Essen-Steele. Ein großer ÖPNV-Knotenpunkt in Essen ist der Bahnhof Steele. Wir haben ihn im Rahmen unseres Bahnhofs-Checks besucht. Was dabei herauskam.

Der Bahnhof Essen-Steele ist ein wichtiges Drehkreuz im öffentlichen Nahverkehr. Im Schnitt nutzen ihn nach Angaben des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) täglich 12.686 Fahrgäste. Damit ist deutlich stärker frequentiert als beispielsweise Borbeck (3357), Altenessen (4291) oder Werden (5120).

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Laut dem VRR-Stationsbericht für 2021 handelt es sich in Steele um einen barrierefreien Bahnhof, der allerdings wenig Aufenthaltsqualität biete. Letztere sei insgesamt nur „unzureichend“. Schaut man aber genauer hin, dann muss der Bahnhof in dieser Kategorie gar nicht so negativ gesehen werden, wie unser Check im Folgenden zeigt.

Taktung der Bahnen in Essen-Steele

Der Bahnhof Essen-Steele verdient diese Bezeichnung. Zahlreiche Züge halten an insgesamt vier Bahnsteigen: Die Linien S1, S3, S9, außerdem der RE14 sowie der RE49. Sehr häufig fahren Züge Richtung Hauptbahnhof Essen. Ungefähr ein 15-Minuten-Takt ist nach Dortmund sowie Gladbeck-West, Bottrop und Borbeck möglich, circa alle 30 Minuten fährt ein Zug Richtung Hattingen, Duisburg, Oberhausen und Wuppertal. Immerhin jede Stunde kann man bspw. gen Hagen und Wesel aufbrechen.

Anbindung an Busse in andere Essener Stadtteile

Der Bahnhof Steele punktet vor allem mit seiner sehr guten Anbindung an den ÖPNV der Ruhrbahn. Pendler erreichen den Bahnhof per Bus und Tram. Direkt vor dem Bahnhof Essen-Steele liegt mit dem Verkehrsplatz Steele ein wahres Drehkreuz, an dem zahlreiche Buslinien (144, 164, 166, 170, 177, 194, E60, NE4, NE5, NE51) sowie die Tram (103, 109) halten.

Zahlreiche Buslinien halten am Bahnhof Essen-Steele.
Zahlreiche Buslinien halten am Bahnhof Essen-Steele. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Fahrräder kann man vor Ort mieten und abstellen

Wer mit dem Fahrrad kommt, kann dieses an einem Fahrradständer abstellen und selbst per Schloss abschließen. Wem das zu unsicher ist, der kann seinen Drahtesel in der Nähe in einer von insgesamt acht Radboxen abstellen (buchbar über Ruhrbahn-App oder unter www.dein-radschloss.de/). Pro Tag kostet das Ganze einen Euro (Wochenpreis: 5 Euro). Ein Monatsticket kostet 5 Euro, ein Jahresticket 90 Euro. Mieträder von Metropolradruhr stehen ebenfalls vor Ort und können ausgeliehen und abgestellt werden.

Sauberkeit: Wenig Schmierereien, eklige Automaten

Es gibt Bahnhöfe, die haben nicht nur Dreckecken, sie sind es. Der Bahnhof Essen-Steele gehört nicht dazu. Beim Ortsbesuch am Dienstagnachmittag (10.5.) sind die Abfalleimer geleert und auch ansonsten liegt wenig bis gar nichts auf dem Boden an den Bahnsteigen herum, auch nicht in der Unterführung zu den Bahnsteigen.

Wie sieht es mit dem Ärgernis Graffiti aus? Ebenfalls ganz ordentlich. Nur wenige Schmiererein finden sich an den Wänden. Die Unterführung – woanders der Klassiker für hässliche, illegale Wandbilder –, ist vergleichsweise chic. Das liegt daran, dass eine Seite großflächig mit einem gewollten schwarz-weißen Wandbild versehen ist und sich gegenüberliegend wertige Mural-Kunst von David Hufschmidt alias „The Top Notch“ befindet. Großen Punktabzug gibt es aber für die ekligen Süßigkeiten-Automaten direkt an den Gleisen. Von wegen „frisch und lecker“, die Automaten sind schmierig, an der Oberseite befindet sich jede Menge Taubenkot. Süßigkeiten und Co. holt man sich lieber woanders.

Igitt: Die Automaten auf den Bahnsteigen sind alles andere als einladend. Die Stahlfront ist schmierig – und wer will schon Dinge aus einem Automaten essen, der voller Taubenkot ist?
Igitt: Die Automaten auf den Bahnsteigen sind alles andere als einladend. Die Stahlfront ist schmierig – und wer will schon Dinge aus einem Automaten essen, der voller Taubenkot ist? © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Service: Ein großer „Lotto Point“ ist Anlaufstelle

Bahn-Tickets gibt es sowohl am Hinter- als auch am Vordereingang der Unterführung. Wie üblich, kann an den Automaten in bar und mit Karte bezahlt werden. VRR-Tickets gibt es in Steele aber nicht nur aus dem Automaten. Fahrscheine kann man auch im „Lotto Point“ am Steeler Verkehrsplatz erwerben, den man zu dem ÖPNV-Knotenpunkt unbedingt dazuzählen muss. Aber Vorsicht: Dort wird nur Bargeld akzeptiert, Kartenzahlung ist nicht möglich. Das gilt an gleicher Stelle auch, wenn man die Toilette benutzen möchte. 50 Cent kostet das und befindet sich damit unter dem Niveau von Sanifair-Anlagen an Autobahnraststätten, wo 70 Cent verlangt werden.

Überhaupt ist der „Lotto Point“ die Anlaufstelle für Fahrgäste in Steele. Neben Getränken und Süßigkeiten gibt es dort etwa Schnitzel, Frikadellen oder belegte Brötchen (z.B. mit Käse und Remoulade 2,10 Euro), auch Pommes (1,80 Euro) werden gereicht. Wer einen längeren Aufenthalt in Steele hat, der kann sich entweder an einen Stehtisch stellen oder sich draußen an einen von mehreren Tischen setzen. Beim Ortsbesuch war bei Sonnenschein ordentlich was los.

Wartekomfort an den Bahnsteigen

Der Wartekomfort an den vier Gleisen ist Bahn-Standard – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Fahrgäste können überdacht auf Anschlusszüge warten, können bei gutem Wetter aber auch einfach ein wenig weiter gehen und bei Sonne die Wartezeit mit einem Blick auf den Ortskern Steele überbrücken. Es gibt Sitzmöglichkeiten in ausreichender Zahl, allerdings sind diese nichts besonderes sondern zweckmäßig. Ist es windig, wird es trotz Überdachung ungemütlich. Wie schon beschrieben: Von den Süßigkeiten-Automaten lässt man lieber die Finger.

Barrierefreiheit: Beim Besuch war eine Rolltreppe kaputt, es gab aber Alternativen

„Keinen Handlungsbedarf“ sieht der VRR-Stationsbericht bei der Barrierefreiheit. Das können wir fast unterschreiben. Zu den vier Gleisen gibt es neben den Treppenaufgängen die Möglichkeit, mit dem Aufzug aus der Unterführung nach oben zu fahren. Positiv: Es gibt Bahnhöfe, an denen die Aufzüge zudem deutlich kleiner sind – ein Fahrrad kann man hier ohne Verrenkungen mitnehmen. Ein Aufgang verfügt zudem über eine Rolltreppe, die genutzt werden kann.

Die Unterführung zu den Gleisen lässt sich von zwei Stellen aus erreichen. Auf der Rückseite, also der vom Steeler Ortszentrum entfernt liegenden Seite, kann man ebenerdig in die Unterführung gehen. Wer von vorne kommt, beispielsweise vom Steeler Verkehrsplatz mit den zahlreichen Ruhrbahn-Anbindungen, muss zunächst einige Höhenmeter absolvieren. Wer nicht gut zu Fuß ist, kann entweder einen Aufzug nehmen oder eine Rolltreppe nutzen. Allein: Bei unserem Ortsbesuch fuhr letztere nicht.

Beim Ortsbesuch am Mittwochnachmittag (10.5.) war es nicht möglich, die Rolltreppe zu nutzen.
Beim Ortsbesuch am Mittwochnachmittag (10.5.) war es nicht möglich, die Rolltreppe zu nutzen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Subjektives Sicherheitsgefühl am S-Bahnhof

Gerade enge und lange Unterführungen sorgen an Bahnhöfen bei vielen Menschen für ein mulmiges Gefühl. Am Bahnhof Essen-Steele ist die Unterführung vergleichsweise kurz. Da es im Inneren keine hässlichen und illegalen Schmierereien an den Wänden gibt und auch die Beleuchtung ausreichend ist, ist dieser Teil der gefühlten Sicherheit besser als andernorts.

Die Unterführung, über die Fahrgäste zu den Bahngleisen gelangen, wirkt in Essen-Steele aufgeräumter und weniger usselig als andernorts. Hässliche Graffiti sucht man glücklicherweise vergebens. Der Tunnel ist zudem ausreichend ausgeleuchtet.
Die Unterführung, über die Fahrgäste zu den Bahngleisen gelangen, wirkt in Essen-Steele aufgeräumter und weniger usselig als andernorts. Hässliche Graffiti sucht man glücklicherweise vergebens. Der Tunnel ist zudem ausreichend ausgeleuchtet. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Trotzdem hat der Steeler Bahnhof mit einer regelmäßig wiederkehrenden Problematik zu kämpfen, berichtet uns am Dienstagnachmittag Mary Wegener. Seit November vergangenen Jahres arbeitet sie fast täglich in einer Corona-Teststation, die sich direkt neben dem „Lotto Point“ befindet. „Donnerstags ist der Bahnhof hier ab 17.30 Uhr leer“, sagt sie. Ihrer Wahrnehmung nach habe das mit der rechten bürgerwehr-ähnlich auftretenden Gruppierung der „Steeler Jungs“ zu tun, die dann Präsenz im Stadtteil zeigt.

Fazit: Gute Anbindung, Wartezeit am Gleis weniger schön

Wie fällt also unser Gesamturteil über den Bahnhof Essen-Steele aus? Der Bahnhof punktet durch seine zahlreichen Verbindungen. Vor Ort berichteten uns einige Menschen, dass sie mit diesem Angebot zufrieden sind. Und tatsächlich ist der Takt in Steele gut. Weniger gut lässt es sich direkt am Bahnsteig aushalten, dort findet sich Bahn-Standard. Bezieht man zum Standort auch den Verkehrsplatz samt „Lotto Point“ mit ein, lässt sich die Wartezeit jedoch ganz gut überbrücken. Aber: Bargeld nicht vergessen! Allgemein fiel beim Ortsbesuch positiv auf, dass Steele ein vergleichsweise sauberer Bahnhof ist.

Bahnhofs-Check: Das müssen Sie wissen

  • Im Bahnhofs-Check nimmt die Redaktion mehrere Essener Bahnhöfe unter die Lupe.
  • Wie oft verkehren dort Bahnen? Wie sauber und sicher ist es? Welche Anbindungen und welchen Service gibt es? Wie barrierefrei sind die Anlagen? Um diese und weitere Fragen geht es.
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Unsere bisherigen Essener Bahnhofs-Checks:

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