass die Immobilienpreise aber einbrechen könnten, sei nicht zu erwarten. „Ein Durchsacken der Preise sehen wir nicht“, sagt Georg Meintrup. Der Grund: Das Angebot an Immobilien ist nach wie vor knapp. Und eine deutliche Entspannung ist nicht in Sicht.

Einfamilienhäuser bleiben in Essen ein knappes und begehrtes Gut

Neu gebaute Immobilien wurden im vergangenen Jahr im Durchschnitt für 4200 Euro pro Quadratmeter gehandelt, wobei für besonders begehrte Lagen im Essener Süden auch deutlich mehr bezahlt wurde. Gebrauchte Immobilien lagen im Durchschnitt 2000 Euro pro Quadratmeter unter dem Neubaupreis.

Die Experten der Sparkasse erwarten, dass sich das Preisniveau in diesem Jahr auf dem von 2021 bewegen wird, zumindest für Einfamilienhäuser. „Einfamilienhäuser sind nach wie vor ein begehrtes und knappes Gut“, sagt Meintrup. Er erwarte nicht, dass sie an Wert verlieren. Vor allem, „wenn die Lage passt.“

900 Interessierte auf der Immobilienmesse

Erstmals seit 2019 konnte die Sparkasse Essen in diesem Jahr wieder eine Immobilienmesse in Präsenz ausrichten. Zwei Jahre lang gab es dieses Angebot aufgrund der Coronapandemie nur digital. 900 Besucherinnen und Besucher informierten sich nach Angaben des Veranstalters über aktuelle Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt, wobei das Thema Energieeinsparung besonders interessierte.

Ein Fachvortrag zum Thema Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen weckte die größte Neugier, heißt es. Sämtliche Vorträge veröffentlicht die Sparkassen in den kommenden Tagen in ihrem Immobilien-Portal: https://www.sparkasse-essen.de/de/home/immobilien-sparkasse-essen/immobilien-gmbh.html

Bei Eigentumswohnungen sei abzuwarten, wie sich das Angebot entwickelt. Angesichts steigender Materialkosten stellen Bauträger Projekte zurück. Auf dem Immobilienmarkt machten Neubauten allerdings gerade einmal zehn Prozent aus, gibt Georg Meintrup zu bedenken. Angeboten werden überwiegend Bestandsimmobilien.

Gerade für ältere Immobilien gilt: „Das Thema Energieverbrauch nimmt an Bedeutung zu“, berichtet Georg Meintrup. Wer ein Haus oder eine Wohnung kauft, wird sich ganz genau ansehen, welche Investitionen in Dach, Dämmung, Fenster oder Heizung anstehen werden.