Essen. Im Wohnhochhaus an der Huyssenallee soll Mitte 2022 Einzug sein - bei Mieten bis 19,50 Euro pro Quadratmeter. Es gibt aber auch Preiswerteres.
Hochhäuser sind für Essen prägend, aber für die Ewigkeit sind auch sie nicht gebaut. Das lässt sich derzeit schön an der Huyssenallee besichtigen, wo eines der RWE-Hochhäuser gerade fällt, während parallel wenige hundert Meter weiter der Wohnturm gegenüber der Philharmonie seine endgültige Höhe erreicht hat. Beim jüngst gefeierten Richtfest stellte Oberbürgermeister Thomas Kufen klar, dass er diese Entwicklung gutheißt und weiter forcieren will: „Hochhäuser sind ein Sinnbild für unsere Stadt.“
Wohnhochhaus ist nur ein Bestandteil des „Huyssen-Quartier Essen“
Dass die Stadt Essen freundlich mit Investoren umgeht, die neuen Wohnraum schaffen, bestätigte der Unternehmer Peter Jänsch, der im „Huyssen Quartier Essen“ mit dem Wohnturm als Ausrufezeichen 80 Millionen Euro investiert. „Ich baue zurzeit in vielen Städten, aber am liebsten in Essen.“ Ein Hochhaus in einem dicht besiedelten Gebiet, nahe der U-Bahn und der Philharmonie, sei kein einfaches Unterfangen. „Danke, dass sie uns lösungsorientiert begleitet haben“, so Jänsch an die anwesenden Mitarbeiter der Bau- und Planungsverwaltung.
Projektleiterin Kerstin Memering und Heinrich Schulze, Niederlassungsleiter von Generalunternehmer Zech Bau, erinnerten an die zahlreichen Schwierigkeiten, die für einen Bau dieser Größenordnung kaum ausbleiben können: Bei den Grundierungsarbeiten stieß man etwa auf unerwartetes Felsgestein, aber auch Reste eines Kohlenflözes. 1000 Lkw-Ladungen mit Bauschutt verließen das Areal, bis zu 450 gleichzeitige arbeitende Handwerker waren täglich zu koordinieren. Immerhin aber: Die absehbare Fertigstellung liegt derzeit sogar vor dem ursprünglichen Zeitplan.
Weitere Wohnungen entstehen an der Rückseite des Turms an der Dreilindenstraße
Nach über anderthalb Jahren Rohbauzeit kann nun jedenfalls der Innenausbau beginnen, wobei der 60 Meter hohe Turm direkt gegenüber der Philharmonie flankiert wird von weiteren neuen Wohn- und Bürohäusern, die im Rahmen des Projekts entstehen. Von den insgesamt 109 Mietwohnungen entstehen 44 an der Rückseite der Turms an der Dreilindenstraße, die Hälfte dieser Wohnungen, 22 also, sind sozial gebunden und für 6,20 Euro pro Quadratmeter zu haben.
Für die 22 Wohnungen ohne Sozialbindung muss schon erheblich tiefer in die Tasche gegriffen werden. Sie kosten im Schnitt 12,50 pro Quadratmeter, für Essener Verhältnisse auch im Neubausektor abseits der bekannten Nobelviertel ein stolzer Preis. Die Dreilindenstraße ist keine schlechte Gegend, aber weder ein Villenviertel noch eine angesagte urbane Altbaustraße.
Die Preise im Wohnturm beginnen bei 14 Euro pro Quadratmeter
Im Wohnturm, der „Phil“ getauft wurde, beginnen die Preise für die 65 Wohnungen bei 14 Euro und gehen hoch bis zu 19,50 Euro – alles immer plus Nebenkosten, versteht sich. Wer die oberste Etage mit der 450 Quadratmeter großen Luxuswohnung und dem grandiosem Ausblick mieten will, muss folglich fast 9000 Euro Kaltmiete auf den Tisch legen. Dafür gibt’s neben einem großzügigen Raumprogramm unter anderem mehrere Dachterrassen, Fitnessraum und einen Fahrstuhl in die Wohnung.
Nach unten werden die Wohnungen dann kleiner und günstiger. Zunächst gibt es noch zwei Wohnungen pro Etage, weiter unten dann vier und schließlich noch kleinere Zuschnitte. Auch sie dürften nichts für den ganz kleinen Geldbeutel sein, doch fehlt es in Essen ohnehin eher an Wohnraum für gehobene Bedürfnisse. Interessenten für das „Huyssen-Quartier“ gebe es deshalb genug, betont Jänsch, die Vermarktung soll bald starten, eine Webseite in Vorbereitung. Die Rede ist von derzeit 150 ernsthaften Anfragen.
Über eine Ankaufsoption können auch Käufer zum Zuge kommen – aber erst später
Wer als Käufer ein Auge auf das Huyssen-Quartier geworfen hat, wird sich allerdings gedulden müssen. Entgegen der ursprünglichen Planung will Jänsch zunächst Komplett-Eigentümer bleiben und sich erst später von den Wohnungen trennen. „Mieter, die das wünschen, können gemeinsam mit dem Mietvertrag eine notarielle Ankaufsoption abschließen und nach Ablauf von sechs Jahren ihre Wohnung kaufen“, so Jänsch. Ein Teil der gezahlten Miete werde auf den Kaufpreis angerechnet. „So schaffen wir eine interessenverbindende Struktur, damit das Huyssen-Quartier auch langfristig gut erhalten bleibt.“
Als erstes bezugfertig sind die Büros an der Huyssenallee/Ecke Heinrichstraße, die mit ihren 4200 Quadratmetern komplett an die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC vermietet sind und Ende 2021 bezogen werden können. werden ab Anfang Januar bezugsfertig sein. Es folgen die kleineren Häuser an der Dreilindenstraße – Vermarktungsname: „MonaLisa“ – in denen der Einzug Anfang 2022 geplant ist. Der Turm schließlich wird voraussichtlich im Sommer 2022 die ersten Bewohner sehen. Im Erdgeschoss es auf rund 350 Quadratmetern Platz für einige Geschäfte und Gastronomien geben.
Südlich neben dem dem 16-stöckigen Turm hat Jänsch an der Huyssenallee noch einen Altbau aus den 1960er Jahren gekauft, der nach der im Mai 2022 erfolgten Sanierung „Henry“ heißen soll und weitere 2200 Quadratmeter Büroraum bietet.
Bruttogeschossfläche von 28.000 Quadratmetern
Weitere Zahlen: Mit dem Huyssen-Quartier Essen (HQE) entsteht im Südviertel ein Gebäudeensemble mit ca. 28.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche. Zuvor waren hier Büros und Wohnungen, aber in geringerer Zahl und teilweise mäßiger Qualität. Die Grundstücksfläche beträgt insgesamt rund 3.800 Quadratmeter, die dreigeschossige Tiefgarage bietet etwas mehr als 200 Stellplätze. Alle 109 Wohnungen zusammen haben eine Fläche von über 10.000 Quadratmetern.