Essen. Hohe Nachfrage, kleines Angebot. Immobilien werden in Essen deshalb immer teurer. Das zeigen auch zwei aktuelle Angebote der Sparkasse.
Das Bild auf dem Markt für Wohnimmobilien in Essen hat sich trotz der Unsicherheit in der Corona-Pandemie nicht verändert: Das Angebot ist gering, die Nachfrage hoch und das treibt die Preise weiter in die Höhe. „Mit den Preissteigerungen, die wir in den vergangenen fünf Jahren erlebt haben, hätten wir so nie gerechnet“, sagt Georg Meintrup, Geschäftsführer der Sparkassen-Immobilientochter S-Immobilien GmbH. Im Schnitt seien Häuser in dieser Zeit um 25 Prozent teurer geworden. Er rechnet exemplarisch vor: Ein Haus, das 2016 noch 560.000 Euro gekostet hat, koste heute knapp 700.000 Euro, in Toplagen sogar noch mehr.
Auch das Immobilienportal Immowelt berichtete jüngst, dass die Häuserpreise in Essen allein im Corona-Jahr 2020 weiter stark gestiegen sind. Wurde ein Haus 2019 im Schnitt für rund 355.000 Euro im Internet inseriert, waren es ein Jahr später 399.000 Euro und somit zwölf Prozent mehr. Auch bei Eigentumswohnungen zeigt die Preiskurve weiter nach oben.
Essener suchen weiter nach Immobilien
Dennoch, wer in Essen kaufen will, muss erst einmal etwas Passendes finden. Aktuell hat die Sparkasse gerade einmal zwei Neubauprojekte mit zusammengerechnet 26 Eigentumswohnungen im Angebot, für die sie Käufer sucht. 15 Wohnungen entstehen auf der Holthauser Höhe in Überruhr. Die Zwei- bis Vierraumwohnungen sind zwischen 78 und 160 Quadratmeter groß. Fertigstellung soll im Winter 2023 sein. Für die kleinste Wohnung müssen Käufer 4350 Euro pro Quadratmeter hinlegen.
„Vor fünf Jahren hätte man vielleicht um die 3000 Euro bezahlt“, sagt Meintrup. Dass die Preise derart gestiegen sind, hat mehrere Gründe: Bauen ist teurer geworden, die Grundstückspreise auch und natürlich spielt die hohe Nachfrage eine Rolle.
Für die Wohnungen im anderen Objekt, das die Sparkasse aktuell im Portfolio hat, müssen die Käufer deutlich tiefer in die Tasche greifen. Das liegt unter anderem an der Ausstattung, aber auch an der Lage: In der Straße Kantorie im Schellenberger Wald entstehen bis Mitte 2023 elf Luxuswohnungen zwischen 116 und 179 Quadratmetern. Die kleinste Wohnung dort kostet 621.000 Euro – also 5350 Euro pro Quadratmeter. Das Interesse sei bereits bei beiden Objekten „gut“, betont Meintrup.
Dass die Nachfrage nach Immobilien generell nicht abreißt, spürt die Sparkasse allein daran: Rund 400 Kaufinteressenten melden sich jeden Monat bei ihr neu an. Diese Zahl ist nun schon seit mehreren Jahren konstant so hoch. Allerdings müssen viele Kaufwillige mittlerweile ihre ursprünglichen Preisvorstellungen nach oben korrigieren, wenn sie sich den Wunsch nach den eigenen vier Wänden erfüllen wollen, berichtet Meintrup aus den Erfahrungen vieler Gespräche. Dennoch sei Kaufen wegen der günstigen Bauzinsen häufig immer noch günstiger als Mieten, betont der Bankenvertreter. Jeder solle daher mit seiner Bank einmal durchrechnen, wie viel Haus er sich leisten kann, rät er. „Mancher wird dabei überrascht sein, wie niedrig die Zinsen sind.“
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Etwa die Hälfte der Kaufwilligen, die bei der Sparkasse auf der Liste stehen, sucht eine Eigentumswohnung, die andere Hälfte ein Eigenheim. Gerade in diesem Segment können Meintrup und sein Team die Wünsche nur selten erfüllen. Eigenheime oder Doppelhäuser sind rar, kommen meist gar nicht offiziell auf den Markt.
Aktuell 17 Angebote auf Immowelt
Wer beispielsweise aktuell auf Immowelt Eigenheim, Doppelhaushälfte oder Reihenendhaus sucht, bekommt gerade einmal 17 Treffer. Die meisten davon liegen weit jenseits von 500.000 Euro. „Wenn bekannt wird, dass jemand sein Haus verkaufen will, kratzen häufig schon die Nachbarn an der Tür“, sagt Meintrup.
Doch auch Eigentumswohnungen könnte die Sparkasse mehr verkaufen als es am Markt gibt. „Es wird weniger gebaut als nachgefragt. Die Bauträger würden zwar gern mehr machen, sie sind aber bereits stark ausgelastet“, meint Meintrup. Hinzu kommt, dass sich in den vergangenen Jahren große Wohnungsgesellschaften wie Vivawest Bauprojekte gesichert haben und die Wohnungen zum Mieten anbieten. Damit fehlen diese Objekte auf dem Käufer-Markt.
Preisniveau in Essen dennoch vergleichsweise günstig
Die Situation auf dem Immobilienmarkt dürfte sich so schnell nicht ändern. Deshalb erwartet der Immobilienexperte in Essen weiter steigende Preise. Gleichzeitig relativiert er: „Im Vergleich zu anderen Großstädten ist Essen immer noch günstig.“ Das zu glauben fällt zwar vielen, die schon lange vergebens in Essen suchen und die Angebote beobachten, immer schwerer. Aber Eigentumswohnungen in Düsseldorf sind laut Immowelt in Düsseldorf, Hamburg oder Stuttgart im Schnitt mehr als doppelt so teuer. Selbst in ostdeutschen Städte wie Leipzig und Dresden sind die Preise höher. Und wer ein Einfamilienhaus in München (bis 200 Quadratmeter Wohnfläche; 100 bis 800 Quadratmeter Grundstücksfläche) kaufen will, muss im Schnitt bereits 1,3 Millionen Euro hinlegen.