Essen-Stadtwald. Der S-Bahnhof Essen-Stadtwald ist endlich barrierefrei. Das Gebäude ist aber ziemlich heruntergekommen und es gibt einen Problem-Berg.

Wer zum Bahnhof Essen-Stadtwald möchte, muss den Berg hinunter. Wer von dort mit Bus, Fahrrad oder Leihauto weiterfahren möchte, muss erst wieder hinauf. Den Weg nehmen täglich durchschnittlich 1400 Fahrgäste auf sich. Damit zählt der Bahnhof zu den kleineren Haltepunkten in Essen. Zum Vergleich: In Steele werden täglich rund 12.000 gezählt, in Altenessen 4600, in Kupferdreh 3100. Im VRR-Stationscheck geht es für den Bahnhof langsam aufwärts. Woran das liegt, zeigt ein Besuch vor Ort.

Taktung der Bahnen in Essen-Stadtwald

Die S6 fährt im 20-Minuten-Takt unterm Stadtwaldplatz her, kommt aus einem Tunnel, hält an Gleis 1 und fährt von dort über Essen Süd zum Hauptbahnhof. In die andere Richtung fährt sie über mehrere Haltepunkte in Essen über Ratingen nach Düsseldorf und Langenfeld. Eigentlich geht es dann noch weiter nach Köln, aufgrund von Gleisbauarbeiten müssen Fahrgäste ab Langenfeld bis August kommenden Jahres jedoch einen Schienenersatzverkehr nutzen.

Anbindung an andere Essener Stadtteile: top

Der Bahnhof Stadtwald liegt vom Stadtwaldplatz etwa 500 Meter entfernt, den Berg hinab an der Ahornstraße. Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn NRW: „Die Entfernung zum Bus ist das Hauptproblem bei diesem Bahnhof.“ Tatsächlich, muss man den Berg wieder hinauf, dann ist man aber an einem Knotenpunkt, was den ÖPNV betrifft. Am Stadtwaldplatz verkehren gleich sechs Buslinien (142, 144, 145, 146, 194) sowie der Nachtexpress und Einsatzwagen der Ruhrbahn. So kommen Fahrgäste von dort in diverse Essener Stadtteile und auch zum Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Das Angebot wird rege wahrgenommen, besonders zu Schulzeiten tummeln sich Schüler und Schülerinnen an den verschiedenen Bushaltestellen.

Wer kein Interesse an einer Busfahrt hat, kann sich direkt am Stadtwaldplatz über Carsharing ein Leihauto nehmen, per Metropolrad aufs Fahrrad steigen oder auch ein Taxi nehmen.

Sauberkeit am Bahnhof Stadtwald: mittel

Am Test-Tag macht der Bahnhof einen ordentlichen Eindruck. Hier ein leeres Trinkpäckchen, dort eine Packung verloren gegangener Taschentücher. In den Mülleimern finden sich diverse Hunde-Kotbeutel – vom Gleis kommt man über eine Holzbrücke direkt in einen Wald, der sich in drei Wege teilt. Ein Wanderzeichen oder Richtungsschild sucht man vergebens.

Was also auffällt: Gleise und Aufzüge machen einen ordentlichen Eindruck, das Bahnhofsgebäude selbst macht allerdings wirkt ziemlich marode und ist mindestens 80 Jahre alt, wie ein Bahnsprecher zuletzt erklärt hatte. Der Putz bröckelt außen vom Dach, Graffiti-Sprayer haben an den Mauern ihre Flächen gefunden, im Innenbereich zieren Risse die grauen Wände. Farbe blättert ab, von den Wänden und auch am Geländer, das man nur anfasst, wenn es nicht anders geht.

Das Gebäude des Bahnhof Essen-Stadtwald ist ziemlich heruntergekommen. Der Putz bröckelt ab, es gibt Schmierereien und Risse in den Wänden.
Das Gebäude des Bahnhof Essen-Stadtwald ist ziemlich heruntergekommen. Der Putz bröckelt ab, es gibt Schmierereien und Risse in den Wänden. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Kein Service am Bahnhof Essen-Stadtwald

Wer von der Ahornstraße zum Bahnhof gelangt, könnte denken, er hätte sich verlaufen. Man läuft auf die Senioreneinrichtung Empa Vita zu, nimmt aber nicht den Haupteingang, sondern geht wie durch eine Hofeinfahrt durch das Gebäude zum Bahnhof. Was dem Erstlings-Fahrgast eventuell merkwürdig erscheint, ist für Mitarbeiterinnen und Bewohner der Einrichtung ganz normal: „Wir haben keinen Stress damit“, betont eine Mitarbeiterin auf Anfrage. Im Gegenteil: Die Bewohner hätten immer etwas zu gucken.

Die Infrastruktur der Einrichtung sei jedoch nicht für die Bahnfahrer, sondern nur für die Bewohner und Bewohnerinnen. Und so ist der Bahnhof Stadtwald einer von jenen Haltepunkten, an denen man ein- und aussteigt und mehr nicht. Telefon, Toilette, Snackautomat oder ähnliche Komfortstationen gibt es erst den Berg hinauf am Stadtwaldplatz, nicht aber am Bahnhof selbst. Wer seine Fahrkarte noch entwerten muss, sollte zudem ausgeschlafen sein: Der Automat ist nur im Gebäude selbst, nicht aber an den Gleisen.

Was es gibt, sind diverse blaue Infosäulen, die per Sprachsteuerung erklären sollen, wann die Bahn kommt und wohin sie fährt. Leider funktionieren sie allesamt nicht.

Wartekomfort am Bahnhof Essen-Stadtwald: angenehm

Gewartet wird im Stehen, auf einem der überdachten Sitze, oder auf einer kleinen Bruchsteinmauer. Am Test-Tag haben wir keine unangenehmen Hinterlassenschaften gefunden, die einen daran hindern würden, sich niederzulassen und ein paar Minuten in die Luft zu schauen.

Barrierefreiheit am Bahnhof Essen-Stadtwald: top

Was lange währt, wird endlich fertig: Seit ein paar Wochen ist der Bahnhof Stadtwald tatsächlich barrierefrei. Viele Jahre mussten die Bürger damit leben, dass der S-Bahnhof Essen-Stadtwald nur in eine Richtung barrierefrei war. Der Bahnhof war für Menschen mit Gehbehinderung oder Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen schlicht nicht nutzbar, zumindest, was das Gleis Richtung Essen-Hauptbahnhof betrifft. Im Gegensatz zum Gleis Richtung Werden/Düsseldorf gab es dort nämlich keinen Aufzug, sondern nur eine steile, lange Treppe.

Im VRR-Stationscheck gab es dafür regelmäßig die rote Karte. Jetzt ist der Aufzug fertig und er funktioniert, wie der Test zeigt. Eine (zu) laute Frauenstimme hält einen zuverlässig auf dem Laufenden, wenn die Tür sich öffnet und schließt, wenn die Fahrt zum Gleis losgeht und endet.

Ebenfalls praktisch: Entlang der Treppen gibt es Fahrschienen für Fahrräder.

Der Aufzug, der zu Gleis 1 führt, ist nach jahrelangem Hin und Her jetzt fertig und der Bahnhof Essen-Stadtwald somit barrierefrei.
Der Aufzug, der zu Gleis 1 führt, ist nach jahrelangem Hin und Her jetzt fertig und der Bahnhof Essen-Stadtwald somit barrierefrei. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Parkmöglichkeiten am Bahnhof Essen-Stadtwald: wenige

Am Test-Tag, früh morgens in den Ferien, waren fast alle Parkplätze an der Ahornstraße belegt. Auch an der Stadtwaldwende waren nur noch wenige Lücken. Für Fahrgäste heißt es also erneut: Berg hoch und am Stadtwaldplatz parken. Auch die Abstellmöglichkeiten für Radfahrer sind begrenzt: Von den sechs überdachten Bügeln waren vier belegt – morgens um 8 Uhr in den Schulferien. Auf der anderen Seite des Bahnhofs finden sich gar keine Rad-Abstellmöglichkeiten. Was es gibt, sind eine Handvoll Fahrradboxen, die man mieten kann.

Die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind am Bahnhof Essen-Stadtwald begrenzt.
Die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder sind am Bahnhof Essen-Stadtwald begrenzt. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Subjektive Sicherheit am Bahnhof Essen-Stadtwald: ein bisschen gruselig

Auch hier ist der Berg das Problem. Während die Ahornstraße eine kleine, aber bewohnte und beleuchtete Straße ist, geht es auf der anderen Seite am Waldrand hinauf zum Stadtwaldplatz. Von Gleis zwei ist das der direkte Weg, um vom Bahnhof wegzukommen. Vorbei an zwei Häusern, einem alten Traktor sowie einem Boot, dass offenbar schon länger als diesen Sommer am Wegesrand verbracht hat, läuft man ein paar hundert Meter. In der Dunkelheit sicher nicht sehr angenehm, auch wenn es anfangs vereinzelt Laternen gibt.

Fazit

2016 hieß es im VRR-Stationsbericht, der Bahnhof Essen-Stadtwald sei „nicht akzeptabel“. Er wurde ein wenig aufpoliert, sackte 2019 ein „akzeptabel“ ein. Im Im aktuellen VRR-Stationscheck wird der Bahnhof noch immer als „entwicklungsbedürftig“ eingestuft. Kritikpunkt war auch dort noch immer der fehlende Aufzug, der jetzt fertig ist. Somit dürfte die Karriereleiter für den Bahnhof weiter nach oben gehen. Der Berg hinauf zum Stadtwald bleibt zwar ein Problem, aber eins, was mit ein bisschen Puste in wenigen Minuten gelöst sein kann.