Essen. Die Planungen für den Radschnellweg RS1 und das Eltingviertel in Essen werden konkreter. So soll es dort aussehen.
Der Bau des Radschnellweges RS1 durch das Eltingviertel und die städtebauliche Aufwertung des nördlich der Essener Innenstadt gelegenen Wohnquartiers erinnern an eine zeitraubende Bergetappe: Es geht nur im Schritttempo voran. Zur Erinnerung: Im November 2019 hatte der Rat der Stadt beschlossen, die Planungen voranzutreiben. Mittlerweile liegt ein städtebauliches Konzept vor, im Auftrag der Stadt erstellt von der Planergruppe Oberhausen/Astoc Architekten, das man durchaus vielversprechend nennen darf.
Zwar haben die Planer Abstand von der Aufsehen erregenden Idee genommen, den Radschnellweg durch Häuser und über Dächer zu führen; diese Variante hatte sich nach eingehender Prüfung als technisch aufwendig und rechtlich kompliziert erwiesen und war deshalb verworfen worden. Vorgesehen ist nun eine von Grün durchzogene, lockere Bebauung zu beiden Seiten des Bahndamms, der das Eltingviertel von der Innenstadt trennt.
Die Essener Innenstadt wird über eine Rampe an den Radschnellweg RS1 angeschlossen
Diese städtebauliche Barriere soll zu beiden Seiten teilweise abgetragen werden, so dass etwa 60 Prozent des heutigen Bauwerks verschwinden wird. Rund 14 Millionen Euro wird das nach Angaben der Stadt kosten. Der Radschnellweg soll auf dem verbliebenen Damm in etwa sechs Meter Höhe durch das Eltingviertel geführt werden. Die Innenstadt wird über eine Rampe an der Altenessener Straße an den RS1 angebunden.
Die geplante Wohnbebauung rückt nach dem Entwurf der Planer teilweise unmittelbar an den Radschnellweg heran. Aus gutem Grund: Vom RS1 soll es direkte Zugänge zu den Fahrradgaragen der neuen Gebäude geben. „Das Fahrrad als zukünftiges und umweltfreundliches Fortbewegungsmittel wird in den Mittelpunkt des Quartierskonzeptes gerückt“, heißt es vonseiten des Stadtplanungsamtes.
240 neue Wohnungen sollen im Eltingviertel entstehen. Von der 50 Quadratmeter großen Einzimmer-Wohnung bis zu zur Fünfzimmer-Wohnung mit 105 Quadratmetern ist alles dabei. Die oberen Geschosse ragen teils über den Radschnellweges hinaus. Vom Wohnzimmersessel aus gibt es also was zu sehen. Die Stadt spricht von einer „neuen Adresse“. Wer mittelfristig eine Wohnung in City-Nähe sucht, sollte sich diese vielleicht vormerken.
Das alles ist nicht in Stein gemeißelt. Das gilt für die Entwicklungsgesellschaft unter Beteiligung des Allbau, die das Projekt realisieren soll, die aber noch nicht gegründet ist. Und das gilt natürlich für den Zuschnitt der Gebäude. Das städtebauliche Konzept ist lediglich die Grundlage für einen noch aufzustellenden Bebauungsplan.
Der Vorstoß der SPD, bereits festzulegen, dass 50 Prozent der Wohnungen mit öffentlicher Förderung gebaut werden sollten, um somit vergleichsweise günstigen Wohnraum anbieten zu können, fand im Planungsausschuss des Stadtrates keine Mehrheit. Über den Anteil an preisgebundenen Wohnungen wird wohl später noch zu reden sein.
Radschnellweg und Wohnbebauung können unabhängig voneinander realisiert werden
Fest steht: Der Radschnellweg und die geplante Bebauung können laut Planungsverwaltung unabhängig voneinander realisiert werden. Den Verlauf der Trasse haben Stadt Essen, Straßen NRW, und die für Flächen der Bahn zuständige Entwicklungsgesellschaft (BEG) miteinander abgestimmt, heißt es. Noch wird der Bahndamm allerdings von Güterzügen genutzt. Sie rangieren dort, um das Betriebsgelände von Evonik jenseits der Schützenbahn anzufahren.
Das Eltingviertel
Das nördlich der Innenstadt gelegene Eltingviertel verdankt seinen Namen dem Unternehmer Hermann Elting. Der Sägewerksbesitzer ließ das Wohnquartier Ende des 19. Jahrhunderts in der Nähe der Zeche Victoria Mathias errichten. Innerhalb von 20 Jahren entstand eine Siedlung aus Mietshäusern im Gründerzeitstil, von denen einige noch erhalten sind. Durch das Viertel verläuft die Trasse der ehemaligen Rheinischen Bahn. Sie soll auch dort zum Radschnellweg umgebaut werden. Überlegungen für einen ebenerdigen Verlauf der Trasse hatte die Politik 2019 verworfen.
Der Gleisanschluss soll deshalb, wie berichtet, auf die östliche Seite des Evonik-Geländes verlegt werden. Der mit dem Bau des Radschnellweges betraute Landesbetrieb Straßen NRW hat ein Ingenieurbüro beauftragt, dafür eine Planung zu erstellen. Der Antrag auf Genehmigung des neuen Gleisanschlusses wird laut Straßen NRW voraussichtlich bis Jahresende fertiggestellt. Angekündigt hatte der Landesbetrieb dies bereits für das Frühjahr 2021. Das Genehmigungsverfahren dürfte ein bis eineinhalb Jahre dauern, hieß es seinerzeit.
Erst nach Fertigstellung des neuen Evonik-Gleises kann Straßen NRW bei der Bahngesellschaft den Antrag auf „Freistellung von Bahnbetriebszwecken“ stellen. Erst wenn die Bahn grünes Licht gibt, kann der RS1 durchs Eltingviertel geführt werden. Vor zwei Jahren hatte Straßen NRW für die Fertigstellung des RS1 in Essen 2025 ins Auge gefasst. Ob das zu halten ist, bleibt abzuwarten.