Essen-Stadtwald. Nach einem Jahr Umbauzeit soll der Bahnhof Essen-Stadtwald in Kürze barrierefrei sein. Warum jetzt Bohrlöcher für Skepsis sorgen.

  • Der Bahnhof Essen-Stadtwald wird seit Mai 2021 umgebaut.
  • Derzeit laufen Restarbeiten, die im April abgeschlossen werden sollen.
  • Ein Anwohner beobachtete ungewöhnliche Bohrungen.

Viele Jahre mussten die Bürger damit leben, dass der S-Bahnhof Essen-Stadtwald nur in eine Richtung barrierefrei war. Seit Mai 2021 baut die Deutsche Bahn AG den Bahnhof jetzt um. Bis auf Restarbeiten ist der künftig barrierefreie Haltepunkt fertig. Für Verwunderung sorgen jetzt große Bohrlöcher unterhalb der Verbindungsbrücke zum neu installierten Aufzug. Ein Anwohner fürchtet, dass es dort ein Problem mit der Statik gebe. Und tatsächlich haben jetzt weitere Arbeiten dort begonnen.

Dass der Bahnhof bald barrierefrei sein wird, werden viele mit großer Erleichterung zur Kenntnis nehmen. Viele Jahrzehnte war der Bahnhof für Menschen mit Gehbehinderung oder Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen nicht nutzbar, zumindest was das Gleis Richtung Essen-Hauptbahnhof betrifft. Im Gegensatz zum Gleis Richtung Werden/Düsseldorf gab es dort nämlich keinen Aufzug, sondern nur eine steile, lange Treppe. Bis auf kleinere Arbeiten am noch gesperrten Aufzug und der Überführung ist der Bahnhofsumbau fast abgeschlossen, hatte ein Bahnsprecher schon im Februar bestätigt.

Anwohner beobachtete Bohrungen am Bahnhof Essen-Stadtwald

Umso erstaunter war ein Anwohner vor einigen Wochen, als sich Arbeiter erneut an der Wand unterhalb der neuen Verbindungsbrücke zwischen Aufzug und Bahnhofsgebäude zu schaffen machten. „Dort sind drei große, rot eingekreiste Bohrlöcher entstanden“, sagt der Nachbar, der seinen Namen nicht im Artikel lesen möchte. Auf Nachfrage vor Ort habe er erfahren, dass dort die Statik geprüft werde.

Zweiter Aufzug scheiterte lange am Wegerecht

Vor Jahren war der Aufzugbau am Bahnhof Stadtwald (Gleis Richtung Essen-Hauptbahnhof) am fehlenden Wegerecht über das Privatgelände einer Eigentümer-Gemeinschaft gescheitert, was dann aber dem Vernehmen nach geregelt wurde.

Später hatte die Bahn dann auf Probleme beim Genehmigungsverfahren verwiesen.

„Da bin ich stutzig geworden. Sollte man die Statik nicht prüfen, bevor man mit so einem Bauprojekt anfängt? Was passiert, wenn das Ergebnis der Prüfung negativ ausfällt und nachgebessert werden muss? Dann muss womöglich die neue Brücke wieder angehoben werden, was wieder Zeit und Geld kostet“, befürchtet der Bürger, der seit 48 Jahren in der Nähe des Bahnhofs Stadtwald wohnt und gerade zu Beginn der Arbeiten vor einem Jahr sehr unter Lärm und großen Mengen an feinem Staub zu leiden hatte.

Rot umrandet sind die drei Bohrlöcher in der Wand am Bahnsteig Richtung Essen-Hauptbahnhof zu sehen, die den Anwohner beunruhigen.
Rot umrandet sind die drei Bohrlöcher in der Wand am Bahnsteig Richtung Essen-Hauptbahnhof zu sehen, die den Anwohner beunruhigen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Der Bahnhof liegt unterhalb des Stadtwaldplatzes. Auf der westlichen Seite erreicht man die Gleise vom kleinen Parkplatz an der Frankenstraße/Wittenbergstraße über die Stadtwaldwende. Die Bahnsteige zur S-Bahnlinie 6 sind auf der östlichen Seite an der Ahornstraße nur durch das Seniorenzentrum Empa Vita (früher Ahorn-Residenz) erreichbar.

Auf dessen Parkplatz, der auch als Weg zum Bahnhof genutzt werde, müsse die für die Bauarbeiten abmontierte Beleuchtung zum Teil noch wieder aufgestellt werden, so der Anwohner. „Bei der Beleuchtung des Zuweges tut sich jetzt etwas“, beobachtet der Bürger, dass bereits Halterungen am Geländer angebracht wurden, an denen möglicherweise die Beleuchtung angebracht werden soll.

Bisher war das Gleis Richtung Essen-Hauptbahnhof nur über diese steile Treppe erreichbar.
Bisher war das Gleis Richtung Essen-Hauptbahnhof nur über diese steile Treppe erreichbar. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Nach Beobachtung des Anwohners haben bereits jetzt aufwendigere Arbeiten an dem Gleis begonnen. Vorwürfe, man habe die Statik nicht rechtzeitig geprüft, weist die Deutsche Bahn AG zurück. „Bevor wir ein solches Vorhaben starten, müssen wir natürlich nachweisen, dass die Statik in Ordnung ist“, erklärt ein Bahnsprecher. Zusätzlich erfolge eine Prüfung, wenn alles fast fertig sei, das sei ein Standardprozess. In diesem Fall habe die Prüfung ergeben, dass alles in Ordnung sei. Weil das Gebäude, an das die Brücke zum neuen Aufzug angebaut worden sei, aber schon alt sei, habe man sich für eine zusätzliche Sicherung entschieden.

Betonstück soll für zusätzliche Sicherheit sorgen

„Das Gebäude ist sicherlich 70 bis 80 Jahre alt“, schätzt der Bahnsprecher. Nun werde noch ein L-förmiges, fünf Meter hohes Betonstück dort angebracht, das von der Höhe der neuen Brücke bis auf den Bahnsteig reiche und per Kran eingesetzt werde. Dazu müsse ein Stück des Bahnsteigs aufgerissen werden. Der Bahnsteig könne aber trotzdem normal genutzt werden. „Ende April sollen diese Arbeiten abgeschlossen werden“, so der Bahnsprecher. Er gehe davon aus, dass der Bahnhof dann komplett barrierefrei genutzt werden könne.